
Gerade erst wurde frohgemut nach vorne geschaut – das Bremer Loch ist Geschichte, hieß es vonseiten der Behörden und des Investors, der Rohbau beginnt. Und nun das: wieder Probleme in der Grube vor dem Hauptbahnhof.
Die Bremer Straßenbahn AG (BSAG) hat deshalb am Dienstagabend die Gleise A und B gesperrt. Sie führen direkt an der Baustelle vorbei und waren schon einmal aus dem Betrieb genommen worden, nachdem sich in dem Bereich die Erde gesenkt hatte. Dieses Mal, so die BSAG, ist es reine Vorsorge. Der Investor hatte Mängel bei der Befestigung der Spundwand gemeldet.
Schwierigkeiten mit den Erdankern
Es handelt sich nach Angaben der Hamburger Achim-Griese-Treuhandgesellschaft, die für das 100-Millionen-Projekt mit den zwei Bauten des Architekten Max Dudler verantwortlich ist, um Schwierigkeiten mit den Erdankern. Sie sorgen dafür, dass die Grube stabil bleibt.
Bei routinemäßigen Sicherheitsüberprüfungen sei festgestellt worden, dass die Ankerverschlüsse in der mittleren von drei Lagen entweder falsch gewählt wurden oder defekt sind. Im schlimmsten Fall könnte das dazu führen, dass sie platzen. Der Druck auf die Verschlüsse ist enorm. Die Zugkraft beträgt mehrere Tonnen. Jede Unregelmäßigkeit kann deshalb schwerwiegende Folgen haben.
„Kollabieren kann die Wand nicht“, versichert Griese-Geschäftsführer Ulf Wachholtz. Sollten die Verschlüsse platzen, gebe es an den Stellen allenfalls Auswölbungen. Schlimm genug, denn dann könnte zunächst einmal nicht weitergebaut werden. Schlimm, aber keine Gefahr, wenn Wachholtz recht hat. „Hier geht es um die Ausbesserung eines Mangels, der noch zu keinen Schäden geführt hat. Um nicht mehr und nicht weniger.“
BSAG lässt die beiden Gleise vorerst unbenutzt
Die Erdanker führen an den vier Seiten der Grube waagerecht mehr als zehn Meter tief in die Erde hinein und sind mit Beton ummantelt. Weil sie den Untergrund der Straßenbahngleise erreichen und nicht vollkommen ausgeschlossen werden kann, dass bei der Reparatur die Erde neu in Bewegung gerät, lässt die BSAG die beiden Gleise vorerst unbenutzt liegen.
Die Bahnen der Straßenbahnlinie 4 und der Buslinie 25 werden während der Sperrung über die benachbarten Gleise geführt, wie das Verkehrsunternehmen mitteilt.
Die Baubehörde bemühte sich am Abend, den neuerlichen Vorfall im sogenannten Bremer Loch nicht unnötig zu dramatisieren. „Es gibt keinen Baustopp, bisher ist an keiner Stelle die Erde abgesackt, und die Hochstraße steht wie eine Eins“, erklärte Behördensprecher Jens Tittmann. Die BSAG sei lediglich auf Nummer sicher gegangen. Klar sei aber wohl, dass man bei den Bauarbeiten mit weiteren Verzögerungen rechnen müsse.
Wegen der Absackungen konnte fast ein halbes Jahr lang nicht weiter in die Tiefe gegangen werden. Der Investor stritt sich mit dem Schweizer Tiefbauunternehmen Implenia monatelang über die Ursachen. Es gab Gutachten und Gegengutachten. Der Konflikt eskalierte, bis Griese schließlich die Reißleine zog und Implenia von der Baustelle warf.
Seitdem haben die Hamburger das Zepter selbst in der Hand und beschäftigen für die restlichen Arbeiten in der Grube diverse Subunternehmen. In diesen Tagen sollte der Rohbauer, eine Firma aus Berlin, übernehmen. Doch das dürfte jetzt noch ein bisschen dauern.
Verzögerung von einigen Wochen
„Das nervt uns natürlich alle, aber es ist keine Katastrophe“, sagt Wachholtz. Er könne noch nicht absehen, wie viel Zeit die Reparatur in Anspruch nimmt, zumal noch nicht komplett erfasst sei, wie viele der Ankerverschlüsse ausgetauscht werden müssten. Mit einigen Wochen könne man aber sicherlich rechnen. Es müsse in der Grube an verschiedenen Stellen wieder Sand aufgeschüttet werden, um mit schwerem Gerät an die zweite Ankerlage zu gelangen.
Schon der Baustopp hatte hohe Kosten verursacht. Hinzu kam der Aufwand, um die Gleise der BSAG neu zu unterfüttern und die leicht geneigte Hochstraße wieder ins Lot zu bringen. Das waren die Arbeiten seit Mai. Jetzt wird es noch einmal außerplanmäßig teuer. Was der Stadt an Schaden entstanden ist, muss von privater Seite ausgeglichen werden. Aber wer zahlt? Implenia oder der Investor?
„Nach dem jüngsten Vorfall ist das für mich sehr eindeutig“, sagt der Griese-Geschäftsführer, „es ist ein fehlerhaftes Produkt abgeliefert worden, dafür haften muss der Verursacher“. Mit Implenia seien sie weiterhin in Kontakt. Wachholtz: „Wenn die selbst reparieren wollen, habe ich kein Problem damit.“
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Die bisher angefallenen Kosten sollte der Verursacher dieser "Panne", wenn es denn ...