
Heike Wojack und ihre Nachbarn haben aufgerüstet. Immer wieder hat es in ihrem Quartier Einbrüche gegeben, selbst tagsüber sind Diebe in die Wohnungen eingestiegen. „Einmal ist ein Einbrecher an einem Regenrohr an der Hauswand hochgeklettert, ein anderes Mal kamen sie durch eine offene Terrassentür ins Haus“, erzählt die Bremerin. „Als bei meiner Mutter vor eineinhalb Jahren eingebrochen wurde, war Schluss für uns. Wir wollten uns schützen, damit wir nicht auch zu Opfern werden“, sagt sie.
Die Bremerin hat ihre Nachbarn zusammengetrommelt und mit ihnen eine Anwohnerinitiative gegründet, die ihr Eigentum mit sogenannter künstlicher DNA schützt. Das Prinzip der künstlichen DNA ähnelt dem der Fahrradcodierung: Die geruch- und farblose Flüssigkeit wird auf Handy, Laptop oder Schmuck aufgetragen und ist mit einem einzigartigen Code verbunden, der den Wertgegenstand eindeutig seinem Eigentümer zuordnet. Unter UV-Licht wird der Code sichtbar, etwa wenn ein Polizeibeamter bei einer Kontrolle mit seiner Schwarzlicht-Taschenlampe einen markierten Gegenstand anleuchtet. So sollen Täter überführt oder im Idealfall gleich ganz abgeschreckt werden.
Seit 2009 setzt die Bremer Polizei auf die künstliche DNA, seit 2011 fördert sie die Gründung der Anwohnerinitiativen. Heike Wojack ist Sprecherin ihrer Initiative, der 24 Haushalte in ihrer Nachbarschaft angeschlossen sind. Sie haben ihre Wertgegenstände mit künstlicher DNA eingepinselt, Haustüren und Fenster mit Aufklebern markiert – und an jeder Straßenecke Hinweisschilder aufgestellt. „Damit Einbrecher wissen: Hier gibt es eine aufmerksame Nachbarschaft, die für das Thema Wohnungseinbrüche sensibilisiert ist und ihr Eigentum geschützt hat“, sagt die Bremerin. Rund 80 Euro kostet ein solches Set, das bei der Polizei gekauft werden kann.
"Einbrechern wird es oft zu leicht gemacht"
Jörg Reimann ist Koordinator des Projekts im Präventionszentrum der Polizei. Über 210 Anwohnerinitiativen mit rund 7500 Haushalten, die künstliche DNA zum Einbruchschutz nutzen und ihre Wohnquartiere mit Hinweisschildern abstecken, gibt es in Bremen. „Das Abschreckungspotenzial ist hoch, das haben Auswertungen gezeigt“, sagt der Kriminaloberkommissar.
„In den ersten Jahren nach der Einführung war die Einbruchsquote in Wohnungen ohne Warnschilder fast zehnmal höher als in denen mit Hinweisen. Testmessungen in den Jahren 2011 bis 2016 haben ergeben, dass in den Initiativbereichen halb so viele Haushalte von Einbrüchen betroffen sind“, sagt der Polizist.
Konkrete Zahlen kann der Präventionsexperte nicht nennen, auch nicht, ob Einbrecher tatsächlich wegen der Hinweisschilder auf die künstliche DNA einen Bogen um diese Wohnquartiere machen. Jörg Reimann glaubt, dass es der Mix ist: „Die Bewohner in den Initiativbereichen sind besonders für das Thema Prävention sensibilisiert. Sie stellen ja nicht nur Schilder auf und markieren ihre Handys. Zum Konzept gehört auch die Beratung durch die Polizei, wie sicher Türen und Fenster sind, wie Schwachstellen beseitigt werden und eine aufmerksame Nachbarschaft.“ Einbrechern werde es oft viel zu leicht gemacht, findet Reimann.
Bremen ist eine Hochburg bei Wohnungseinbrüchen
Bremen ist bundesweit eine Hochburg bei Wohnungseinbrüchen, 2014 war die Hansestadt im Vergleich der 13 deutschen Großstädte ab 500.000 Einwohnern sogar Spitzenreiter. Erstmals hatte die Zahl dieser Delikte die Marke von 3000 überschritten. 2015 ist sie zwar wieder darunter gesunken, aber insgesamt sei das nicht zufriedenstellend, hatte Polizeipräsident Lutz Müller im Oktober bei der Vorstellung des neuen Einbruchsradars betont – einer wöchentlich aktualisierten Karte, die die Hotspots der Einbrüche anzeigt. „Wir haben immer noch zu viele Einbrüche in Bremen“, sagte Müller.
Deshalb setzt die Polizei immer stärker auch auf Wachsamkeit und Mithilfe der Bürger beim Einbruchschutz sowie bei der Überführung der Täter. Auch deshalb, weil die Einbrecher häufig schon verschwunden sind, wenn die Polizei am Tatort eintrifft. Von den knapp 2800 Einbrüchen im Jahr 2015 konnte nur jeder Zwanzigste (5,4 Prozent) aufgeklärt werden.
Heike Wojack hat ein deutlich höheres Sicherheitsgefühl in ihrem Quartier, seit sich die Anwohner gemeinsam vor Einbrechern schützen. „Das liegt natürlich auch daran, dass wir Fenster und Türen im Haus besser gesichert haben. Ein ganz wichtiger Grund ist aber, dass wir als Nachbarn näher zusammengerückt und aufmerksamer geworden sind“, sagt sie.
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