
Große Aufregung für die Schüler und Lehrer in der Neustadt: Einer der fünf zweiten Plätze des Deutschen Schulpreises geht an die Grundschule am Buntentor-steinweg. Der Preis ist mit 25 000 Euro dotiert. Eine zehnköpfige Delegation reiste am Mittwoch zur Preisverleihung nach Berlin. Zur Verleihung kam auch Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Musik, festliche Stimmung, 300 Menschen und diverse Kamerateams in der Heilig-Kreuz-Kirche in Berlin-Kreuzberg: Schulleiterin Meike Baasen und vor allem die Kinder sind am Telefon kurz nach der Preisverleihung ganz aufgekratzt. „Wir haben es noch gar nicht so ganz kapiert, dass wir tatsächlich gewonnen haben“, erzählt Baasen mitten im Trubel. Leitung und Lehrer haben gehofft, aber nicht unbedingt damit gerechnet, dass sie bei so viel Konkurrenz einen Preis gewinnen könnten.
Anders sieht das die mitgereiste Schülerin Mathilde Rösner, die zum ersten Mal in ihrem Leben in Berlin ist: „Ja, ich hab’ gedacht, dass wir gewinnen“, sagt die Zehnjährige mit fester Stimme. Was ihr an ihrer Schule besonders gefällt? „Dass wir so viel Zeit zum Spielen haben und so selbstständig arbeiten können.“ Mathilde geht in die vierte Klasse und ist Sprecherin ihrer Lerngruppe. Dadurch sitzt sie auch im Schülerparlament. Und dieses Gremium soll gemeinsam mit Lehrern und Elternvertretern mitbestimmen, was die Schule mit dem Preisgeld machen wird, sagt Baasen.
Live-Übertragung auf großer Leinwand
Der Rest der Schule sah sich in Bremen die Live-Übertragung von der Preisverleihung auf großer Leinwand an – in einem Kinosaal. Die Grundschule am Buntentor-steinweg also fast völlig leer: 260 Schüler, alle Lehrer und einige Elternvertreter und ehrenamtliche Helfer rückten gemeinsam zum Kino aus. Das Cinemaxx stellte den Saal kostenlos zur Verfügung, die BSAG holte die Schüler mit einer historischen Straßenbahn und einem Gelenkbus ab. Alle wollten ermöglichen, dass die Kinder live mitfiebern können. Und mitgefiebert wird an der Grundschule am Buntentor-steinweg im Prinzip schon seit März, als sich eine Kommission der Jury den Schulalltag genauer ansah (wir berichteten).
Die Jury lobt vor allem das System zum eigenständigen Lernen, das einen guten Umgang mit den sehr gemischten Klassen ermögliche – im Einzugsgebiet der Schule gibt es viele zerrüttete Familien. Die Schule entwickelte sich von einer Brennpunktschule zur nun preisgekrönten Einrichtung: „Mittlerweile schicken auch Bildungsbürger ihre Kinder auf die Schule, dank der individuellen Förderung“, heißt es in der Laudatio. Der Deutsche Schulpreis wird von der Robert-Bosch-Stiftung und der Heidehof-Stiftung getragen.
Miteinander statt Einzelkämpfer
Die Grundschule am Buntentorsteinweg wurde in eine Ganztagsschule umgewandelt, und als eine der ersten Bremer Schulen legte man hier die erste und zweite Klasse zusammen. Heute gibt es statt traditioneller Schulklassen altersgemischte Lerngruppen: Der erste und zweite Jahrgang sowie der dritte und vierte werden gemeinsam unterrichtet. Dabei folgt jedes Kind dem eigenen Lerntempo – mit individuellem Lernplan. Wer schnell lernt, kann schon nach einem Jahr statt regulär zwei Jahren in die Gruppe der Älteren wechseln, erklärt Konrektor Bastian Rojahn. Wer mehr Zeit braucht, kann ein halbes Jahr oder ein Jahr länger in seiner Gruppe bleiben.
Und: Die Lehrer unterrichten die Lerngruppen nicht allein, sondern in Teams. Die Schule wurde unter anderem für das gute Klima im Kollegium ausgezeichnet. „Es gibt keine Einzelkämpfer, nur Miteinander“, sagt auch Lehrerin Jana Schlösser. Sie steht gerade mit mehreren Kolleginnen und Kollegen auf dem Schulhof – mittags ist nach dem Kinobesuch wieder Leben an der Schule eingekehrt. Alle vier Lehrkräfte auf dem Hof sind jung, alle sind Teil eines Teams, das sich um die Schüler kümmert. Die Lehrerin für die Lerngruppe der ersten und zweiten Jahrgangsstufe unterrichtet auch Deutsch bei der dritten und vierten Stufe. Die Lehrerin der Älteren gibt dafür bei den Jüngeren auch Mathematik. Nicht eine Klassenlehrerin ist allein Hauptansprechpartnerin für die Schüler, sondern mehrere Lehrer und Sonderpädagogen müssen sich gemeinsam auf ein Vorgehen und auf Ziele einigen. „Meine Schüler, deine Schüler, das gibt es hier nicht“, sagt Konrektor Rojahn. „Das Besondere bei uns ist eigentlich die gute Zusammenarbeit mit meiner Partnerin, die als Erzieherin die Klasse mit mir betreut“, erklärt Lehrerin Lina Neuber.
Mehr Personal für die Umsetzung der Inklusion wünscht sich dennoch auch Schulleiterin Baasen. Allerdings: Weil jedes Kind seinen persönlichen Lernplan verfolgt, seien kurze Krankheitsausfälle besser zu überbrücken. Die Kinder würden dann auf andere Gruppen verteilt, folgten aber weiter ihren eigenen Lernplänen.
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