
Dual-Studierende haben mehr zu tun als ihre Bachelor-Kollegen ‒ und brechen trotzdem seltener das Studium ab. Aber warum ist das so?
Anika Wohlers steht kurz vor dem Abschluss. In diesem Monat bekommt sie den Titel „Bachelor of Arts Fitnesstraining“. Vor dreieinhalb Jahren hat sie ihre Ausbildung begonnen, in einem Fitnessstudio in Hannover. Die 22-Jährige ist eine von 95.000 Dual-Studierenden in Deutschland. Zusätzlich zu ihrer betrieblichen Ausbildung besucht Wohlers die private Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement.
Alle sechs Wochen wird sie von Dozenten in Fächern wie Trainingslehre, Ernährung, medizinische Grundlagen, BWL, Marketing und Sportpädagogik unterrichtet. Zu Hause muss sie den Stoff abends nach der Arbeit und am Wochenende nachbereiten. Wohlers hat in der Judo-Bundesliga gekämpft – den Leistungssport hat sie inzwischen aufgegeben. Auch für Freunde habe sie weniger Zeit.
Doch Wohlers nimmt das in Kauf. „Ich kann die Kenntnisse aus dem Studium gleich im Beruf anwenden, das gefällt mir. Außerdem spielt auch das Geld eine Rolle.“ Der Arbeitgeber zahlt die Studiengebühren von monatlich 330 Euro. Hinzu kommt die Ausbildungsvergütung, die im ersten Jahr bei 325 Euro im Monat liegt. Letztlich spielt für sie die berufliche Perspektive eine entscheidende Rolle: „Ich will mich später mal selbstständig machen, darauf kann ich mich durch das duale Studium gut vorbereiten.“
Die Mehrheit wird übernommen
Sie und die anderen Studierenden streben mehrheitlich eine Leitungsposition an, und zeigen zur Erreichung dieses Ziels eine hohe Leistungsbereitschaft – das ist ein Ergebnis der Studie „Dual Studieren – und dann?“ des Instituts Arbeit und Qualifikation der Uni Duisburg-Essen. Die Autoren haben 2015 online 9285 Dual-Studierende befragt.
Generell gilt: Je größer der Betrieb, umso größer die Zufriedenheit mit der Betreuung und den Studienbedingungen. Die Abbruchquote ist beim dualen Studium mit sieben Prozent deutlich geringer als im Bachelor-Studium insgesamt (28 Prozent). Fast drei Viertel der Dual-Studierenden haben eine Zusage für eine Übernahme.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund hat gerade eine Bestandsaufnahme zum dualen Studium vorgelegt. Danach hat sich die Zahl der Studiengänge innerhalb von zehn Jahren verdreifacht – heute gibt es mehr als 1500 duale Studiengänge mit 95.000 Studierenden. 39 Prozent von ihnen studieren Ingenieurwissenschaften, 32 Prozent Wirtschaftswissenschaften, zwölf Prozent Informatik und fast ebenso viele Erziehung, Gesundheit und Pflege.
Stoff wird gleich in der Praxis angewandt
„Die mitunter hohe Arbeitsbelastung der Studierenden muss reduziert werden. Wir brauchen klare Standards für die vertragliche Absicherung und Vergütung der Studierenden“, fordert Elke Hannack, stellvertretende DGB-Vorsitzende. In jedem Fall müsse ein Ausbildungsvertrag abgeschlossen werden und Unternehmen müssten für die Studiengebühren aufkommen – die Praxis sehe oft anders aus.
An der Uni Bremen können diese Studierende in vier Jahren eine Ausbildung zum Fachinformatiker machen und den Bachelor-Titel erwerben. Zu den rund 40 Unternehmen, die derzeit entsprechende Ausbildungsplätz anbieten, gehören Airbus, Atlas Elektronik und Seghorn.
Im ersten Semester sind die 30 Studienanfänger vier Tage an der Uni und einen Tag im Betrieb. „Die Dual-Studierenden schätzen, dass ihre Arbeitsbelastung 30 Prozent höher ist als die der übrigen Informatikstudenten. Dennoch ist die Abbrecherquote der Dual-Studierenden deutlich niedriger als die der anderen Informatiker. Sie können den Stoff gleich in der Praxis anwenden und verstehen so die Relevanz der Inhalte sofort“, sagt Emese Stauke, Mitarbeiterin des Studienzentrums in Bremen.
Studierende doppelt belastet
Zum Sommersemester fangen 20 Studierende mit dem dualen Studium Pflegewissenschaft an der Uni Bremen an. In fünf Jahren absolvieren sie eine Pflegerausbildung plus Bachelor-Studium. „Nach erfolgreicher Berufsausbildung studieren sie Vollzeit und arbeiten halbtags in ihrem Ausbildungsbetrieb. Diese Doppelbelastung ist nicht unser Wunsch, aber Realität“, sagt Ingrid Darmann-Finck, Professorin am Institut für Public Health und Pflegeforschung.
Rita Meyer, Professorin am Institut für Berufspädagogik und Erwachsenenbildung an der Uni Hannover, hat 77 berufsbegleitende Studiengänge aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik unter die Lupe genommen. Dabei hat sie von Dual-Studierenden immer wieder gehört, dass man studiert haben müsse, um später im Beruf autonom handeln zu können. Für sie verstärkt der Boom beim dualen Studium den Fachkräftemangel, gerade im Handwerk.
Anika Wohlers will jetzt noch vier Semester bis zum Master berufsbegleitend weiterstudieren. „Da kann ich die Schwerpunkte betriebliches Gesundheitsmanagement sowie Finanzen und Controlling vertiefen.“ Sie ahnt: „Dafür werde ich mehr tun müssen als für den Bachelor.“
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