
Die Inseln und Urlaubsregionen in Niedersachsen sowie die Verbände des Gastronomie- und Hotelleriegewerbes lassen nichts unversucht, um die anstehende Ostersaison zu retten. Die Bürgermeister der sieben Ostfriesischen Inseln hatten vor wenigen Tagen einen Brief an die Landesregierung geschrieben und bekommen jetzt Unterstützung aus Hannover. Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) spricht sich unter Auflagen für eine Öffnung im Hotel- und Gastgewerbe zu Ostern aus und geht damit auf Konfrontationskurs zu Regierungschef Stephan Weil (SPD).
„Wir freuen uns, dass Bewegung in die Sache kommt“, sagte Göran Sell, Geschäftsführer der Marketinggesellschaft Ostfriesische Inseln, dem WESER-KURIER. Wenn am Montag die Kanzlerin und die Ministerpräsidenten der Länder zur nächsten Videositzung zusammenkommen, wird ein zentrales Thema sein, ob die Bürger in den Osterferien Urlaub in Deutschland machen dürfen.
Die Lage ist kompliziert: Die Infektionszahlen steigen deutschlandweit seit Tagen an. Virologen warnen davor, dass zunehmende Mobilität und Sorglosigkeit im Urlaub die Infektionszahlen in die Höhe treiben könnten. Trotzdem wird über die Chancen auf Urlaub im eigenen Land diskutiert. Ein entscheidender Grund dafür ist die Entscheidung der Bundesregierung vom vergangenen Freitag, Mallorca und weitere Regionen in Spanien, Portugal und Dänemark von der Liste der Corona-Risikogebiete zu streichen und die Reisewarnungen aufzuheben. Die niedrigen Inzidenzwerte dort hatten dies zugelassen.
Mit Blick auf die Werte in den Landkreisen Friesland, Wittmund und Aurich, die aktuell allesamt unter 50 liegen, sagt der Vorsitzende des Dehoga-Verbandes Wilhelmshaven, Olaf Stamsen: „Wo ist der Unterschied zwischen Spiekeroog, Wangerooge und den Balearen?“ Dass Mallorca kein Risikogebiet mehr ist, bedeutet im Klartext: keine Quarantäne mehr, weder bei der Einreise noch bei der Rückkehr.
Die Kunden und die Tourismusbranche reagierten umgehend. Die Buchungszahlen explodierten. Eurowings legte sofort 300 zusätzliche Flüge auf, Tui zog die Ostersaison um eine Woche vor und will schon an diesem Wochenende die ersten Hotels an der Playa de Palma wieder öffnen. Eurowings hat inzwischen erklärt, aufgrund der Nachfrage weitere Flüge anbieten zu wollen.
Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) will sich für "kontaktlosen Urlaub" im eigenen Bundesland einsetzen. "Dass jetzt wieder der Mallorca-Urlaub sozusagen dem Urlaub im eigenen Land aus epidemiologischen Gründen vorgezogen wird, das versteht niemand", sagte sie am Freitagmorgen im Deutschlandfunk. Im Interview mit der "Bild" hatte sich zuvor auch der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff (CDU), für ein ähnliches Modell ausgesprochen. "Das wäre ja für die Menschen im eigenen Land der Urlaub in der Ferienwohnung oder im Ferienhaus", sagte Schwesig.
"Die gegenwärtige Lage spricht für Rostock und gegen Mallorca", betonte Schwesig. Schon im vergangenen Jahr habe man schlechte Erfahrungen mit Auslandsreisen in Zeiten von Corona gemacht.
Zur Bekämpfung der Pandemie hierzulande die Impfreihenfolge aufzuweichen, lehnte die SPD-Politikerin ab: "Wir haben viel, viel mehr Impfwillige, als wir Impfstoff haben. Und es ist wichtig, jetzt erstmal in der Reihenfolge zu bleiben".
Niedersachsens Wirtschaftsminister Althusmann aus sagte der „Bild“, dass mit einer „klugen Test- und Testapp-Strategie“ Erholung im eigenen Land möglich sein sollte. „Die Hotellerie hat ausgefeilte Hygiene-Konzepte, die ein Höchstmaß an Sicherheit bieten.“ Er denkt an eine maximale Auslastung der Einrichtungen, die bei 60 Prozent liegen sollte. Ministerpräsident Weil dagegen hält Lockerungen für die Tourismusbranche derzeit für unmöglich.
Die Bürgermeister der Ostfriesischen Inseln hatten der Landesregierung ihre Ideen zuvor schriftlich gegeben. Demnach könne ein negativer PCR-Test, ein Impfnachweis oder ein tagesaktueller Schnelltest mit negativem Ergebnis Zugangsvoraussetzung für den Aufenthalt auf einer Insel sein. Zwei Tage nach der Ankunft sollten Gäste nachgetestet werden.
Die Tests sollen die Urlauber nach dem Willen der Gastgeber vor der Überfahrt noch zu Hause gemacht haben. Größere Testzentren an den Häfen in Norddeich, Neuharlingersiel, Neßmersiel, Harlesiel, Bensersiel und Emden einzurichten, so Sell, „ist in der Kürze der Zeit nicht realistisch". Letzter Schultag vor den Ferien in Bremen und Niedersachsen ist der 26. März.
Langeoogs Bürgermeisterin Heike Horn sagt: „Inseln sind sehr speziell, deshalb ist es in unserem ureigensten Interesse, größtmögliche Sicherheit zu haben.“ Da Zweitwohnungsbesitzer trotz Lockdown unverändert anreisen dürfen, stellen sich die Inseln über Ostern so oder so auf einen Ansturm ein. „Bei uns könnten es 2000 bis 2500 Besucher sein, wenn die Zweitwohnungsbesitzer ihre Familienangehörigen mitbringen“, sagt Horn. Langeoog hat 1800 Einwohner.
Mit 5000 Gästen über Ostern rechnet die Insel Borkum, hier sind 2500 Menschen mit einer Zweitwohnung registriert. „Allein das ist eine Herausforderung, eine unbegrenzte Öffnung wird deshalb sicher nicht möglich sein“, sagt Sell, der auch Geschäftsführer der Nordseeheilbad Borkum GmbH ist. Theoretisch hätten auch schon zu Weihnachten und Silvester Zweitwohnungsbesitzer die Inseln in großer Zahl besuchen können. „Aber damals haben sich die Leute noch zurückgehalten“, sagt Sell. Ein Vierteljahr später, so seine Einschätzung, „ist der Wunsch nach einem Tapetenwechsel so groß, dass die Zurückhaltung nachlässt".
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Und so sehr ich das wünschte, so wenig glaube ich, dass das Verfassungsgericht ...