
Bremen will bis Ende März 2018 sechs Übergangswohnheime für Geflüchtete schließen. Bereits geplante Gebäude sollen zudem nicht mehr realisiert oder anders genutzt werden. Damit konkretisiert die Sozialbehörde die angedeuteten Pläne der vergangenen Wochen und zieht erste Konsequenzen aus den sinkenden Zuwanderungszahlen. Welche Einrichtungen diese Pläne betreffen, wird am Donnerstag die Sozialdeputation beschäftigen. Das geht aus der entsprechenden Vorlage für die Deputation hervor, die dem WESER-KURIER vorliegt.
Demnach sollen bis März noch fünf weitere von derzeit 37 Standorten schließen, das Übergangswohnheim in der Johann-Lange Straße in Vegesack hat bereits vor Kurzem seinen Betrieb eingestellt. Unter den betroffenen Gebäuden sind das Übergangswohnheim in der einstigen Schule an der Bardowickstraße in der Vahr, die Einrichtung am Schiffbauerweg in Gröpelingen, das Übergangswohnheim Ellener Hof in Osterholz sowie das Übergangswohnheim Klinikum Bremen Mitte.
Auch das relativ neue Wohnheim an der Marie-Mindermann-Straße in Obervieland wird geschlossen und für eine alternative Nutzung geprüft. Die Containeranlage war erst im Sommer dieses Jahres gegen viel Anwohnerprotest eröffnet worden. Einige dieser Einrichtungen werden komplett geschlossen, darunter das Klinikum-Mitte, andere werden für eine mögliche alternative Nutzung herangezogen, wie etwa für die Unterbringung von Studierenden oder Wohnungslosen. Weitere Objekte sollen Schritt für Schritt reduziert werden, wie etwa das Wohnheim in der Friedrich-Rauers-Straße, wo ganze Etagen gesperrt werden sollen.
Die Plätze für Geflüchtete werden damit von 4400 auf knapp 3600 abgesenkt. Darüber hinaus stehe schon jetzt fest, dass drei weitere Einrichtungen mit rund 500 Plätzen bis 2020 aufgelöst werden. Das betrifft unter anderem Modulbauten an der Arberger Heerstraße und am Überseetor mit derzeit zusammen 420 Plätzen, heißt es in der Vorlage. Für sie läuft zu diesem Zeitpunkt die baurechtliche Genehmigung von fünf Jahren aus. Etwa 3800 Menschen leben derzeit noch im bremischen Unterbringungssystem, knapp 3000 davon in den Übergangswohnheimen, der Rest in den Einrichtungen der Erstaufnahme.
Der bereits nahezu fertiggestellte Neubau an der Anne-Conway-Straße in Horn mit weiteren 550 Plätzen soll indes nicht wie ursprünglich vorgesehen im Januar 2018 als Übergangswohnheim eröffnet, sondern dem Studentenwerk als Wohnheim angeboten werden. Alternativ sei auch eine Vermietung am freien Wohnungsmarkt denkbar, die Notwendigkeit einer Nachnutzung sei von Anfang an in die Planung der Immobilie eingeflossen. Die Gespräche mit den entsprechenden Vertretern laufen derzeit. Wie berichtet, sind dem Studentenwerk mehrere Objekte zur Nachnutzung angeboten worden. Zwei davon haben die Vertreter nach eigenen Angaben bereits besichtigt. Welche dieser Angebote für Studierende tatsächlich interessant werden, wollte das Studentenwerk am Mittwoch noch nicht bekannt geben.
Noch vor Beginn der Bauarbeiten sind zudem zwei ursprünglich vereinbarte Neubau-Projekte gestoppt worden. Derzeit werden die Verhandlungen zum Auflösen der Verträge geführt. Das betrifft die nicht mehr erforderlichen Übergangswohnheime Außer der Schleifmühle in Mitte und in der Haberloher Straße in Mahndorf.
Anders als einige Übergangswohnheime sieht die Sozialbehörde die Landeserstaufnahmestelle der Stadt gut aufgestellt. Hier landen Geflüchtete zuerst, wenn sie Bremen erreichen. Die Auslastung der derzeitigen Plätze liegt derzeit bei 84 Prozent, heißt es in dem Papier. Die Behörde sieht dort keinen Kürzungsbedarf, da es immer wieder vorkomme, dass die Einrichtung für einen begrenzten Zeitraum mehr Geflüchtete aufnehmen muss, als letztendlich durch die Umverteilung innerhalb Deutschlands tatsächlich in Bremen bleiben.
Auch für die übrigen Unterkünfte will sich die Behörde einen Puffer an leer stehenden Plätzen vorhalten, um auf einen erneuten Anstieg der Zuzugszahlen vorbereitet zu sein. Nimmt der Zuzug jedoch weiterhin ab, sei nicht ausgeschlossen, dass weitere Wohnheime zurückgebaut werden, so die Behörde.
Im Jahr 2017 wird Bremen voraussichtlich nicht einmal mehr ein Sechstel der Flüchtlinge aufnehmen, die 2015 hier ankamen. Bis zum Jahressende rechnet die Sozialbehörde mit knapp 1600 Menschen im Vergleich zu 10.300 vor zwei Jahren. Das Land Bremen hat seit 2014 etwa 17.000 Flüchtlinge und Asylsuchende aufgenommen, 13.600 davon in der Stadt Bremen, knapp 3400 in der Stadt Bremerhaven. Dies entspricht knapp drei Prozent der Bevölkerung. Gemäß des Königsteiner Schlüssels hat Bremen 0,95 Prozent aller in Deutschland ankommenden Asylbewerber aufzunehmen.
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