
Enkeltrick, falscher Polizist, angeblicher Glücksspielgewinn – es gibt reihenweise Tricks, mit denen Betrüger am Telefon versuchen, zumeist ältere Menschen auszunehmen. Wie professionell das abläuft und welche unglaublichen Summen dabei im Spiel sind, offenbarte am Freitag der Prozessauftakt gegen zwei mutmaßliche Betrüger am Landgericht.
Es sind diese Fälle, von denen man immer wieder hört und denkt, nein, das kann doch nicht klappen. Die 81-Jährige, die einem angeblichen Polizisten Schmuck im Wert von 100 000 Euro übergibt. Der 80-Jährige, dem erzählt wird, er habe 295 000 Euro gewonnen, müsse zuvor aber 21 000 Euro in bar als Verwaltungsgebühr entrichten. Oder die 74-Jährige, die 2450 Euro überweist, um angebliche Spielschulden zu begleichen.
Doch diese Trickbetrügereien hat es tatsächlich gegeben. Sie stehen auf einer Liste, die der Staatsanwalt zum Prozessauftakt am Freitag verlesen hat. Verhandelt wird am Landgericht gegen zwei 25-jährige Bremer wegen des Verdachts auf gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs. Dem einen werden 22 Betrügereien vorgeworfen, der andere soll an einer beteiligt gewesen sein. Doch bei der schlug die Polizei zu.
Geldübergabe in München
Der Bremer war von einem unbekannten Hintermann im August 2014 nach München beordert worden. Dort sollte er von einer 88-Jährigen einen Briefumschlag mit 20 000 Euro in Empfang nehmen. Bei der Seniorin hatte sich zuvor ein falscher Kriminalbeamter gemeldet. Betrüger wollten ihr Konto räumen, sagte er zu der Frau. Deshalb solle sie zur Sicherheit ihr Geld abheben und zu Hause aufbewahren. Das tat sie – und erhielt prompt den nächsten Anruf. Diesmal warnte der angebliche Polizist sie vor einem Einbruch. Sie solle das Geld zur Sicherheit einem Kollegen übergeben, dem 25-jährigen Bremer.
Die Übergabe fand statt, doch als der Betrüger mit dem Taxi auf dem Weg zum Hauptbahnhof war, um nach Bremen zurückzufahren, wurde er festgenommen. Die Polizei hatte die Telefongespräche mit seinen Hintermännern überwacht.
Staatsanwaltschaft und Richter schlugen dem Mann einen Deal vor: Wenn er gesteht, ist eine Freiheitsstrafe auf Bewährung möglich. Der 25-Jährige ging darauf ein. Namen von Mittätern nannte er nicht, ermöglichte aber durch seine Aussage dem Gericht Einblick in die Strukturen einer äußerst professionell geführten Betrügerbande. Die Spur führt in ein Großraumbüro in der türkischen Stadt Izmir. Dort betreibt die Bande dem Angeklagten zufolge ein Callcenter: Zehn bis 15 Arbeitsplätze, jeder Mitarbeiter hat einen Schreibtisch mit Laptop und Headset. Gearbeitet wird in Teams, einer verteilt Listen mit Telefonnummern und Namen. Ihm als Neuling seien die Legenden vorgegeben worden, unter denen er sich zu melden hatte: als Rechtsanwalt, Polizist oder Staatsanwalt. Wer länger dabei war, so der Angeklagte, konnte sich die Betrugsmasche aussuchen. Die vorwiegende Sprache im Büro sei Deutsch.
Etwa zwei Monate habe er in einem Ort der Nähe von Izmir gewohnt, erzählte der 25-Jährige. Für Unterbringung und den täglichen Transport ins Büro hätten andere gesorgt, wie zuvor schon für den Flug in die Türkei und später auch für den Rückflug nach Bremen. Er habe relativ schnell gemerkt, dass die betrügerischen Anrufe nicht seine Sache seien. Sein Anwalt sagte, dem 25-Jährigen fehle die dafür erforderliche Kreativität. Nach der Rückkehr habe sein Mandant eigentlich mit der Sache abgeschlossen – bis der Anruf mit dem Auftrag kam, nach München zu fliegen.
Falscher Kripo-Beamter
Der zweite Angeklagte äußerte sich nicht zu den Vorwürfen. Laut Staatsanwaltschaft soll er mehrfach den Part des zweiten Anrufers übernommen haben. Unter anderem mit dieser Masche: Der erste Anrufer war ein Mittäter, der mit einer erfundenen Geschichte eine Geldüberweisung fordert. Dann habe sich der Angeklagte als angeblicher Kripo-Beamter gemeldet: Man ermittle gegen den ersten Anrufer, der ein Betrüger sei. Um ihn zu überführen, sei es wichtig, dass der geforderte Betrag tatsächlich überwiesen werde.
Natürlich funktionierten die Betrugsmaschen nicht immer. Mal wurde das Opfer misstrauisch, mal ein Angehöriger, manchmal verhinderten auch aufmerksame Bankmitarbeiter die Zahlung. Doch häufig wurde gezahlt. Und das nicht nur einmal. Bei einem der Opfer meldete sich ein falscher Polizist und forderte 3000 Euro: Der Rentner habe diverse Mahnschreiben ignoriert. Der Mann überwies das Geld auf ein Konto in der Türkei. „Reicht nicht“, hieß es bei einem zweiten Anruf. Er solle weitere 3800 Euro überweisen. Der Mann bezahlte erneut. Und bekam einen dritten Anruf: Die 3800 Euro seien nicht angekommen. Er solle sie deshalb noch einmal auf ein anderes Konto überweisen. Auch das tat der Mann.
Für den Prozess gegen die beiden Bremer sind 23 Verhandlungstage angesetzt. Nächster Termin ist Freitag, 13. März.
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