
Am Mittwoch hatte Sozialstaatsrat Jan Fries erklärt, dass vielleicht weitere Turnhallen für Flüchtlinge gebraucht werden. Gleich einen Tag später gibt es kein „vielleicht“ mehr. Die Behörde hat am Donnerstag zwei zusätzliche Hallen benannt, in denen künftig Flüchtlinge untergebracht werden sollen: die Turnhallen am Hohweg in Walle und an der Delfter Straße in Huchting.
Diesmal allerdings hat sie vorher mit dem Landessportbund darüber gesprochen, welche Gebäude als Schlafplatz genutzt werden können. Anders als am Tag zuvor, als Präsident Andreas Vroom lediglich mitgeteilt worden war, dass vier Turnhallen ab sofort nicht mehr dem Sport zur Verfügung stehen.
300 Menschen könnten Samstag und Sonntag kommen
Dass in so kurzer Zeit weitere Hallen für Flüchtlinge notwendig werden, erklärt Bernd Schneider, Sprecher von Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne), mit einer Prognose fürs Wochenende. Dann erwartet die Behörde mehr als 300 Menschen aus Krisengebieten, die in Bremen untergebracht werden müssen. Nach Schneiders Rechnung entspricht die Zahl der zusätzlichen Flüchtlinge in etwa der Aufnahmekapazität der drei Übergangswohnheime Arbergen, Nordstraße und Grohn zusammen. Er spricht von einer Ausnahmesituation, auf die kurzfristig reagiert werden muss.
Das musste die Behörde nach seinen Worten auch am Mittwoch, als sie eine Turnhalle auf dem Stadtwerder, in Gröpelingen und in Woltmershausen als Unterkunft für Flüchtlinge benannt hat. Für den Präsidenten des Landessportbundes kam die Entscheidung „aus heiterem Himmel“. Vroom beklagt, dass die Behörde ihn nicht an den Plänen, Turnhallen zu nutzen, beteiligt hat und mit einer Liste weiterer Sportstätten, die für Flüchtlinge in Betracht kommen, hinterm Berg hält.
Eine Halle statt zwei
Schneider hingegen will von dieser Liste nichts wissen und weist den Vorwurf zurück, dass die Behörde den Sportbund einfach außen vor gelassen habe: „Wir mussten so schnell entscheiden, dass für Gespräche vorab keine Zeit war.“
Vorsitzende mehrerer Vereine teilen unterdessen Vrooms Kritik am Vorgehen des Ressorts. Zum Beispiel Robert Lürssen vom TSV Woltmershausen. Er muss Sportangebote, die vorher in zwei Hallen gemacht wurden, jetzt in einer Halle stattfinden lassen und ist ratlos, wie er das machen soll. Oder Dirk Hinners-Stommel von Kyudo Bremen, dem nichts anderes übrig geblieben ist, als das Training im japanischen Bogenschießen in Gröpelingen zu streichen und jetzt nach Ausweichmöglichkeiten sucht.
Oder Gerd Schweizer von Tura Bremen, der nicht weiß, ob die 400 Fußballer des Vereins die Sanitäranlagen der Sporthalle in Gröpelingen nutzen dürfen, nachdem die Behörde sie für Menschen aus Krisenregionen vorgesehen hat. Alle betonen, dass es gut und richtig ist, Flüchtlinge in Turnhallen unterzubringen, wenn es keine Alternativen gibt. Nur hätte die Behörde sie früher informieren müssen.
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