
Die Ausbildung von Pflegekräften in Bremen ist gefährdet – davor warnen Kliniken, Pflegeheime, Pflegeschulen und ambulante Pflegedienste in einem Brandbrief an den Senat. Ab Januar tritt bundesweit die neue Pflegeausbildung in Kraft. Das Ziel: Der Beruf soll für die dringend benötigten Fachkräfte attraktiver gemacht und mehr Ausbildungsplätze geschaffen werden.
„In Bremen steht der Start auf der Kippe, weil die Finanzierung durch die Krankenkassen und das Land Bremen als Kostenträger nicht gesichert ist. Kommt es zeitnah zu keiner Einigung, könnte der nächste Ausbildungsjahrgang zu großen Teilen ausfallen“, sagt der Geschäftsführer der Bremer Krankenhausgesellschaft (HBKG), Uwe Zimmer, dem WESER-KURIER.
Ab 2020 sind die bisher drei getrennten Ausbildungen Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Altenpflege in Deutschland zusammengefasst. Staatlich geprüfte Pflegefachfrauen und -männer können dann in allen drei Bereichen arbeiten. In den ersten beiden Jahren werden alle Auszubildenden gemeinsam unterrichtet und praktisch ausgebildet. Im dritten Jahr können sie sich spezialisieren.
Kern des Streits um die Finanzierung in Bremen sind zwei Pauschalen, die in den gesetzlich vorgeschriebenen Ausbildungsfonds eingezahlt werden müssen – für die praktische Ausbildung in den Betrieben und für die Lehre in den Pflegeschulen. „Krankenkassen und das Land Bremen als Kostenträger bieten den Betrieben mit 6500 Euro pro Auszubildendem die bundesweit niedrigste Vergütungspauschale für den praktischen Teil der Berufsausbildung an“, sagt HBKG-Chef Zimmer. Der Bundesschnitt liege bei 8243 Euro.
Zusätzlich soll diese Pauschale in Bremen für die Langzeitpflege, also Pflegeheime, und die ambulante Pflege noch um zwölf Prozent abgesenkt werden. Das treffe vor allem ambulante Pflegedienste, die sogenannte Pflegemittler einstellen müssten: „Die angehenden Pflegekräfte müssen in ihrer praktischen Ausbildung 400 Wochenstunden bei einem ambulanten Pflegedienst nachweisen.
Wenn die Dienste mit dieser Pauschale nicht leben können, bieten sie keine oder weniger Plätze an – und dann können wir das neue Ausbildungsgesetz in Bremen vergessen", so Zimmer. Niedersachsen gehe den gegenteiligen Weg: Dort werde die Vergütungspauschale für die praktische Ausbildung in Höhe von 8430 Euro für die stationäre Altenpflege auf 8580 Euro und für die ambulante Pflege auf 8800 Euro aufgestockt.
Auch auf die Pflegeschulen komme logistischer, personeller und finanzieller Aufwand zu: „Sie müssen künftig Stoff aus allen Bereichen lehren, Lehrer nachqualifizieren und zusätzliches Personal dafür einstellen“, sagt Barbara Scriba-Hermann, pflegerische Geschäftsführerin im Rotes-Kreuz-Krankenhaus und Mitglied im Vorstand der Bremer Krankenpflegeschule.
Nach Angaben der Krankenhausgesellschaft gibt es in Bremen zwölf Schulen mit derzeit knapp 1300 Plätzen. Das Land Bremen habe für die neue Ausbildung besonders hohe Qualitätsstandards an den Schulen eingeführt, auf einen Lehrer sollen 15 Schüler kommen; in den anderen Bundesländern sei das Verhältnis eins zu 20. Dafür müssten laut Zimmer in Bremen ein Drittel mehr Lehrkräfte eingestellt werden und die Vergütungspauschalen für die Schulen 20 Prozent über dem Bundesschnitt von 8230 Euro liegen. „Das Gegenteil ist der Fall. Das Angebot der Kostenträger sind 8030 Euro, in Niedersachsen sind es 8650 Euro pro Auszubildendem. Und dort gilt das Verhältnis ein Lehrer für 20 Schüler“, betont der HBGK-Chef.
Die Bremer Sozialbehörde, die an den Verhandlungen beteiligt ist, geht von einer Einigung aus: „Es liegt in der Natur der Sache, dass beide Seiten an dem Tuch zerren, das von beiden als zu kurz empfunden wird“, sagt Bernd Schneider, Sprecher von Senatorin Anja Stahmann (Grüne). „Im Moment werden noch Gespräche geführt, wir haben Interesse an einer baldigen Einigung.“ Die beiden Positionen lägen nicht weit auseinander.
Die Interessengemeinschaft von Kliniken, Pflegeschulen, ambulanten Diensten und Heimen will sich damit nicht zufrieden geben. „Das Gesetz ist ein sehr guter Ansatz, aber wenn es nicht ausreichend finanziert wird, funktioniert das in Bremen nicht“, betont Scriba-Hermann. „Schüler und Lehrer werden dann dorthin gehen, wo genügend Ausbildungsplätze und entsprechende Bezahlung angeboten werden.“
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