
Etwa 67.500 Mal sollen Bremen-Gäste im vergangenen Jahr gegen Geld in Privatwohnungen übernachtet haben – und damit nicht in Hotels oder anderen Beherbergungsbetrieben.
Das geht aus einer Untersuchung hervor, die die Gesellschaft für Beteiligungen und Immobilienentwicklungen AG (GBI) am Montag vorgelegt hat.
Die GBI hat dafür Onlineportale wie Airbnb, Wimdu und 9flats untersucht. Dort können Privatleute Wohnraum auf Zeit anbieten, entweder tage- oder auch wochenweise. Dafür kassieren sie und der Vermittler, der Betreiber des Onlineportals, Geld von den Gästen. Dies wird zum Beispiel von Touristen genutzt, die für begrenzte Zeit günstig in einer Bremer Privatwohnung übernachten wollen.
Die GBI machte 2015 für die Untersuchung Stichproben bei den drei Marktführerportalen Airbnb, Wimdu und 9Flats mit Anfragen für Bremer Wohnungen. Die Ergebnisse wurden hochgerechnet. Nur solche Zimmerangebote seien berücksichtigt worden, die auch Toiletten und Bad beinhalteten und damit „in Konkurrenz zu Hotelübernachtungen stehen“, heißt es in der Untersuchung. Der Immobilienentwickler will mit der Stichprobe etwa 400 Unterkünfte in Bremen ausfindig gemacht haben, die regelmäßig vermietet würden.
Dehoga vermisst Standards
Dem Arbeitgeberverband des bremischen Gastgewerbes in Bremen und Bremerhaven (Dehoga) ist die durch die Onlineportale entstandene Konkurrenz ein Dorn im Auge. Bei den Unterkünften würden viele Standards außer Acht gelassen, etwa in den Bereichen Sicherheit, Feuerschutz oder Hygiene, sagte Thomas Schlüter, Geschäftsführer der Dehoga: „Da haben zum Beispiel Hotels höhere Auflagen und auch eine andere Kostenstruktur. Wer gewerblich Wohnraum vermietet, sollte auch die Standards einhalten müssen. Wir wollen Chancengleichheit“, sagte Schlüter.
Dies hatte die Dehoga bereits vergangenen Januar in einem Brief an Bürgermeister Carsten Sieling formuliert. Die Privatvermietung auf den Onlineportalen führe zu Steuerausfällen, hieß es bei der Dehoga, da sich in diesem Bereich auch schwarze Schafe tummelten, die sich nicht gewerblich anmelden und so Steuern sparen würden. Im Antwortschreiben aus der Senatskanzlei im März stand, es gebe keine belastbaren Zahlen zum Markt an privaten Übernachtungsangeboten in Bremen, auch wenn es im Interesse des Senats sei, „Steuerausfälle gering zu halten“.
Aus dem Wirtschaftsressort hieß es, man müsse beobachten, wie sich die Lage entwickle. „Bei der guten Auslastung der Bremer Beherbergungsbetriebe kann zumindest dort von einer Krise keine Rede sein“, sagte ein Sprecher am Montag.
"Onlinevermittler sind keine Konkurrenz"
Auch die Bremer Touristik Zentrale (BTZ) übt sich in Zurückhaltung. Bei etwa zwei Millionen Übernachtungen im Jahr, die in der offiziellen Statistik genannt werden, fielen die 67.500 inoffiziellen Übernachtungen kaum ins Gewicht, sagte der Geschäftsführer der BTZ, Peter Siemering. „Das ist in Berlin, Hamburg und München ein Problem, aber hier in Bremen haben wir einen kleineren Markt und traditionell ein ausreichendes Angebot an günstigen gewerblichen Übernachtungsmöglichkeiten, etwa Ferienwohnungen oder Campingstellplätze. In Bremen sind die Onlinevermittler keine wirkliche Konkurrenz“, sagte Siemering. Ein Problem sei es allerdings, dass in stark angespannten Wohnungsmärkten durch dauerhafte Kurzzeitvermietung Wohnflächen zweckentfremdet würden.
Deutlich wurde das in den vergangenen Jahren besonders in Berlin, wo in einigen Stadtteilen im großen Stil und großflächig Wohnraum als Unterkunft an Touristen vermietet wurde. Dort ist seit Mai 2014 die Zweckentfremdung von Wohnraum gesetzlich verboten. Die GBI geht in der Untersuchung davon aus, dass zu den offiziellen 30 Millionen Übernachtungen in Berlin immer noch etwa 20 Prozent an inoffiziellen Übernachtungen dazu zu rechnen seien. In Bremen sind es demnach nur drei Prozent. Der Bremer Senat antwortete im Januar auf eine Kleine Anfrage der SPD, er sehe in der Vermietung über Airbnb und ähnliche Portale derzeit noch keine Gefährdung des Mietmarkts. Konkrete Zahlen zur Zweckentfremdung von Wohnraum lägen aber keine vor.
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