
Natürlich ist ein Bauzaun in erster Linie etwas Funktionales. Es schützt die Baustelle vor Menschen und umgekehrt. Zugleich aber bietet er auch jede Menge Platz, um all das darauf zu schreiben, was schon immer mal gesagt werden musste. Poetisches, Politisches, Verworrenes oder auch einfach nur Blödsinn. Ein Blick auf die Bauzaunpoesie am Bahnhofsplatz.
Der Klassiker – Liebesbeteuerungen mit Herz oder ohne – ist natürlich mehrfach vertreten. „I will you lieb haben“, ist im schönsten Denglisch zu lesen, wobei der Betrachter das Wörtchen „lieb“ aus einem Herz in der Mitte des Satzes schließen muss.Eher schlicht, dafür aber umso persönlicher kommt „Jochen liebt Jutta“ daher. Ein anderer Verfasser steht zwar mit Rechtschreibung und Zeichensetzung ein wenig auf dem Kriegsfuß, macht diese Schwäche durch seine romantische Formulierung aber mehr als wett: „Liebste wie schön, dass es dich gibt – besser – das du hier bist“.
Einigen Beiträgen ist ein gewisser Humor durchaus nicht abzusprechen. „Ground Zero“ zum Beispiel oder auch „da klingeln“. Die Mehrheit der Schriftzüge hat jedoch (links-)politische Inhalte oder zumindest das, was ihre Verfasser dafür halten. „Maschinenimperialismus mit Pseudoberechtigung“ ist zu lesen und „Die Straße ist das Zeichen für Imperialismus“, letzterer Beitrag passend unterzeichnet mit „der Antiimperialist“.
Kryptischer dagegen, aber auch der antiimperialistischen Ecke zuzurechnen ist die Botschaft: „das Erbrecht gerecht machen, wenn du Bürger/in bleiben willst und nicht zum imperialen Frontier degradiert zu werden“, unterzeichnet mit Chatnoir – was auf eine Vorliebe des unbekannten Verfassers für die französische Sprache und schwarze Katzen schließen lässt.Kulturkritische Botschaften sind aus den Zeilen „break business as usual with love not with maschines“ und „Steine kann man nicht essen – Steine sind eine scheußliche Gewohnheit“ herauszulesen. Und auch Kritik an Bremens Baupolitik an dieser Stelle wird unverblümt geäußert: „Bremen wird so eng wie ein Klo“ kommentiert einer das Bauvorhaben am Bahnhofsplatz „...und? ist es jetzt schöner?“ fragt ein anderer. Was wiederum ein dritter Sprayer kurz und knapp beantwortet: „Nö“.
Die Lateinkenntnisse des Betrachters fordert die Zeile „pro omnis unius aequales heres“ heraus. Allerdings kapitulieren bei der Suche nach dem Sinn dieser Botschaft selbst Lehrende der Uni Bremen. „Pro omnis“ müsste korrekt „pro omnibus“ lauten und würde dann „für alle“ bedeuten, „unius“ wäre mit „von einem einzigen“ zu übersetzen und „aequalis heres“ mit „gleicher Erbe“. Alles Weitere bleibt der Kombinationsgabe des Lesers überlassen. Ebenso wie der Hinweis auf Artikel 1, Absatz 2 des Grundgesetzes, mit dem dieser Bauzaunschreiber seine lateinischen Worte verbindet.
Sprachlich ebenfalls äußerst fragwürdig erscheint „meat, meat, meaten“. Im Prinzip ja in Ordnung – warum unregelmäßige Verben nicht mal auf einem Bauzaun üben? Nur dieses hier gibt es nicht in der englischen Sprache. Einfach und schön dagegen ein weiterer Beitrag auf Englisch, aufgesprüht in strahlendem Grün: „keep paradise grow“.
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