
Cambio dominiert in Bremen den Carsharing-Markt mit etwa 200 Spritautos. Als einziger Anbieter darf er mit Erlaubnis der Stadt seine Pkw auf öffentlichen Stellplätzen im Zentrum parken. Ausgerechnet Anbieter von Elektro-Autos dürfen das nicht. Wie passt das mit dem Bestreben der Stadt zusammen, den Verkehr so umweltfreundlich wie möglich zu gestalten?
Cambio hat es geschafft. Vor wenigen Tagen feierte der Carsharing-Anbieter seinen 10 000. Kunden. Kerstin Homrighausen, Geschäftsführerin der Cambio Stadtauto Bremen Carsharing GmbH, ist zufrieden mit der Kundenentwicklung und erklärt in einer Mitteilung, jeder Nutzer fahre im Durchschnitt ein bisschen weniger Auto und sei „somit in seinem Alltag umweltverträglicher unterwegs.“
Die Nachricht zeigt, das Carsharing im Trend liegt. Immer mehr Menschen verzichten auf ein eigenes Auto und teilen sich nach Zahlung einer monatlichen oder jährlichen Grundgebühr mit anderen Nutzern einen Pkw. Zur Nachricht gehört aber auch, dass Cambio seine dominante Stellung am Markt ausgebaut hat. Das Unternehmen verfügt über etwa 200 Spritautos und hat eine Flotte, die größer ist als die Fuhrparks aller Konkurrenten in Bremen zusammen.
Neben Cambio gibt es drei weitere Anbieter in Bremen: Flinkster, Move About und PMC eG. Die Unternehmen bieten zur Privatnutzung insgesamt etwa 23 Fahrzeuge an, darunter 15 Elektro-Autos. Mit zehn Autos unterhält das Carsharing-Unternehmen Move About die meisten Elektro-Pkw in der Stadt. Sie werden nach Angaben des Unternehmens ausschließlich mit Ökostrom betrieben.
Obwohl die Fahrzeuge von Move About emissionsfrei fahren, darf das Unternehmen seine Pkw nicht auf öffentlichen Stellplätzen in der Innenstadt parken. Das Unternehmen muss stattdessen auf private Parkflächen in der Vahr und in Horn-Lehe ausweichen. „Wir werden in den Markt kaum hineingelassen“, erklärt Markus Spiekermann, Prokurist bei Move About. Das Klientel, das man im Auge habe, wohne eher im Viertel. Dort sei das Unternehmen, so Spiekermann, bedauerlicherweise nicht präsent.
Exklusive Stellplätze in der Innenstadt sind vor allem Cambio vorbehalten. Der Anbieter darf seine Pkw auf sogenannten Mobilpunkten parken, 14 an der Zahl – insgesamt 55 Parkplätze. Die Stellplätze befinden sich unter anderem in der Hohenlohestraße am Bahnhof, in der Balgebrückstraße an der Domsheide und in der Hollerstraße im Viertel.
Die Mobilpunkte gehören der Stadt und werden ausschließlich an Cambio vermietet. Warum? Weil nur Cambio die Kriterien des Umweltzeichens „Blauer Engel“ erfüllt, ein Siegel, das für besonders umweltschonende Produkte und Dienstleistungen vergeben wird. Die Vergabekriterien werden von einer Jury festgelegt, der 16 Personen angehören, die von der Bundesumweltministerin berufen werden.
Die Richtlinien des Blauen Engels fordern unter anderem die Einhaltung bestimmter Emissionswerte. Cambio konnte nach eigenen Angaben den Schadstoffausstoß von 129 Gramm CO2 pro gefahrenem Kilometer im Jahr 2008 auf 102 Gramm CO2 im Jahr 2014 reduzieren. Damit erfüllt das Unternehmen laut Bremer Verkehrsbehörde die Anforderungen des Siegels.
Warum entsprechen jedoch ausgerechnet Elektro-Autos nicht den Kriterien des Umweltzeichens? Verkehrssenator Joachim Lohse (Grüne) lässt über seinen Pressesprecher Jens Tittmann erklären, dass die Anforderungen des Umweltsiegels nicht nur Emissionswerte berücksichtigen. Der Blaue Engel fordert auch, den öffentlichen Verkehr zu entlasten. Demnach muss ein Carsharing-Auto je nach Örtlichkeit etwa fünf bis elf privat genutzte Fahrzeuge ersetzen. „Diesen Nachweis hat Move About bislang nicht erbracht“, sagt Jens Tittmann. Der einzige Anbieter, der eine Entlastung vorweisen kann, ist Cambio. Eigenen Angaben zufolge hat das Unternehmen in Bremen etwa 40 Nutzer pro Carsharing-Auto. Demnach sind bereits etwa 11 private Pkw durch jedes Cambio-Auto ersetzt worden – 2200 Pkw insgesamt.
Laut Verkehrsbehörde ist die Verringerung des Parkdrucks in der Innenstadt ein wichtiger Baustein des im September 2009 beschlossenen Carsharing-Aktionsplans. Der Blaue Engel sei ein sinnvolles Siegel, um die Vergabe öffentlicher Stellplätze zu reglementieren. Die Nachfrage nach Elektro-Autos sei derzeit zu gering. Lohse-Sprecher Tittmann sagt aber auch: „Elektro-Anbieter sind herzlich willkommen, wenn sie die Kriterien des Blauen Engels erfüllen“. Unterdessen teilt Cambio mit, weiterhin auf Elektroautos zu verzichten. Prokuristin Jutta Kirsch sagt: „Wir haben aus wirtschaftlichen Gründen andere Prioritäten“.
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