
Die Mitarbeiter im Jugendamt brauchen dringend Unterstützung, darin sind sich alle Fraktionen der Bremischen Bürgerschaft einig. 20 Stellen seien nicht besetzt, weil das Amt für soziale Dienste das entsprechende Personal nicht finde, sagte Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne) am Dienstag bei der Diskussion in der Bürgerschaft.
Die Mitarbeiter, die da sind, müssen entsprechend mehr Fälle bearbeiten. „Ich nehme das ernst, das ist kein Zustand, der von Dauer sein darf. Man darf Menschen auf Dauer nicht so ausnutzen“, sagte sie. Eine Chance, das zu ändern, sieht sie in der besseren Bezahlung der Sachbearbeiter.
Sachbearbeiter bekommen mehr Geld
Um mehr Personal zu finden, hat der Senat vor kurzem beschlossen, die Sachbearbeiter im Jugendamt besser zu bezahlen. Sie werden eine Tarifgruppe höher eingestuft und bekommen damit das gleiche Gehalt wie ihre Kollegen im niedersächsischen Umland.
„Damit wir Schritt halten können mit anderen Städten und als attraktiverer Arbeitgeber wahrgenommen werden“, erklärte Stahmann diese Entscheidung des Senats. Sie sei optimistisch, dass das funktioniere, die Behörde habe bereits 24 Bewerbungen für vakante Stellen erhalten.
Solch eine Höherstufung der Jugendamtsmitarbeiter hatte die Fraktion der Linken bereits vor einem Jahr gefordert, daran erinnerte Sofia Leonidakis, kinderpolitische Sprecherin der Linken, zu Beginn der Diskussion in der Bürgerschaft.
Briefe von Mitarbeitern
„Diese Aufwertung war überfällig. Der Senat hat damit gewartet, bis Brandbriefe geschrieben wurden“, sagte sie und spielte damit auf Briefe von Mitarbeitern des Amts für soziale Dienste an, in denen diese die Zustände beklagt hatten. In einem anonymen Brief war von „katastrophalen Zuständen im Jugendamt“, von Mitarbeitern, die „am Rande der Erschöpfung“ arbeiten und von „massiven Personallücken“ die Rede.
Sofia Leonidakis sprach von durchschnittlich 77 Fällen, die ein Casemanager im Jugendamt zu bearbeiten habe. Sie forderte eine Begrenzung der Fallzahlen. „Das Jugendamt braucht ein Personalverstärkungsprogramm“, sagte sie.
Auch Maike Schaefer, die Fraktionsvorsitzende der Grünen, sprach sich dafür aus, die Fallzahlen pro Sachbearbeiter zu begrenzen. „Das Ziel muss sein, dass die Personalsituation verbessert wird“, sagte sie. Ähnlich äußerten sich die Redner von CDU und FDP.
Während der Diskussion waren die Besucherreihen in der Bremischen Bürgerschaft voll besetzt, viele Mitarbeiter des Jugendamtes waren zum Zuhören gekommen. Unter ihnen war auch Mark Birnstiel, der im Personalrat des Amts für soziale Dienste für das Jugendamt zuständig ist und sich als Gewerkschafter für eine bessere Bezahlung der Mitarbeiter eingesetzt hatte.
Obergrenze von 28 Fällen pro Sachbearbeiter
„Offen und ehrlich“ fand er die Diskussion. „Für mich interessant und neu war, dass alle politischen Parteien die Fallzahlobergrenzen für sich entdeckt haben. Daran werde ich sie als Gewerkschafter im Frühjahr erinnern.“ Die Gewerkschaft Verdi trete für eine Obergrenze von 28 Fällen pro Sachbearbeiter ein, und das sei auch seine Forderung.
„Eine der schwierigsten sozialen Aufgaben ist die Arbeit des Jugendamtes“, sagte Klaus Möhle, der sozialpolitische Sprecher der SPD-Fraktion. Kevin sei vor zehn Jahren zu Tode gekommen, weil das Jugendamt in seiner Wächterfunktion versagt habe. „Seitdem haben sich sehr viele Dinge zum Positiven verändert“, sagte Möhle. Zum Beispiel sei das Vier-Augen-Prinzip eingeführt worden.
Das sei sinnvoll, aber eben auch personalintensiv. Das Jugendamt brauche mehr Personal, der Bedarf wachse, die Zahl der Inobhutnahmen sei gestiegen. Inobhutnahme bedeutet, dass das Jugendamt ein Kind aus der Familie nimmt, weil es das Kindeswohl gefährdet sieht.
Was ist mit der Gesellschaft los?
„Ich wünsche mir, dass wir weniger über das Jugendamt reden und mehr darüber, was mit dieser Gesellschaft los ist“, sagte Möhle. Man müsse herausfinden, warum immer mehr Eltern nicht in der Lage seien, richtig mit ihren Kindern umzugehen.
Ein großes Problem im Jugendamt ist der ständige Wechsel beim Personal. „57,5 Prozent der Jugendamts-Mitarbeiter sind nach fünf Jahren nicht mehr da. Da stimmt doch was mit den Arbeitsbedingungen nicht“, sagte Sandra Ahrens, CDU-Fraktionssprecherin für Kinder, Jugend und Familie.
Diese müssten verbessert werden, um die Situation im Jugendamt dauerhaft zu verändern. Neue Mitarbeiter bräuchten eine echte Einarbeitung und es müsse eine „vernünftige Vertretungsregelung“ geben, wenn Mitarbeiter krank werden.
Im Bericht des Senats ist zu lesen, dass die Mitarbeiter im Jugendamt derzeit nur bestimmte Aufgaben voll erfüllen. Interne Fachvorgaben stellten sicher, „dass in allen Fällen unmittelbarer Kindeswohlgefährdung eine unverzügliche Intervention und Hilfeplanung einschließlich sofortiger Schutzmaßnahmen erfolgt“.
Warten müssen allgemeine Beratungen, die Fortschreibung von Hilfeplänen und die Falldokumentation. „Wir können vorübergehend mit einer Priorisierung leben“, sagte Maike Schaefer. „Das darf aber kein Dauerzustand sein.“
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