
Die BLG steckt in Schwierigkeiten. Das Bremer Logistikunternehmen soll im vergangenen Jahr einen Verlust von rund 120 Millionen Euro gemacht haben. So wird es aus mehreren verlässlichen Quellen berichtet. Die BLG lehnt einen Kommentar ab und verweist auf ihre Bilanzpressekonferenz am 21. April. Dann werden die Geschäftszahlen für das Jahr 2020 vorgelegt.
Dass der Logistiker wegen der Corona-Pandemie unter Druck kommt, war erwartet worden. Die Bremer Lagerhaus-Gesellschaft, Aktiengesellschaft von 1877, hatte als persönlich haftende Gesellschafterin der BLG Logistics Group bereits am 14. April 2020 eine Ad-hoc-Mitteilung veröffentlicht. Als Aktiengesellschaft ist sie bei besonderen Ereignissen, die das Geschäft beeinflussen, dazu verpflichtet. Aktuell bestehe wegen Corona und der nicht absehbaren, daraus resultierenden Auswirkungen auf Weltwirtschaft, globale Handelsströme und Kunden der BLG-Gruppe eine sehr hohe Unsicherheit, hieß es damals. „Umsatz und Ergebnis werden stark unter den im Vorjahr erreichten Werten liegen“, so wörtlich. Der Vorstand gehe trotzdem davon aus, dass die Liquidität der BLG-Gruppe ausreichen werde, um jederzeit den fälligen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen.
Wie die Quellen berichten, hatte sich BLG Logistics, das zu 100 Prozent in städtischer Hand ist, schon früh an den Senat gewandt und um eine Finanzspritze gebeten. Ziel sei gewesen, das Eigenkapital zu stärken, und zwar um rund 100 Millionen Euro. Durchgedrungen sein soll das Unternehmen damit aber nicht, weder bei Finanzsenator Dietmar Strehl (Grüne) noch bei Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD). Anfang Februar hatte Frank Dreeke, Chef von BLG Logistics, im Häfenausschuss des Landes in nicht öffentlicher Sitzung über die Probleme seines Unternehmens berichtet. Nach Angaben einzelner Ausschussmitglieder sei dabei zwar von einem Defizit die Rede gewesen, nicht aber in einer Dimension von mehr als 100 Millionen Euro. „Wenn die Zahl stimmt, hätten wir ein großes Problem“, sagt einer der Abgeordneten auf Nachfrage.
Der Bremer Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel wäre nach eigenen Worten nicht überrascht, sollte die BLG tatsächlich ein so hohes Minus eingefahren haben. „Ich verstehe nicht, warum das Unternehmen daraus ein Geheimnis macht, das liegt wegen der Corona-Krise und des weltweiten Exporteinbruchs in 2020 doch auf der Hand“, erklärt Hickel. Der Bund habe für solche Fälle einen Wirtschaftsstabilisierungsfonds mit einem Gesamtvolumen von 600 Milliarden Euro aufgelegt. Daraus hätten sich bereits andere große Unternehmen bedient; die BLG sollte das genauso tun, so der Professor.
Zu Geld kommen könnte die BLG noch auf einem anderen Weg - durch den seit Jahren geplanten Verkauf des Hochregallagers im Güterverkehrszentrum in Bremen-Strom. Das Unternehmen betreibt dort nach eigener Darstellung den größten und modernsten Logistik-Komplex Europas. Die mehr als 200.000 Palettenstellplätze stehen exklusiv für Tchibo bereit. Das soll so bleiben, die BLG wird weiterhin für ihren Großkunden die Logistik organisieren. Führen die Verhandlungen zum Erfolg, wechselt das Lager allerdings den Besitzer. Es heißt dann Tchibo und nicht mehr BLG.
Zu Beginn der Gespräche war dem Vernehmen nach ein Kaufpreis zwischen 60 und 70 Millionen Euro aufgerufen worden. Am Mittwoch dieser Woche gab es in der Angelegenheit nach Informationen des WESER-KURIER ein Spitzentreffen, an dem auch Vertreter des Senats beteiligt waren. Möglicherweise steht der Handel kurz vor dem Abschluss. Weder die BLG noch Tchibo wollten sich auf Anfrage dazu äußern.
In einer anderen, noch viel wichtigeren Sache ruhen die Verhandlungen. Es geht dabei um die geplante Fusion von BLG und Eurokai, die sich in dem Unternehmen Eurogate zusammengeschlossen haben, mit der hamburgischen Hafengesellschaft HHLA. Zuletzt habe es im Dezember eine Videokonferenz gegeben, berichten Insider. Der Streit drehe sich darum, mit wie vielen Anteilen Eurogate und HHLA jeweils bedacht werden und wo der Firmensitz sein soll. Die Schwierigkeiten sollen weniger in der politischen Begleitung des Prozesses liegen, sondern mehr bei den Akteuren der beteiligten Unternehmen, die einfach nicht zueinander kämen.
Ob Bahnhof, Marktplatz, Weserstadion oder Schlachte: Das Bremer Stadtbild hat sich im Laufe der Zeit erheblich verändert. Wir berichten über vergessene Bauten, alte Geschichten und historische Ereignisse.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.
job4u ist die regionale Plattform, wenn es um Lehren und Lernen geht. Neben dem WESER-KURIER, der Handelskammer und der Handwerkskammer Bremen machen sich hiesige Firmen für junge Leute stark.
Was z.Zt. für Bremer Kennzeichen im Umland zu sehen sind, ist erstaunlich!
Würde sicher sofort ...