
Der Hannah-Arendt-Preis ist zu seinen Ursprüngen zurückgekehrt. Dies befand Laudatorin Antonia Grunenberg, emeritierte Politikprofessorin der Universität Oldenburg, am Freitagabend bei der feierlichen Übergabe des Preises im Bremer Rathaus. Denn die diesjährigen Preisträger, die US-Wissenschaftler Jerome Kohn und Roger Berkowitz, seien für das heutige Wirken der politischen Denkerin Arendt und ihrer Ideen von großer Bedeutung.
Kohn und Berkowitz sei es mit zu verdanken, dass Arendts Schriften weltweit Beachtung fänden und es Orte gebe, an denen Pluralität praktiziert werde, lobte Grunenberg. Ellen Ueberschär, Vorstand der Böll-Stiftung, sagte mit Blick auf das deutsch-amerikanische Verhältnis: „Gerade in diesen Zeiten ist die Vergabe des Preises an zwei amerikanische Wissenschaftlicher auch ein Zeichen.“ Den mit 10 000 Euro dotierten Preis verleihen die Heinrich-Böll-Stiftung und die Stadt Bremen. Jerome Kohn, der per Videobotschaft bedauerte, den Preis nicht persönlich entgegen nehmen zu können, betreut Arendts Nachlass. Er war ihr langjähriger Freund und Mitarbeiter an der New School in New York. Er zitierte Arendt, es komme nicht auf die eigene Meinung über seine Verdienste an, sondern auf die verschiedenen Meinungen, die darüber bestehen. Für ihn sei es heute noch erfrischend, mit Arendt zu denken. „Sie verschmähte nicht nur jeden Ismus, jede Ideologie, sondern auch jeden Versuch, die öffentliche Meinung zu gewinnen“, sagte Kohn. Er finde ebenso wie Arendt, es müsse heißen: dubito ergo sum („Ich zweifle, also bin ich“) und nicht cogito ergo sum („Ich denke, also bin ich“).
Roger Berkowitz ist Direktor des 2006 von ihm gegründeten Hannah-Arendt-Centers am Bard College im Bundesstaat New York. Seine Dankesrede sei eine Kritik an Intellektuellen, hob Berkowitz hervor, auch Arendt habe tiefen Argwohn gegenüber konzeptionell orientierten Intellektuellen gehegt. Sie leugneten Fakten, wenn sie nicht passten. Dies komme dem bewussten Lügen gleich. Es sei jedoch wichtig, sich vorzustellen, dass die Dinge anders sein könnten, als sie tatsächlich sind.
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