
Der Müslibehälter hängt wackelig an der Wand. So viel steht fest. Die Konstruktion, die Selcuk Demirkapi aus Holz gebaut hat, droht umzukippen. Also noch ein Versuch. Demirkapi bohrt mehr Schrauben in den Holzbalken. Jetzt hängt nicht nur das Müsli in seinem Glasbehälter fest an der Wand, sondern auch der Reis und die Pinienkerne.
Der 31-Jährige drückt auf einen der Behälter, und schon rieseln die Erdnüsse in ein Einmachglas, das er unter die Öffnung des Spenders hält. Die Glasbehälter erinnern an Zapfgeräte, nur dass in diesem Fall kein Bier herausströmt, sondern Nüsse. Demirkapi dreht das Einmachglas zu. Fertig.
Ein Geschäft ohne Plastikverpackungen
Sein Lebensmittelladen „Selfair“, der am Mittwoch im Viertel eröffnet, will ohne Plastikverpackungen auskommen. „Die Kunden können Gläser oder andere Verpackungen mitbringen und die Lebensmittel direkt in die Gefäße füllen“, erklärt Demirkapi. Für all jene, die keine Einmachgläser, Brotdosen und Schachteln zum Einkaufen haben oder sie zu Hause vergessen, hält Demirkapi Einmachgläser ab 90 Cent bereit.
Papiertüten gibt es kostenlos. Der Kunde füllt die gewünschten Lebensmittel selbst ab und beschriftet sie mit der entsprechenden Nummer. An der Kasse wird der Einkauf dann gewogen. „Der Kunde entscheidet selbst über die Menge, die er einkaufen möchte. Dadurch werden in den Haushalten weniger überflüssige Lebensmittel weggeworfen.“
Die Idee für den verpackungsfreien Laden kam Demirkapi im Gespräch mit seinen Freunden. Der studierte Wirtschaftspsychologe diskutierte damals im Freundeskreis über gesunde Nahrung und deren Herstellung. „Wir haben uns gefragt, ob wir Lebensmittel wirklich in Plastik einpacken müssen.“
Den Studenten war schnell klar, dass Plastik die Umwelt belastet und Lebensmittel ohne Verpackungen angeboten werden sollten. Seitdem ließ dieser Gedanke Demirkapi nicht mehr los. „Ich dachte mir, wenn es mir gelingt, ein gutes Konzept aufzustellen, mache ich mich im Lebensmittelhandel selbstständig.“ Das Konzept war schnell ausgearbeitet, dabei konnte Demirkapi auf die Erfahrung seiner Familie setzen, die schon lange im Lebensmittelbereich tätig ist.
Sein eigener Lebensmittelladen sollte aber nicht wie all die anderen Supermärkte werden. Demirkapi setzt auf Nachhaltigkeit. Viele Produkte in seinem Laden kommen aus der Region, im Weinregal stehen nur deutsche Weine. Nicht alle Waren in den Regalen tragen das Bio-Siegel.
„Bevor ich eine in Plastik verpackte Bio-Gurke anbiete, verkaufe ich lieber eine regionale Gurke, die nicht in Plastik eingeschweißt ist“, erklärt Demirkapi. Auf rohes Fleisch und Milch verzichtet Demirkapi. Dafür kann der Kunde an der Feinkosttheke gefüllte Peperoni und andere Spezialitäten auswählen.
Ganz ohne abgepackte Lebensmittel geht es nicht
Doch gänzlich ohne vom Handel abgepackte Lebensmittel kommt auch Demirkapi nicht aus. Im Regal stehen Gläser mit Wiener Würstchen, Mais und Marmelade. Es gibt Zartbitterschokolade und Ingwertee – alles in vorgefertigten Packungen. Aber auch hier setzt Demirkapi auf Nachhaltigkeit.
„Die Chips sind nicht in Plastik eingepackt, sondern in einer Papiertüte.Das Toilettenpapier trägt der Kunde nicht in einer Plastiktüte, sondern in einem Karton und das Marmeladenglas wäscht der Kunde zu Hause aus und bringt es das nächste Mal zum Abfüllen mit“, erklärt er. Seine Waren bietet Demirkapi, wie er selbst sagt, zu einem „fairen Preis“ an. Mit den großen Supermarktketten könne er jedoch nicht mithalten.
„Die bestellen Lebensmittel in viel größeren Mengen und können so günstigere Angebote machen“, erklärt er. Dafür hätten viele Kunden nach einem Einkauf in konventionellen Supermärkten das Problem, dass bei ihnen zu Hause die Mülleimer mit Verpackungen überquellen. „Der Kunde kann selbst entscheiden, wie er einkaufen will. Er kann den Händler durch sein Einkaufverhalten zwingen, weniger Verpackungsabfälle zu produzieren.“
"Der Kunde hat viel mehr Einfluss, als er denkt"
Von der Macht des Verbrauchers ist auch Annette Siegert vom Bremer Naturschutzbund Nabu überzeugt. „Der Kunde hat viel mehr Einfluss, als er denkt. Wenn er im Supermarkt nachfragt, warum der ganze Plastikmüll sein muss, zwingt das die Händler zum Umdenken.
Das passiert aber nur, wenn der Kunde Druck macht.“ Plastik sei zu einem großen Problem für die Umwelt geworden. „Es dauert lange, bis Plastik verrottet. In den Meeren fressen Fische Mikroplastik und spätestens dann kommt es über die Nahrungskette zu uns zurück“, erklärt Siegert.
Dass Verpackungen für Lebensmittel allerdings durchaus ihren Sinn haben können, weiß Andreas Krämer, Sprecher der Rewe Group. „Plastikverpackungen bieten nicht nur eine wichtige Schutzfunktion und erfüllen Hygieneanforderungen, sondern sie geben dem Kunden wichtige Informationen über die Haltbarkeit des Produkts und Allergene. Wo immer es geht, sollte auf Plastik verzichtet werden, aber leider ist das nicht bei allen Lebensmitteln möglich.“
Ein neues Verständnis bei den Kunden
Demirkapi will mit seinem Laden die Kunden von einem neuen Verständnis im Umgang mit Lebensmitteln überzeugen. „Hier kann man die Nahrungsmittel viel genauer ansehen. Das gibt dem Kunden ein ganz anderes Einkaufsgefühl.“ Ein paar Tage vor der Eröffnung bleibt Demirkapi noch einiges zu tun. Einen ersten Kunden hatte er aber schon, erzählt er: „Ein Rentner kam hier rein, der einkaufen wollte. Er sagte, so einen Laden kenne er von früher.“
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Zum Thema Einkaufstüten.
Wenn REWE und LIDL schon mal den Zupf-Verkauf an den Kassen einstellen, auf der anderen Seite viele Früchte (Ananas & Co. oder auch schon Gemüse) in der ,schönen Schale mit Plastikkondomen' anbietet, dann stimmt's da immer noch nicht.
Darum sollte ab morgen doch ein verpackungsvorbereiteter Besuch im Viertel stattfinden.
Erst ein kurzer ... zum Gucken und informieren,
dann ein richtiger, und schliesslich der regelmäßige.
Der informierte und konsum-kritische Verbraucher weiß warum.
Dieser neuen oder auch alten Geschäftsidee kann nur zugestimmt werden.
Viel Glück und ein 'run' auf das Nichtverpackte ...
Jeder Kunde wird ... nein, muss mit stolzgeschwellter Brust diesen Laden verlassen.
Preise ?
Werden sich einpendeln (müssen ;-)
Zuletzt sogar noch in dem schönen Laden Holtorf Feinkost & Kolonialwaren im Ostertorsteinweg, der heute leider nicht mehr in vollständiger alter Pracht existiert.
Man kann dem Betreiber viel Glück und Erfolg wünschen.
Aber ich sehe schon die Öko-Grünen, die eine Banana liegen lassen, weil sie äußerlich ein paar dunkle Flecke hat.
Zuletzt sogar noch in dem schönen Laden Holtorf Feinkost & Kolonialwaren im Ostertorsteinweg, der heute leider nicht mehr in vollständiger alter Pracht existiert.
Man kann dem Betreiber viel Glück und Erfolg wünschen.
Aber ich sehe schon die Öko-Grünen, die eine Banana liegen lassen, weil sie äußerlich ein paar dunkle Flecke hat.
Naja, die ,,Grünen'' da im Viertel, auch die müssen sich an die sieben Reifegrade erst gewöhnen.
Und die äußeren und dunklen Flecken ... erst mal die Schale abziehen und schon liegt die jungfräuliche Pracht vor ihrer Nase.
Oder die ,minions' ausprobieren ?
Eine renaissace 2ième à la ,Holtorf' ... ?
@stimmederwahrheit
Es müssen nicht unbedingt "Öko-Grüne" sein. Ich möchte Sie mal sehen, wenn Sie ca 5 € für das Kilo Bananen bezahlen und dann die mit den Flecken nehmen.
Und warum Sie das hier überhaupt einbringen ist mir schleierhaft.
Ich denke Sie verwenden "Öko-Grüne" als Kampfbegriff wie viele andere "Linksgrün" verwenden. Warum die Wut, der Hass?
Die Grünen haben ihre Meinung, Sie die eigene. Einfach nicht wählen und in einer Demokratie auch andere Meinungen akzeptieren und nicht alles was einem nicht passt als "Öko-Grüne" verunglimpfen. Das würde uns allen dieser Tage in Deutschland guttun.
Immer dieses auf die anderen schimpfen, sei es auf Linke oder Rechte etc. Vielleicht einfach mal einander zuhören und niemanden in eine bestimmte Ecke drängen.
Das würde ich mir echt von allen Wünschen. Menschen nicht nach ihrer politischen Ausrichtung beurteilen, sondern anhand seiner/ihrer Taten.
Wenn es die überhaupt mal gibt. Ich kaufe keine Banane die auch nur eine Grüne stelle hat. Erfahrungsgemäß gehen die von Grün übergangslos in geschimmelt über. Eine Banane hat Gelb oder Braun zu sein.
Aber zum Glück werden meist gerade die preiswerten Bananen in Essbaren Reifegrade angeboten.
Warum die Wut, der Hass?
Ich kann nur für mich reden. Ich versuche wo es nur irgend geht die Freiheit Andersdenkender zu respektieren. Alle, auch die Grünen können von mir aus - für sich - gerne Leben wie immer sie wollen. Die Grünen hingegen sind dazu nicht bereit. Sie sind für mich der Inbegriff der Intoleranz. Sie akzeptieren abweichende Lebenskonzepte und Vorstellungen nicht im geringsten und versuchen diese wo es nur geht mit Gesetzen und Vorschriften zu beschneiden.
... vor allem k-r-u-m-m muss sie sein, damit sie in jede Hosentasche passt.
Links Banane - rechts ,cellphone' ...
Und wie kommt die Ware in den Laden? Auch unverpackt? Oder kommen dann die Jalousien runter und es wird heimlich alles ausgepackt? :D
Genau - nich Fleich, nich Fich, aber
... wie gesagt und beschrieben:
,Transportmaterial mitbringen' ...
("Da hat man was Eigenes ... !" ;-------)
Und wie kommt die Ware in den Laden? Auch unverpackt? Oder kommen dann die Jalousien runter und es wird heimlich alles ausgepackt? :D
Sie sind aber ein @Gmeiner Spaßvogel ...
Der Ladenbetreiber muss wohl ,keine Blicke scheuen' und wird seinen Vertragspartern (in der Anlieferung) doch hoffentlich sämtlichen ,Verpackungsmüll' -zeitverzögert- wieder zurückgeben ?
Wäre auch eine Art der stilgerechten Demonstration ...
Paletten und Kartönge im Bewegungsmodus ;-)
Seht her: Wir packen's ... irgendwie
(Transportschäden, Frischeerhalt, LKW-Sicherheiten wären hier die Stichworte)
Oder: Einfach Bringdienst einschalten !
Geht doch.
Mit Hänger und Akku ... oder nur mit (Rücken-)Wind.
,Fahrradkuriere' und ,fruchtbare Mütter'
können das schließlich auch.
Sie gehen sicherlich mit offenen Augen durch's Leben,
@lpha tommi mit 24 Sinnen ?
Also ... weiter genauestens beobachten !