
Langzeitstudien zu frühkindlicher Bildung stehen bislang nicht gerade ganz oben auf der gesellschaftspolitischen Agenda. „Es gibt in Deutschland mehr Lehrstühle, die sich mit Steinzeitforschung beschäftigen, als mit frühkindlicher Bildung“, frotzelte Sozialsenatorin Anja Stahmann am Dienstag bei der Projektpräsentation im Rathaus.
Doch jetzt will Bremen mit der Bremer Initiative zur Stärkung frühkindlicher Entwicklung (Brise) frischen Wind in die Bildungslandschaft bringen. Ab 2017 soll das Projekt die Bildungschancen sozial benachteiligter Kinder über einen Zeitraum von acht Jahren unter die Lupe nehmen. Dabei stehen die beteiligten Familien schon vor der Geburt ihres Nachwuchses im Blickpunkt, bis ins erste Grundschuljahr soll die Begleitung andauern.
Studie hat zahlreiche Projektpartner
Mit eingebunden in die Langzeitstudie sind zahlreiche Projektpartner, neben dem Senat auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), die Jacobs-Stiftung und ein Wissenschaftskonsortium mehrerer Universitäten und außeruniversitärer Institute.
Vorgesehen ist vorerst eine vierjährige Laufzeit bis 2021. Die Gesamtkosten dieser ersten Projektphase belaufen sich auf 10,7 Millionen Euro. Davon trägt das BMBF 6,3 Millionen Euro, Bremen 2,5 Millionen und die Jacobs-Stiftung 1,9 Millionen. Nach drei Jahren soll eine Zwischenbilanz über die Fortführung der Studie bis 2025 entscheiden.
Die bisherigen Erkenntnisse zu frühkindlicher Bildung in benachteiligten Familien sind alarmierend. „Kinder mit Migrationshintergrund oder aus sozial benachteiligten Familien haben schon in der vierten Klasse ein Jahr Leistungsrückstand“, sagte der Leiter des Wissenschaftskonsortiums, Olaf Köller.
Doch das Dilemma beginne nicht erst in der Grundschule, sondern schon vorher im familiären Umfeld. Deshalb sei es wichtig, die Kinder längerfristig im Blick zu behalten. Von einer „bestmöglichen Verzahnung der Förderketten“ sprach Bildungssenatorin Claudia Bogedan.
Universität Bremen beteiligt
Beteiligt ist auch die Universität Bremen. Zwischen April und Oktober 2017 soll ein Lehrstuhl für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie besetzt werden. „Wissenschaft findet nicht im Elfenbeinturm statt, sondern nimmt immer auch gesellschaftliche Verantwortung wahr“, sagte Uni-Rektor Bernd Scholz-Reiter.
Auch unter finanziellen Gesichtspunkten soll sich Brise lohnen. Eine Kosten-Nutzen-Analyse stellte Köller in Aussicht. Kluge Programme rechneten sich, langfristig sei ein erhebliches Einsparpotenzial zu erwarten.
Große Hoffnungen setzt Stahmann in die Langzeitstudie: „Das Projekt wird uns eine Debatte darüber bescheren, wie wichtig frühkindliche Bildung ist.“ Und das nicht nur in Deutschland, sondern europaweit. „Als Pilotprojekt soll Brise für andere Städte und für andere Staaten von Nutzen sein“, sagte Sandro Giuliani von der Jacobs-Stiftung.
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