
In rekordverdächtiger Zeit gingen die Tickets für die Deutschland-Tournee weg. Die Band die Böhsen Onkelz spielt insgesamt 19 Shows in Arenen und Konzerthallen in Deutschland, Österreich und der Schweiz und die gesamte Tour ist längst ausverkauft. Bremen stand bislang nicht auf dem Plan. Bislang. Denn noch vor dem offiziellen Tour-Start hat sich die Rockband aus Frankfurt entschlossen, am Mittwoch, 16. November, bei einer Generalprobe in der ÖVB-Arena in Bremen aufzutreten.
Nach neun Jahren kehrten die Böhsen Onkelz im Jahr 2014 auf die Bühne zurück und gaben vier große Konzerte am Hockenheimring mit 100 000 Besuchern. Ihre Musik erreicht die Massen, seit dem Album „Viva los Tioz" aus dem Jahre 1998 belegten vier Studioalben in Folge Platz eins der deutschen Charts. Doch die Rockgruppe ist weiterhin umstritten und polarisiert.
In Bremen wird das Konzert mit gemischten Gefühlen gesehen. Der Verein Clubverstärker Bremen, ein Zusammenschluss zahlreicher Spielstätten und Clubs, Veranstalter und auch Sicherheitsfirmen sprechen sich gegen eine Zusammenarbeit aus und verweisen auf die Geschichte der Band.
Erstes Album seit zwölf Jahren
Zwei Jahre nach ihrer Reunion am Hockenheimring, erscheint am Freitag, 28. Oktober 2016, mit „Memento“ das erste Album der Gruppe seit zwölf Jahren. Ihr erstes Album „Der nette Mann“ aus dem Jahre 1984 wurde zunächst als jugendgefährdend indiziert und kurz darauf beschlagnahmt. Trotz einiger Distanzierungen wurden den Onkelz häufiger Nähe zum Rechtsrock vorgeworfen. Angeführt wird dabei insbesondere das Lied „Türken raus“ aus dem Jahr 1981.
„Wir würden ein Konzert mit dieser Band schon alleine deswegen nicht veranstalten, weil sie schon in meiner Jugend Ende der 80er, Anfang der 90er für etwas stand, was ich bis heute nicht vergessen habe“, sagt Olli Brock, Chef der Konzertagentur Cult Pro. Schon damals habe die Band in ihren Texten, Aussagen und ihrem Auftreten Leuten aus der rechten Szene genügend Spielraum und Fantasie gelassen, die Band abzufeiern. Und das sei bis heute so geblieben.
„Wir arbeiten als örtlicher Veranstalter mit Künstlern wie Feine Sahne Fischfilet, Kettcar, Beginner oder Deichkind – diese Bands und ihre Einstellungen stehen für das genaue Gegenteil und das entspricht auch unserer Überzeugung“, so Brock.
Konzerte als Orte der Begegnung
„Es ist völlig egal, ob diese Band ständig betont, dass sie ihre rechte Vergangenheit hinter sich gelassen hat. Man muss sich nur mal anhören, mit welcher hetzerischeren Rhetorik ein Ben Becker die Reunionkonzerte der Onkelz als Einpeitscher eröffnete. Spätestens dann weiß man wie sehr die Gruppe am Pulverfass zündelt“, sagt auch Malte Prieser im Namen des Clubverstärkers Bremen mit.
Ob eine politische Gesinnung, bewusste Provokation oder ebenso bewusste Selbstvermarktung dahinter stecke, spiele keine Rolle mehr, wenn die Lunte erst einmal brenne. „Diese Band lebt von der Aura rund um ihre Konzerte und das Publikum genießt das Gefühl der angsteinflößenden Masse, dieses „wir gegen die“ Gefühl. Für uns als Clubverstärker sind Konzerte aber Orte der Begegnung und nicht der Ausgrenzung!“, heißt es in dem Clubverstärker-Statement.
Für das Bremer Bewachungsunternehmen „Public and Private Security“ kommt es nicht in Betracht, für oder bei der Veranstaltung zu arbeiten. Das teilen auch andere Sicherheitsfirmen und Bühnenaufbauer mit.
Onkelz wollen nicht länger in rechte Ecke gestellt werden
Dennis Diel, der für die Pressearbeit der Böhsen Onkelz zuständig ist, sagt: „Die Fans auf einem Onkelz-Konzert bilden ein bunt gemischtes Potpourri quer durch alle Gesellschaftsschichten. Jeder ist willkommen, der der Band etwas abgewinnen kann. Mit dieser Ausnahme: rechte Skinheads, Faschos jedweder Couleur und andere, die eine rechte Gesinnung mit sich rumschleppen, müssen draußen bleiben, sobald man sie erkennen kann.“
Es habe hunderte Absagen der Onkelz an rechte Organisationen, an rechte „Fans“ und an rechte Parteien gegeben. „Es gibt viel zu viele Statements der Band gegen Rechts, um sie alle zu zitieren. Kurz: Die Onkelz wollen nicht, dass man sie weiter in diese Ecke drückt. Und das wollen sie schon seit über 30 Jahren nicht“, so Diel. Dass dies immer noch gemacht werde, sei so bitter wie es auch unverständlich sei.
Wirkmächtigkeit der Band wird zunichte gemacht
„Anstatt die Band beim Wort zu nehmen und ihr Engagement gegen Rechts dafür zu benutzen, gefährdete Jugendliche oder ganz generell fehlgeleitete Menschen vom rechten Rand wegzubringen und ihnen anhand des Werdegangs und der Bewusstwerdung der Onkelz ein Beispiel für positive Wandlung zu sein, macht man in vielen Teilen der Medienlandschaft die Wirkmächtigkeit der Onkelz zunichte, indem man deren Wandlung anzweifelt", so Diel.
Roman Szemetat, Geschäftsführer vom Unternehmen KPS Concertbüro, welches das Konzert in Bremen veranstaltet, findet es unverständlich, dass die Band immer noch umstritten ist. „Seit 30 Jahren versucht sich die Gruppe von ihrer Geschichte los zu sagen", so Szemetat. Selbst Großveranstalter wie Rock am Ring-Chef Marek Lieberberg, einst scharfer Kritiker der Onkelz, würden mittlerweile Stellung für die Band beziehen.
Ob Bahnhof, Marktplatz, Weserstadion oder Schlachte: Das Bremer Stadtbild hat sich im Laufe der Zeit erheblich verändert. Wir berichten über vergessene Bauten, alte Geschichten und historische Ereignisse.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.
job4u ist die regionale Plattform, wenn es um Lehren und Lernen geht. Neben dem WESER-KURIER, der Handelskammer und der Handwerkskammer Bremen machen sich hiesige Firmen für junge Leute stark.