
Am Mittwoch ist ein vermeintlicher Wolf in Bremen-Rekum gesehen worden. Später wird ein Tier in Niedersachsen eindeutig identifiziert. Dass es sich dabei um ein und dasselbe Tier handelt, ist wahrscheinlich.
Eigentlich ist es ein Mittwochmorgen wie jeder andere. Auszubildender Malte Marwede ist um kurz vor acht Uhr mit dem Radlader unterwegs, um Futter für die Kühe zu holen. Da sieht er ihn plötzlich. Etwa drei Meter vor ihm steht offenbar ein Wolf in dem Weg Rekumer Siel nahe dem Bunker Valentin im Stadtteil Blumenthal. Als das Tier den 17-Jährigen wahrnimmt, läuft es weiter in Richtung Norden. Dort erblicken es dann auch Marlies Morisse und ihr Sohn Carsten, die gerade aus dem Rinderstall kommen. Sie alle sind sich sicher: Es muss ein Wolf gewesen sein. Sie sehen, wie das Tier an der Landesgrenze zu Niedersachsen verschwindet.
Von dieser Beobachtung in Bremen-Nord gibt es kein Foto. „Ich war in dem Moment zu perplex und hatte auch Respekt“, sagt Marwede, der sonst immer sein Handy am Mann hat. Doch in Niedersachsen gelingen dem Jäger Harm Mattfeldt kurze Zeit später Aufnahmen, die als eindeutiger Nachweis für einen Wolf gewertet werden können. Mattfeld macht die Fotos um kurz vor neun Uhr im nahegelegenen Dreieck Neuenkirchen-Hinnebeck-Weserdeich im Landkreis Osterholz. Der zuständige Wolfsberater leitet die Fotos an die Landesjägerschaft Niedersachsen weiter, die für das Bundesland offiziell mit dem Wolfsmonitoring betraut ist. „Die Fotos sind so scharf, dass wir die klaren Merkmale eines Wolfes identifizieren konnten“, sagt Wolfsbeauftragter Raoul Reding. Der grade Rücken, der helle Sattelfleck, alles spreche dafür, die Fotos als sogenannten C1-Nachweis zu werten.
Sichtungen auch in Borgfeld und Schwanewede
Bei Familie Morisse hat das Tier einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Als es in Richtung Niedersachsen verschwindet, stellt Klaus Morisse, der den landwirtschaftlichen Betrieb leitet, fest, dass der vermeintliche Wolf in seinen Pferdestall eindringen wollte. „Die Klappe dazu war eingedrückt und die Pferde waren völlig verschreckt“, sagt er. Er meldet seine Beobachtungen der Landesjägerschaft Bremen, woraufhin Vizepräsident Marcus Henke versucht, Spuren des Tieres zu finden. Auf einem Weg sieht er einen wolfstypischen Pfotenabdruck, ein sogenanntes Trittsiegel. Zwar gibt es keine hundertprozentige Garantie, dass es sich bei dem Tier in Rekum und bei dem Wolf in Niedersachsen um ein und dasselbe handelt, doch die Wahrscheinlichkeit sei sehr hoch, sagt Henke.
Auch die Bremer Umweltbehörde war am Mittwoch noch auf dem Hof der Morisses unterwegs. Aufgrund der schlechten Wetterlage sei die Spurenlage am Mittag jedoch schon sehr undeutlich gewesen. Um künftig zu vermeiden, später als die Landesjägerschaft am Sichtungsort zu erscheinen, habe man sich am Mittwochabend darauf verständigt, sich so früh wie möglich gegenseitig zu informieren, teilte die Umweltbehörde mit. Ob es sich bei dem vermeintlichen Wolf in Rekum um dasselbe Tier handelt, das Ende Januar in Borgfeld gesichtet wurde, kann weder die Landesjägerschaft noch die Umweltbehörde bestätigen. Nach Angaben von Heiko Ehing, zuständiger Wolfberater im Landeskreis Osterholz, gab es im Januar auch im nahegelegenen Schwanewede Wolfssichtungen.
Seitdem der Wolf Ende Januar in Borgfeld beobachtet wurde, beschäftigt das Thema auch die Bremer Politik. In der vergangenen Woche hatte Umweltstaatsrat Ronny Meyer in der Bürgerschaft deutlich gemacht, dass Bremen kein eigenes Wolfskonzept ausarbeiten will, sondern auf Ressourcen aus Niedersachsen zugreift. Meyer hatte auch angekündigt, dass Bremen zwar nicht dazu verpflichtet sei, Ausgleichszahlungen für Landwirte zu leisten. Sollten diese durch den Wolf jedoch zu Schaden kommen, man eine gütliche Lösung finden wolle. Landwirt Klaus Morisse ist dieses Versprechen zu wenig. Er war bis vor kurzem Präsident der Bremer Landwirtschaftskammer. Bisher seien aus der Behörde nur Absichtserklärungen gekommen. Sie seien von den Wolfssichtungen in Bremen und im näheren Umland verunsichert. „Ich weiß im Moment noch nicht, ob ich mein Vieh auf die Weide lassen soll“, sagt er. „Und das wollen wir ja eigentlich alle.“
Die Umweltbehörde rät bei dem Thema zu Besonnenheit. Der Wolf sei ein streng geschütztes Tier, der Abschuss könnte mit einer hohen Strafe geahndet werden. Fühle man sich akut von einem vermeintlichen Wolf bedroht, solle man sich an die Polizei wenden, in allen anderen Fällen an die Umweltbehörde unter der Telefonnummer 361 66 60. In der Behörde gebe es einen Biologen, der sich um die Wolfsthematik kümmere.
Wolf wird Thema in der Umweltdeputation
Nachdem das Raubtier in der vergangenen Woche bereits die Bürgerschaft beschäftigte, wird das Thema auch in der Umweltdeputation an diesem Donnerstag noch einmal Gegenstand der Debatte werden. Unter anderem wird dann darüber gesprochen, wie im Falle eines Verkehrsunfalls mit einem Wolf zu handeln ist. Wie bei jedem Wildtierunfall sei dann die Polizei der erste Ansprechpartner, geht aus einem Papier für die Deputation hervor.
Dass das Thema in Bremen Fahrt aufnimmt, zeigt auch eine Diskussionsveranstaltung der CDU am kommenden Dienstag. Unter dem Motto „Wolf, hast du die Gans gestohlen“ werden unter anderem CDU-Politiker Frank Imhoff, Vertreter vom NABU, des Landwirtschaftsverbandes und der Landesjägerschaft zu Wort kommen. Mit dabei ist auch Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz (SPD), die für die Veranstaltung als „Wolfsexpertin“ angekündigt ist. „Frau Emigholz nimmt an dieser Veranstaltung privat teil. Sie beschäftigt sich mit dem Thema seit mehr als 30 Jahren“, heißt es dazu aus der Kulturbehörde.
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