
Zweiter Verhandlungstag im Prozess wegen schwerer Brandstiftung vor dem Landgericht. Dort muss sich seit Dienstag ein 30-Jähriger verantworten, dem vorgeworfen wird, im Juli 2012 nach einer Grillparty Feuer am Haus seiner türkischen Nachbarn in Woltmershausen gelegt zu haben. Dabei soll er außerdem rassistische Parolen wie „Ausländer raus“ gerufen haben. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Bremer vor, er habe in Kauf genommen, dass durch das Feuer die im Haus schlafende Familie verletzt werde. Ein Bewohner des Hauses hatte die Flammen gelöscht.
Am Mittwoch bat der Angeklagte bei dem Sohn der Familie, der Augenzeuge der Tat gewesen war und das Feuer gelöscht hatte, um Entschuldigung. Der 26-Jährige hatte beim Prozess-Auftakt als Zeuge ausgesagt. Am Mittwoch saß er als Zuschauer im Saal. Die Entschuldigung des Angeklagten nahm er nicht an. „Deine Familie lacht mir heute noch ins Gesicht. Du siehst deine Tat nicht ein. Das tut mir weh“, sagte der junge Mann.
Vorher hatte der Angeklagte den Ablauf des Abends der Brandstiftung aus seiner Sicht geschildert. Allerdings konnte er sich nicht an alles erinnern, weil er bei der Tat stark betrunken war. Selbst am Morgen danach lag sein Alkoholwert im Blut noch bei 1,87 Promille. Die Brandstiftung begangen zu haben, bestritt er nicht. „Mir ist bewusst, dass das keine gute Aktion war“, sagte er. Zusammen mit Freunden und Nachbarn habe er schon am späten Nachmittag angefangen zu trinken.
Wie viel genau, konnte er nicht sagen. Der hochprozentige Kräuterlikör Escorial, auch Absinth, Havanna-Rum und Bier seien dabei gewesen. „Wir saßen auf der Terrasse, haben uns zuerst über unsere Kindheit unterhalten.“ Dann sei das Thema auf die türkische Nachbarsfamilie gekommen, weil es um sie „viel Ärger“ gegeben habe. Die Polizei, aber auch das Sondereinsatzkommando hätten mehrfach anrücken müssen. Am Tag des Grillabends, erzählte der Angeklagte, habe ein Sohn der Familie seine Mutter auf offener Straße geschlagen.
Irgendwann sei dann die Stimmung des Gesprächs gekippt, es wurde auch „Ausländer raus“ gerufen. „Aus der Emotion heraus bin ich aufgestanden, mit einer Dachlatte zu den Nachbarn herübergegangen und habe die Scheibe der Haustür eingeschlagen.“ Ob er selbst dann auch das Feuer legte, konnte der Angeklagte nicht sagen. „Ich weiß es nicht mehr. Ich schließe es aber nicht aus.“
Vehement bestritt er eine rechte Gesinnung. „Ich hätte die Tat im Normalzustand nie verübt“, sagte er. „Ich bin nicht rechtsradikal. Mein Chef ist Serbe, mein bester Freund Türke.“ Der Angeklagte gab auch an, vor seiner Tat keine persönlichen Probleme mit den türkischen Nachbarn gehabt zu haben. Den Angeklagten erwartet wohl eine Haftstrafe zwischen einem Jahr und zwei Jahren zur Bewährung. Darauf hatten sich alle Seiten verständigt.
Der Prozess wird am Mittwoch, 7. März, um 9 Uhr fortgesetzt.
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