
Der im August havarierte Dreimaster „Seute Deern“ liegt immer noch auf dem Grund des Alten Hafens in Bremerhaven auf. Eigentlich war es das Ziel eines Bergungsteams, am Sonnabend bis zum Abend das Schiff wieder zum Schwimmen zu bringen. Doch nach mehreren Stunden stoppte das Team den Versuch, die 1900 Tonnen Wasser aus dem Schiffsbauch zu pumpen. Der Grund: Es ist mehr Wasser zwischen den Planken nachgelaufen, als die Pumpen ins Hafenbecken spülen konnten. „Am Rumpfteil, der eigentlich über Wasser liegt, war die Dichtung zu trocken und ist unter Wasser einfach herausgebröselt“, erklärt der Projektleiter vom Deutschen Schifffahrtsmuseum, Lars Kröger.
An diesem Sonntag ab 13 Uhr soll es nun mit Unterstützung des Technischen Hilfswerks und größerer Pumpleistung weitergehen. Die insgesamt bereits drei Wochen dauernde Rettungsaktion kostet das Land Bremen 1,1 Millionen Euro.
Bis zum Pumpenstopp ergoss sich ein starker Wasserstrahl beständig aus dicken Stahlrohren ins Hafenbecken. Während der ersten Stunde konnte der Wasserspiegel im Schiffsbauch immerhin um 36 Zentimeter gesenkt werden. Bewegt hat sich das Schiff aber dadurch noch keinen Zentimeter.
Zwei Männer aus dem Bergungsteam kümmerten sich um die Pumpen. Ihre Überlebensanzüge zeigten, dass das der gefährlichste Job während der Rettungsaktion des Schiffes war. Andere Menschen durften nicht an Bord. Mehrere Hundert Schaulustige verfolgten das Spektakel hinter Bauzäunen, die zur Sicherheit aufgebaut worden waren – für den Fall, dass etwas schief geht.
Es gab mehrere Unwägbarkeiten für die Hebung: So ist das genaue Gewicht des 100 Jahre alten Segelschiffes nicht bekannt. „Daher wissen wir nicht, wie schnell es aufsteigt“, so Kröger. Dass das nicht zu rasch passiert, sei aber wichtig, damit das Schiff unter Kontrolle bleibt und nicht einfach wie ein Korken, der unter Wasser gedrückt wurde, aus den Fluten schießt und dabei womöglich umkippt.
Außerdem könne es sein, dass am Kiel des Schiffes, der unzugänglich im festen Schlamm steckt, noch große Lecks sind, durch die bei und nach der Bergung wieder Wasser in großen Mengen einströmt. Das müssten die Pumpen dann zunächst ausgleichen, bis ein so genanntes Lecksegel von außen an den Planken befestigt werden kann, das die Öffnung provisorisch verschließt.
Dass nun die undichten Spalten zwischen den Planken das Bergungsteam zunächst zum Abbruch zwingen würden, hatten die Experten so nicht vorhergesehen. „Aber ich würde es nicht als Rückschlag bezeichnen, wir reagieren einfach auf das Problem und versuchen es erneut“, so Kröger.
Seit einem Wassereinbruch Ende August liegt der Dreimaster mit Schlagseite im Hafenbecken. Bereits am Montag war an dem Museumsschiff das letzte sichtbare Leck unter Wasser abgedichtet worden. Die Schäden stammten überwiegend noch von einem Brand im Februar und lagen ursprünglich oberhalb der Wasserlinie.
Am Dienstag hatten Taucher im Alten Hafen begonnen, Gurte unter der „Seute Deern“ hindurch zu ziehen, die mit insgesamt 20 Luftkissen beiderseits des Schiffes verbunden wurden. Das sollte das Schiff beim Aufstieg stabilisieren, damit es nicht zur Seite kippt – wie eine Rettungsweste für das Schiff. Heben darf man die Bark aber nicht mit den orangefarbenen Säcken.
„Das Schiff ist so konstruiert, dass es nur dem Wasserdruck von außen, nicht aber dem Druck von innen standhält“, erklärt Kröger. Es gibt also weiterhin nur den Weg, das Schiff leer zu pumpen, damit es von selbst wieder auftauchen kann. „Wir hatten gehofft, dass es beim ersten Versuch klappt, aber der Stopp bedeutet nicht, dass eine Bergung nicht möglich ist“, zeigt sich die Direktorin des Deutschen Schifffahrtsmuseums, Sunhild Kleingärtner, optimistisch.
Ob auch nach einer gelungenen Bergung an einer Sanierung des Museumsschiffes festgehalten wird, darüber wollte Tim Cordßen, Staatsrat im Häfenressort, am Sonnabend nicht spekulieren: „Erst wenn das Ausmaß der Schäden klar ist und welche Auswirkungen das auf den Sanierungsplan hat, müssen wir eine politische Entscheidung treffen.“
+++ Der Text wurde um 20.45 Uhr aktualisiert +++
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