
Wolfgang Bahlmann ist begeistert. Blättert der designierte Geschäftsführer von Kita Bremen durch die Projekt-Steckbriefe, die ihm Leiterinnen mehrerer Einrichtungen zur Kinderbetreuung geschickt haben, ist er überzeugt: „Das wird funktionieren, und das kann ein ganz wichtiger erster Schritt zur Integration von Kindern und Eltern sein, die als Flüchtlinge nach Bremen gekommen sind.“ In der Tat ist es ein einmaliges Projekt, das Kita Bremen am kommenden Dienstag in seinem Kinder- und Familienzentrum Arbergen im Stadtteil Hemelingen startet und in den kommenden Wochen und Monaten auf weitere fünf Standorte ausweitet.
An ein bis zwei Nachmittagen in der Woche werden die Einrichtungen eine Mischung aus Kindergartenvorstufe und Eltern-Kind-Gruppe anbieten. Zielgruppe sind Flüchtlingskinder zwischen einem und sechs Jahren sowie deren Mütter und Väter. Das Angebot ist kostenlos. Die Idee dahinter: „Das sollen zum einen Kennenlern-Nachmittage sein, um die Kinder auch aus ihren Unterkünften wie Übergangswohnheimen herauszuholen. Zum anderen soll die spielerische Ebene, zum Beispiel beim gemeinsamen Basteln, Bewegung und Musizieren, zum Deutschlernen genutzt werden“, erklärt Bahlmann das Konzept. „In diesem Alter lernen Kinder am schnellsten.“ Und auch die Eltern würden an die Sprache sowie das Thema Kinderbetreuung herangeführt. Sie seien nicht nur Begleitung der Kinder, sondern würden ganz aktiv in das Programm einbezogen. Dazu gebe es je nach Einrichtung auch gemeinsame Ausflüge in die Stadtbibliothek, Museen oder den Bürgerpark. Oder Angebote für Eltern, bei denen sie sich für Behördengänge beraten lassen können. Jedes der sechs Zentren habe ein eigenes Profil für die etwa zweistündigen offenen Nachmittagsangebote erstellt.
„Das Besondere ist, dass die Initiative dafür aus den Einrichtungen selbst kam“, betont Bahlmann. Leiterinnen und Erzieherinnen hätten Profil-Steckbriefe entworfen, was sie an den Nachmittagen organisieren wollen und können. „Wir waren Feuer und Flamme und wollten dieses großartige Integrationskonzept sofort umsetzen. Allerdings kostet das natürlich Geld.“ Die Suche nach einem Unterstützer hat laut Bahlmann nicht lange gedauert.
„Die Fritz-Hollweg-Stiftung, mit der wir ohnehin schon lange in Kontakt stehen und die bereits soziale Projekte bei Kita Bremen unterstützt, hat ihre Hilfe zugesagt.“ Mit 75 000 Euro übernimmt sie für ein Jahr die Kosten für drei konkrete Projekte. Noch einmal 75 000 Euro für drei weitere Projekte kommen von der Stadt Bremen, die laut Bahlmann ebenfalls nicht lange gezögert hat. Gut zweieinhalb Monate seien gerade einmal vom ersten Profil-Steckbrief verstrichen, wenn das Projekt am kommenden Dienstag im Kinder- und Familienzentrum Arbergen an den Start gehe.
Die Senatorin für Kinder und Bildung, Claudia Bogedan (SPD), verspricht sich viel von den Angeboten: „Wir unterstützen das Projekt sehr gerne. Es ist wichtig, dass wir Kindern und Eltern damit die Gelegenheit geben, bei uns anzukommen – Kinder können spielen, Eltern werden beraten. Wichtig ist es aber auch, dass Kinder möglichst früh ein Gefühl für die deutsche Sprache entwickeln und Bildung von Anfang an genießen“, sagt sie dem WESER-KURIER. Um Eltern und Kinder frühzeitig an die Kinderbetreuung anzudocken und um die Grundschulen durch möglichst frühen Spracherwerb zu entlasten, betont die Sprecherin der Senatorin, Annette Kemp.
Zunächst einmal soll es laut Bahlmann in den ersten sechs Projekt-Standorten Plätze für rund zehn Kinder geben. Zusätzliches Personal müsse nicht eingestellt werden, „das wird über Stundenerhöhungen von Mitarbeitern ermöglicht“, so der designierte Geschäftsführer. Um die Eltern zu erreichen, setzt Kita Bremen auf Mund-zu-Mund-Propaganda, Netzwerke wie das Amt für Soziale Dienste sowie die Leitungen der Flüchtlingsunterkünfte. Bahlmann ist überzeugt, dass die Nachmittagsangebote sehr gut angenommen werden. Und: „Wir möchten sie in jedem Fall, was Anzahl und Laufzeit betrifft, ausweiten. Die Herausforderung, zu integrieren, wird nicht weniger.“ Dann ist eine neue Finanzierung notwendig. Aus Sicht des designierten Kita Bremen-Chefs dürfe eine private Unterstützung aber keine Dauerlösung sein: „Es kann nicht sein, dass eine staatliche Aufgabe dauerhaft von privaten Geldgebern unterstützt wird, das kann immer nur eine Anschubfinanzierung sein“, betont er.
Neben dem Kinder- und Familienzentrum Arbergen wird es weitere Angebote an folgenden Einrichtungen von Kita Bremen geben: August-Bebel-Allee, Mülheimer Straße, Heinrich-Imbusch-Weg, Hohwisch und Kinderhafen Tenever. Informationen zu Zeitpunkt und Anmeldung gibt es bei Kita Bremen unter Telefon 361-5700.
Ob Bahnhof, Marktplatz, Weserstadion oder Schlachte: Das Bremer Stadtbild hat sich im Laufe der Zeit erheblich verändert. Wir berichten über vergessene Bauten, alte Geschichten und historische Ereignisse.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.
job4u ist die regionale Plattform, wenn es um Lehren und Lernen geht. Neben dem WESER-KURIER, der Handelskammer und der Handwerkskammer Bremen machen sich hiesige Firmen für junge Leute stark.