
Das Gelände ist ein Filetstück. Eine Halbinsel und nur 500 Meter vom Bremer Marktplatz entfernt. Jetzt sollen die 41,5 Hektar zwischen Weser und Europahafen neu entwickelt werden. Ein Projekt mit historischen Ausmaßen, wie es in der Verwaltungsvorlage heißt, die an diesem Mittwoch von den zuständigen Deputationen der Bremischen Bürgerschaft beraten wird.
Die Überseestadt, Bremens Boomtown und eines der größten städtebaulichen Entwicklungsgebiete Europas, soll damit den Schwung für die nächsten 20 Jahre bekommen. Die Schwierigkeiten sind allerdings enorm und haben bereits für politischen Streit gesorgt.
Möglich wird die neue Planung, nachdem die Cerealien-Firma Kellogg im Oktober vergangenes Jahres angekündigt hatte, ihre Produktion am Standort Bremen einzustellen. Mehr als 50 Jahre lang wurden an der Weser Frühstücksflocken für den gesamten europäischen Markt hergestellt.
Spätestens Anfang 2018 soll damit Schluss sein. Rund 200 Menschen verlieren ihren Arbeitsplatz. Gleichzeitig tut sich für Bremen die Chance auf, ein Gebiet mit „außerordentliche Lagegunst“, wie die Städteplaner schreiben, für andere Nutzungen als bisher zu erschließen. Angestrebt wird eine Mischung aus Wohn- und Arbeitsstätten und städtischen Einrichtungen.
Kellogg geht zunächst nicht ganz
Kellogg belegt etwa 15 Hektar des gesamtes Areals. Weiter östlich und ebenfalls direkt am Fluss liegen die Grundstücke der Spedition Reimer Logistics und der Reismühle von Rickmers. Die andere Seite der Halbinsel nutzt an der Franziuskaje des Europahafens insbesondere die Spedition Vollers.
Im Westen schließen sich an der Kaje ein neues Bürogebäude an, der Schuppen 2 unter anderem mit der Silberschmiede von Koch & Bergfeld und ein Anbau, in dem die Alkoholverarbeitung der Firma Breko sitzt. Kellogg geht, zunächst allerdings nicht ganz. Wenn die Produktion in einem halben Jahr stillgelegt ist, soll für einige Zeit noch das Hochregallager genutzt werden.
Nach Darstellung der Stadt ist das Unternehmen grundsätzlich bereit, seine Flächen an die Stadt zu veräußern. Sicher ist das aber noch nicht. „Die Entscheidungen über den Verkauf und den hierbei zu erzielenden Kaufpreis werden in der Unternehmenszentrale in den USA getroffen“, steht in der Verwaltungsvorlage.
Neue Straßen und eine Brücke sind geplant
Für das Reimer-Areal ist die Stadt sehr zuversichtlich. Die Firma hat als Ersatz ein Grundstück im Gewerbepark Hansalinie angeboten bekommen. Der Abschluss soll kurz bevorstehen. Rickmers will bleiben, Vollers ebenfalls, zumindest zum Teil, sodass es mittelfristig nicht den kompletten Zugriff geben kann.
Ein großes Problem in dem Bereich sind die Altlasten, entstanden durch eine Raffinerie und ein Tanklager, die es dort früher gab, aber auch durch Luftangriffe im Krieg. Vollständig sanieren lässt sich das nach Einschätzung der Behörden nicht, wohl aber eindämmen und abschotten, was laut Deputationsvorlage mit Kosten in zweistelliger Millionenhöhe verbunden ist.
Außerdem müssen neue Straßen gebaut werden, und es ist eine Brücke geplant. Sie soll den Europahafen überspannen, um für Fußgänger und Radfahrer beiderseits des Hafenbeckens Rundwege zu erschließen. Hart umstritten war lange Zeit, wie das gewaltige Vorhaben angepackt werden soll.
Günthner will keinen Streit mit Eigentümern
Bausenator Joachim Lohse (Grüne) preschte vor und wollte untersuchen lassen, wie der Stadt mit einem planungsrechtlichen Kniff das Vorkaufsrecht gesichert werden kann, um zu verhindern, dass mit den Grundstücken spekuliert wird. Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD) hielt massiv dagegen.
Er will keinen Streit mit den Eigentümern. Herausgekommen ist ein Kompromiss. Verhandelt wird bis Ende dieses Jahres. Sollte es bis dahin keine Einigung über den Verkauf geben, will Bremen prüfen, wie es im Rahmen des Baurechts seine Interessen durchsetzen kann.
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