
Derzeit sorgen Mitglieder des Jugendbeirats Neustadt mit der Besetzung des Freizeitheims Buntentor für Aufmerksamkeit. Was wenige wissen: Vor zehn Jahren wurde Bremens erster Jugendbeirat gegründet. Heute bestimmen Jugendliche in manchen Stadtteilen über ein Budget von 10 000 Euro. Und Bremer Jugendbeiräte sind oft besonders stark in sozial schwierigen Vierteln.
Wie motiviert man Jugendliche, sich politisch zu beteiligen? Seit Jahren sinkt die Wahlbeteiligung. Vor allem die unter 25-Jährigen gehen bundesweit selten wählen – ebenso wie Wahlberechtigte aus Vierteln mit viel Armut, viel Einwanderung und wenig Bildung. Das zeigt sich auch in Stadtteilen wie Gröpelingen oder Huchting. Dort ging bei der Bundestagswahl im vergangenen Herbst nur jeder Zweite bis Dritte wählen, während sich in Schwachhausen und Borgfeld mehr als 80 Prozent der Wahlberechtigten beteiligten.
Doch siehe da: Gerade in Gröpelingen und in Huchting, wo die Wahlbeteiligung niedrig war, gibt es besonders gut etablierte und engagierte Jugendbeiräte. Das kann auch an den Erwachsenen-Beiräten liegen und an der Unterstützung aus den Ortsämtern. Vielleicht hängt aber doch viel auch von den Jugendlichen selbst ab, die sich für ihre Stadtteile engagieren. Außerdem ist in Schwachhausen oder Bremen-Mitte das Freizeitangebot für Jugendliche besser – das schwächt die Notwendigkeit, sich für die eigenen Bedürfnisse einzusetzen.
Auffällig ist, dass sehr viele Jugendliche, die sich an Bremens lebhaften Rändern in die Stadtteilpolitik einschalten, aus Einwandererfamilien kommen. Und viele Jugendbeirats-Mitglieder sind die Ersten in ihren Familien, die Abitur machen.
Da ist zum Beispiel Danielle Cikryt. Die 17-Jährige ist Sprecherin des Huchtinger Jugendbeirats. Und: „Ja, klar!“ – sie hat Lust, sich zu einem Gespräch zu treffen. Danielle ist in ihrer Familie die Erste, die sich aktiv in die Politik einmischt. „Ich habe eine große Familie, und bei uns wird immer viel über Politik diskutiert“, erzählt sie. „Aber ich wollte nicht nur meckern, sondern auch was machen.“
Ende vergangenen Jahres wurde sie in den Jugendbeirat gewählt, zum zweiten Mal. Seit zwei Jahren ist sie dabei. In dieser Zeit ist in Huchting ein Tonstudio entstanden, das alle Jugendliche im Stadtteil kostenlos nutzen können. Das war eines der bisher größten Projekte des Jugendbeirats. Fast 3000 Euro hat das Studio gekostet, sagt Danielle: „Danach haben wir wieder mehr darauf geachtet, dass auch kleinere Projekte Fördergelder bekommen.“
Durch die Arbeit im Jugendbeirat hat sie viel gelernt. Darüber, was es kostet, Projekte zu stemmen, aber auch über Politik: „Ich hatte keine Ahnung von den politischen Strukturen im Stadtteil“, sagt Danielle. „Ich wusste nicht, woher das Geld kommt und wer da alles mitentscheidet.“
Der Jugendbeirat in Huchting bestimmt über die Vergabe von 10 000 Euro im Jahr. Das ist fast ein Fünftel der Globalmittel, die dem Erwachsenen-Beirat für den Stadtteil zur Verfügung stehen. Der Huchtinger Jugendbeirat hat Konzerte organisiert, eine Skate-Anlage gestaltet und das Jugendfreizeitheim renovieren lassen.
In Huchting ist der Jugendbeirat sehr anerkannt, das ist unbestritten: „Der Beirat hat den Jugendbeirat gewollt und ihm Verantwortung und ein eigenes Budget übertragen“, sagt Annette Yildirim vom Ortsamt Huchting, die den Jugendbeirat begleitet. „Das funktioniert nur, wenn man die Jugendlichen ernst nimmt.“
Und Anleitung gibt es auch: In Workshops am Wochenende lernen die neuen Jugendvertreter einander und ihre Rechte kennen. „Es ist in Bremen immer wieder vorgekommen, dass der Erwachsenen-Beirat von einem frisch gewählten Jugendbeirat sofort eine Haltung zu einem größeren Stadtteilprojekt erwartet hat – aber der Jugendbeirat muss sich meistens erst einmal selbst finden“, sagt Yildirim.
In Huchting durften alle 13- bis 17-Jährigen den Jugendbeirat wählen. In den Schulen wurden Wahlkabinen aufgestellt – wie bei der Bundestagswahl. Allerdings gingen die Lehrer nicht gemeinsam mit ihren Klassen zur Urne, es blieb ein individueller Gang. Danielle Cikryt bedauert das: „Leider haben längst nicht alle Lehrer Werbung für die Wahl gemacht. Nur manchmal gab es eine Durchsage der Schulleitung.“
Was die Zukunft bringt? „Die Jugendlichen haben großes Interesse an einer gesamtstädtischen Vernetzung“, sagt Heike Blanck vom Ortsamt Mitte, die Projekte für Jugendbeteiligung in der ganzen Stadt begleitet. Die Jugendbeiräte wollen sich mehr austauschen, einige wünschen sich auch eine Jugendvertretung für ganz Bremen. Doch bis zu einem solchen Gremium ist der Weg noch weit. Erst einmal wollen Jugendbeiräte jetzt gemeinsam eine Aktion gegen Rassismus und Diskriminierung organisieren. Das Thema ist ihnen wichtig.
Weist der Jugendbeirat auch den Weg zum Einstieg in die große Politik? Danielle Cikryt will sich für den Erwachsenen-Beirat aufstellen lassen. Seit einem Jahr ist sie Mitglied in einer Partei, der SPD. Allerdings ist sie damit eine Ausnahme, das sagt sie auch selbst: „Meistens gibt es in jedem Jugendbeirat zwei Jugendliche, die danach weitermachen wollen.“ Und einem der beiden gelinge das meist auch. Zur Wahl werde jeder gehen, der einmal Mitglied im Jugendbeirat war, sagt Danielle: „Eine Stimme kann die Welt bedeuten, das weiß jeder, der selbst einmal darum gebangt hat, gewählt zu werden.“
Nicht in allen Stadtteilen existieren Jugendbeiräte. Derzeit gibt es 22 Erwachsenen-Beiräte im gesamten Stadtgebiet, aber nur sieben Jugendbeiräte mit jeweils unterschiedlicher Form und Vorgeschichte. Jugendbeiräte, die bereits mit Erfahrung im Einsatz sind, bestehen in Huchting, Gröpelingen und Burglesum. Der Jugendbeirat Findorff ist noch in der Findungsphase und hat sich gerade eine Satzung gegeben. In Oberneuland und Osterholz gibt es Jugendbeiräte, allerdings hat das Osterholzer Jugendgremium kein eigenes Budget. Dagegen bestimmt der Jugendbeirat in der Neustadt ähnlich wie in Huchting über 10 000 Euro pro Jahr.
Das Beirätegesetz bildet die rechtliche Grundlage für Jugendbeiräte überall in der Stadt. Beiräte sind gesetzlich beauftragt, das kommunalpolitische Engagement Jugendlicher zu unterstützen. Dies kann aber unterschiedliche Formen haben.
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keine diskussion, bitte.
folgen sie den hinweisen des bundeskanzleramtes.
und gehen sie davon aus, daß auch ...