
Eigentlich könnte Boris Herrmann sich ärgern. Vor einem Jahr wollte er mit seiner Mannschaft die schnellste Weltumsegelung schaffen. Dafür gibt es die berühmte Jules Verne Trophy in Anlehnung an Vernes Buch „In 80 Tagen um die Welt“. Von Frankreich aus ging es für den gebürtigen Oldenburger den Atlantik hinab zur Antarktis, vorbei am Kap der Guten Hoffnung, an Australien, Neuseeland und am Kap Hoorn.
In 47 Tagen reiste Herrmann mit seinem Team um den Globus und wurde damit zum schnellsten deutschen Weltumsegler. Doch die Fahrt ist 48 Stunden zu langsam für den Rekord: Aus der Trophäe wird nichts, das Wetter hat auf dem Rückweg über den Atlantik nicht mitgespielt.
Vor Kurzem hat seine Mannschaft das Ziel doch erreicht. 40 Tage hat die Reise mit der schnellen Jacht nun gedauert: Der Rekord steht! Doch Boris Herrmann war gar nicht an Bord, er hatte dem Team abgesagt. Böse ist er sich wegen seiner Entscheidung nicht, denn er hat sie bewusst getroffen.
2020 Teilnahme an der Regatta Vendée Globe
Der 35-Jährige, der an diesem Mittwoch in Bremen einen Vortrag hält, hat seit vielen Jahren nämlich ein ganz anderes Ziel vor Augen als die Jules Verne Trophy. Herrmann will 2020 als erster Deutscher bei der Regatta Vendée Globe teilnehmen. „Das ist mein Lebenstraum, seit ich mit dem Segeln angefangen habe.“ Um diesen Traum zu verwirklichen, muss der Profisegler sich schon jetzt voll darauf konzentrieren.
Das Rennen über 70 bis 80 Tage bestreitet er am Ende ganz allein. „Das ist eine der härtesten Herausforderungen im Sport überhaupt“, sagt Herrmann. „Es ist die längste Strecke, die man segeln kann, durch die wildesten Meere rund um die Antarktis.“ Die Schiffe seien sehr anspruchsvoll, technisch aufwendig und zugleich fragil.
„Sie sind laut und bewegen sich ruppig. Dafür sind sie sehr schnell und erreichen Geschwindigkeiten von 60 bis 70 Kilometern pro Stunde.“ Wenn das Schiff auf eine raue See treffe, dann schlage es so extrem in die Wellen, dass der Skipper an Bord sich mit Protektoren und Helm schützen müsse.
Fitness und mentale Stärke
Zur körperlichen Belastung käme noch die Einsamkeit: Die Teilnehmer der Vendée Globe dürfen nicht an Land gehen und müssen ihr Schiff notfalls selbst reparieren. Wer sich Hilfe von außen holt, der ist raus aus dem Rennen. Neben der Fitness sei mentale Stärke also wichtig.
Auch, um überhaupt schlafen zu können, wenn der Autopilot das Schiff einen Moment übernehme. „Das ist gar nicht so leicht.“ Sind Lärm und Bewegung zu groß, dann nutze er autogenes Training, damit es klappt. Herrmann hat bereits allein den Atlantik überquert und weiß, wovon er spricht.
Zu seinen Aufgaben gehörten jedoch nicht nur die eigene Vorbereitung und die des Schiffs und Teams. Ein wichtiger Aspekt sei zudem die Finanzierung. Denn schließlich gehe es um Beträge im kleineren Millionenbereich, um am Wettbewerb starten zu können. Genauer könne er das nicht sagen, das sei vertraulich.
Sponsoren zu finden und die Kampagne zu vermarkten sei deshalb ein wesentlicher Teil seines Jobs. Da komme ihm sein Studium der Wirtschaftswissenschaften in Bremen zu Gute. Einer der entscheidenden Schritte ist aber seit vergangenem November geschafft: Sein Schiff ist finanziert, die 20 Meter lange „Malizia“.
Segelpartner Pierre Casiraghi
Der Name beziehe sich auf die Geschichte Monacos und der Grimaldis. Nicht ohne Grund. Herrmanns wichtigster Segelpartner ist Pierre Casiraghi, der Sohn von Caroline von Hannover aus dem monegassischen Fürstenhaus. „Wir beide segeln in diesem Jahr das Fastnet Race in Großbritannien. Das ist ein ganz berühmtes Hochseerennen.“
Der Yacht Club de Monaco gehört denn auch zu den Sponsoren seines Teams. Ebenso unterstützen ihn Unternehmen und Segelvereine aus Norddeutschland. Zeitweise sponserte ihn die Bremer Reederei Beluga.
In Hamburg, wo der 35-Jährige lebt, soll die „Malizia“ zum Hafengeburtstag zu sehen sein. Präsenz ist für die millionenschwere Kampagne wichtig. „Schritt für Schritt“ – so sei er zum Profisegler geworden. Mittlerweile hat Herrmann die Welt schon viermal umrundet. Vor allem die Begegnung mit seinen Kollegen gefalle ihm an seinem Beruf, dazu die vielfältigen Aufgaben und das Reisen.
Hawaii, New York und San Francisco hat er schon besucht, in Barcelona und der Bretagne gelebt. Herrmann ist glücklich, dass er zu den wenigen Profiseglern in Deutschland gehört. „Das lässt sich nicht planen.“ An seinem großen Ziel plant Herrmann nun bis 2020 permanent. Er glaubt daran, dass er die Regatta entlang des Südpolarmeeres mit seiner Erfahrung gewinnen kann und stellt sich gerne der Konkurrenz. Warum er das Segeln liebt? „Es ist Natur und Abenteuer gepaart mit High-Tech und Wettkampf.“
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