
Im Congress Centrum an der Bürgerweide fand am Sonnabend das 188. Stiftungsfest der Bremer Eiswette statt. Ehrengäste waren Holger Münch und Udo di Fabio.
Naht ein Staatsgast? Die Musik schien es anzudeuten, als sich am Sonnabend kurz nach 15 Uhr die Türen zum Festsaal des Congress Centrums öffneten und das Heeresmusikkorps Hannover den "Preußischen Präsentiermarsch" anstimmte. Tatsächlich hielten sogar zwei Präsidenten Einzug – allerdings keine Staatsoberhäupter. Der eine war Eiswettpräsident Patrick Wendisch, und in seiner Begleitung der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Holger Münch, ein Karrierebeamter mit ausgeprägter Bremer Vergangenheit.
Münch war neben dem früheren Bundesverfassungsrichter Udo di Fabio Ehrengast des 188. Stiftungsfestes der Bremer Eiswette. Wie in den Vorjahren hatte das Eiswettpräsidium für das dritte Januar-Wochenende 800 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft eingeladen. Viele Auswärtige unter ihnen kamen ohne konkrete Vorstellungen von der Stadt. "Diese positiv zu prägen, ist einer der Zwecke, die das Stiftungsfest erfüllt. Die Eiswettefördert auch das Standortmarketing", so Stefan Bellinger.
DFB-Chef Grindel zum zweiten Mal dabei
Der Zeremonienmeister hatte ab 14 Uhr auf der Empore des Congress Centrums zahlreiche Hände zu schütteln. Neben örtlicher Prominenz und Vertretern des Senats begrüßte er unter anderem den Vorstandschef des Chemieriesen BASF, Kurt Bock, und den Präsidenten des Deutschen Fußballbundes, Reinhard Grindel. Dem streng getakteten Zeitplan folgend, hatten die Eiswettgenossen und ihre Gäste eine Dreiviertelstunde Zeit, im Foyer zwanglos plauschend beisammenzustehen und neue Bekanntschaften zu machen. Mitten drin: der Bremer Erfolgsautor David Safier.
Eine Gelegenheit, sich für eine neue Romanhandlung inspirieren zu lassen? "Nein, ich nehme meine Figuren nie aus dem richtigen Leben. Ich möchte vermeiden, dass die Leute später mal mit der Heugabel vor meiner Tür stehen", flachste Safier. DFB-Boss Grindel zwar zum zweiten Mal Eiswett-Gast. Vor zehn Jahren hatte er erstmals am Stiftungsessen teilgenommen, und zwar auf Einladung des damaligen Kulturstaatsministers Bernd Neumann. "Bei der Eiswettewird den Gästen unter anderem nahe gebracht, dass Bremen über eine sehr vielfältige und innovative Wirtschaft verfügt. Ich bin überzeugt, dass das dem Ansehen Bremens nützt", äußerte Grindel.
Punkt 14.45 Uhr erklang eine Fanfare – das Signal an die Gäste, sich allmählich in den Festsaal zu begeben, wo die "Eisschollen" genannten Tische in festlichem Weiß gedeckt waren. Zuvor trugen sich Holger Münch und Udo di Fabio noch gemeinsam mit Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) ins Gästebuch der Eiswette ein. Der Füller, den man ihnen gereicht hatte, "leckte" ein wenig. Sieling nahm seinen schwarzen Daumen mit Humor. "Nächstes Mal trag ich mich halt mit Daumenabdruck ein", scherzte der Senatspräsident.
Humoristische Seitenhiebe auf den Staat
Kurz nach 15 Uhr schlossen sich die Türen zum großen Saal, die Eiswettgenossen und ihre Gäste nahmen Platz, um launige Reden zu hören und zu tafeln, unter anderem Kohl und Pinkel. In seiner Begrüßungsrede setzte sich Eiswett-Präsident Patrick Wendisch kritisch mit dem Begriff der „Political correctness“ auseinander. „In Bremen sind wir moralisch sauber, hier gilt nicht mal Bayern als sicheres Herkunftsland", spottete er. Einen großen Lacher erzielte er mit dem Hinweis, die Bremer lebten länger als andere, weil die Ausstellung der Sterbeurkunde sechs Wochen länger dauere – ein Seitenhieb auf den Senat, der im vergangenen Jahr große Probleme mit dem Standesamt hatte.
Notarius publicus Thomas Röwekamp, besser bekannt als CDU-Fraktionschef in der Bürgerschaft, machte in seiner humoristischen Rede vor allem die hohe Verschuldung Bremens zum Thema. Sein Spott galt aber nicht nur Rot-Grün, sondern auch der eigenen Partei. Der frühere Verfassungsrichter Udo di Fabio, der die Deutschland- und Bremen-Rede hielt, ging auf die politischen Erfolge der Populisten, die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten, das Brexit-Votum in Großbritannien und die Folgen für Europa ein. Sowohl die USA als auch das Vereinigte Königreich verabschiedeten sich derzeit von den Ideen eines atlantischen Völkerrechts, die von den Alliierten bereits während des Zweiten Weltkriegs etabliert worden sei, sagte der Rechtswissenschaftler.
"Europa scheint blockiert", so di Fabio, "weil heute die politischen Eliten durch den Aufstieg der Populisten blockiert sind." Der Kontinent sitze derzeit "ein Stück weit in der Populismusfalle". Mit Blick auf das bürgerschaftliche Engagement in der Gesellschaft sagte di Fabio: "Wer Freiheit will, muss die Fähigkeit zur Bindung besitzen." Für dieses Prinzip stehe auch die Bremer Eiswette mit ihrem enormen Spendenaufkommen für einen gemeinnützigen Zweck. Das Ergebnis der Sammlung stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.
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