
Mehr als die Hälfte der 34 großen Bremer Sporthallen, die für die Unterbringung von Flüchtlingen infrage kommen, steht den Vereinen inzwischen nicht mehr zur Verfügung. Nun droht den Klubs die nächste Belastung: Der Landessportbund Bremen (LSB) möchte ab 2016 höhere Beiträge einziehen.
Weil der Dachverband in finanziellen Nöten steckt, sollen die Vereine auf einem Außerordentlichen Landessporttag am 28. November einer Beitragserhöhung in drei Stufen um insgesamt zwei Euro jährlich pro Mitglied zustimmen. Derzeit führt jeder Verein für Erwachsene drei Euro an den LSB ab. 2016 und 2017 soll der Betrag um 50 Cent, 2019 um einen auf dann fünf Euro steigen.
„Das passt zu dieser Zeit nicht in die Welt“, sagt der Präsident von Tura Bremen, Dirk Bierfischer. „Wenn ich mich in meinem Präsidium durchsetzen kann, werden wir gegen den Antrag stimmen. Wenn es an die Existenz der Vereine geht, kann der LSB uns nicht noch mehr schröpfen.“ Ähnlich sieht es Jürgen Maly. Für den Vorsitzenden des ATS Buntentor ist die Hallensituation und der deshalb drohende Verlust von Mitgliedern aber das viel größere Problem der Vereine. Maly und seine Vorstandskollegen haben daher beantragt, am 28. November nicht über Beiträge zu sprechen, sondern über den Sporthallenentzug – und zwar mit Bürgermeister Carsten Sieling als Gast des Landessporttags.
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Auch LSB-Präsident Andreas Vroom weiß, dass der Zeitpunkt für Beitragserhöhungen schlecht ist. Nur sieht er keine andere Möglichkeit. „Wenn von der Stadt kein Geld kommt, müssen wir es auf die Vereine umlegen“, erklärt er. Offensichtlich hat der LSB über Jahre mehr Geld ausgegeben als eingenommen: Eine Rücklage in Höhe von 834.000 Euro ist seit 2009 auf 347.500 Euro geschmolzen, und in den Wirtschaftsplan für 2016 hat der LSB weitere 105.000 Euro eingestellt. Vroom möchte den LSB als Dienstleister für seine Vereine und Verbände stärken und zwei Kräfte für die Vereinsberatung zusätzlich einstellen. Im LSB selbst sieht Vroom kein Einsparpotenzial in erforderlicher Größe mehr. „Wenn die Erhöhung nicht durchgeht, muss ich gnadenlos Personal abbauen.“
Auf jeden Fall wird Vroom noch Überzeugungsarbeit leisten müssen. Und der Antrag des ATS Buntentor zeigt: Obwohl das Thema Hallen für Flüchtlinge unmittelbar nichts mit der Finanzlage des LSB zu tun hat, ist es für die Vereine viel wichtiger. „Wir in Gröpelingen kennen nichts anderes als Integration“, betont Dirk Bierfischer – und ärgert sich umso mehr, dass die Sozialbehörde auf die Sporthallen zugreift. „Wir Vereine sind viel zu lieb, wir nehmen alles hin“, sagt er auch.
Das mag für Tura derzeit noch gelten, nicht aber für OT Bremen. In einem Offenen Brief an Bürgermeister Sieling (SPD) hat sich die Vorsitzende Ute Brunzel massiv über das Vorgehen des Sportamts beschwert. Nachdem im Verein Hoffnung aufgekommen war, dass die Sportanlage Schevemoor möglicherweise nicht oder zumindest später für Flüchtlinge herangezogen werden sollte, wurden plötzlich große Abfallcontainer über die Anlage gerollt. OT-Mitglieder beschwerten sich und stellten die Glaubwürdigkeit ihres Vereinvorstands infrage, für den feststeht: Gegen die Beschlagnahmung der Sportanlage wird er sich juristisch zur Wehr setzen. Hoffnung auf ein rasches Ende der Situation kann der Sprecher der Sozialbehörde, Bernd Schneider, den Klubs nicht machen, „weil wir keinen Einfluss haben auf den Zugang der Flüchtlinge und Asylbewerber“.
Weit weniger dramatisch ist die Lage in Niedersachsen. Von den 3587 Sporthallen des Landes seien deutlich weniger als drei Prozent mit Flüchtlingen belegt, hieß es am Mittwoch beim Landessportbund. Allerdings ergibt die entsprechende Umfrage des Verbands ein uneinheitliches Bild: In größeren Kommunen ist der Anteil der Hallen, die für die Unterbringung von Flüchtlingen in Anspruch genommen werden müssen, größer als in der Fläche. In Hannover sind es rund zehn Prozent, in Delmenhorst sind vier von zehn Hallen belegt.
„Die Sportvereine gehen mit dem Problem sehr gelassen und vor allem konstruktiv um“, sagt Bettina Matschuck vom Kreissportbund Verden: „Die Vereine rücken zusammen und melden freie Hallenzeiten, die von anderen Vereinen genutzt werden können“, erklärt sie. Im Landkreis Verden sind Flüchtlinge zurzeit in vier Sporthallen untergebracht.
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