
Es ist ein Humor, bei dem einem das Lachen im Halse stecken bleibt. Auf den Titelseiten des Magazins Charlie Hebdo sind abgeschnittene Köpfe zu sehen, erigierte Penisse, nackte Staatschefs in provozierenden Posen. Dazu Sprüche, die einen zum Schmunzeln bringen und gleichzeitig zusammenzucken lassen. Das ist: Satire. Präsident Christian Weber hat am Sonntag im Haus der Bremischen Bürgerschaft die Ausstellung „Charlie à Brême“ („Charlie in Bremen“) eröffnet mit den Worten: „Das hier ist ein Ort, an dem man sich nicht wegduckt, sondern klar seine Meinung äußert.“
Im Foyer zeigen Karikaturen der französischen und der inzwischen wieder eingestellten deutschen Charlie Hebdo, was einen in der Ausstellung erwartet. Eine Frau hockt mit Messer in der einen und Gabel in der anderen Hand über einem Teller. Bildüberschrift: „Recht auf Abtreibung. Zumindest weiß man, was man auf dem Teller hat.“ Im zweiten Stock geht es weiter. Ein nackter Emmanuel Macron mit Haartolle und Perlenkette in anzüglicher Pose. Charlie Hebdo fragt: „Wer ist Emmanuel?“ Darunter ein Kasten: „Macron – rechts oder links?“
Mit einem Schlag bekannt geworden ist die Wochenzeitschrift Charlie Hebdo nach dem Attentat zweier Islamisten auf die Redaktion des Satiremagazins am 7. Januar 2015. Damals starben zwölf Menschen. Die Bürgerschaft und das Institut français nehmen den dritten Jahrestag zum Anlass, 150 Titelseiten von Charlie Hebdo zu zeigen.
Führung mit Til Mette
Zur Ausstellungseröffnung begrüßte Christian Weber unter anderem die französische Botschafterin Anne-Marie Descôtes, den Chefredakteur des WESER-KURIER, Moritz Döbler, den französischen Honorarkonsul in Bremen, Christoph Meier, und den Leiter des Institut français, Philippe Wellnitz. Weber lobte Charlie Hebdo. Das Magazin mit seinem deftigen, mitunter verstörenden Humor verteidige universelle Werte, die allen Bürgern der Welt gehörten: Meinungsfreiheit und Toleranz. Der Bremer Parlamentspräsident schilderte seine Empfindungen beim Besuch der Redaktion in Paris. Ein Foto, das ihn gemeinsam mit den Redakteuren und Zeichnern zeigt, hängt in der Schau. „Ihre Spitzen haben Widerhaken, die wehtun können. Aber wir müssen das Widersprüchliche ertragen, wenn wir Freiheit und Toleranz bewahren wollen“, so Weber.
Chefredakteur Moritz Döbler erinnerte an die große Welle des Mitgefühls und der Solidarität, die sich 2015 von Frankreich aus verbreitete. Das damals ausgegebene Credo „Je suis Charlie“ sei nicht nur Ausdruck der Trauer, des Mitgefühls und der Anteilnahme gewesen, es sei auch ein Bekenntnis: „Es muss erlaubt sein, so etwas zu zeichnen“, so Döbler. „Das ist ein verdammt starkes Signal.“ Doch: „Sind wir noch Charlie?“ In einer Zeit der Polarisierung gehe es oft gegeneinander – auch in Deutschland. Rassismus und Wünsche nach einer konservativen Revolution müsse man entgegentreten. „Wir brauchen eine Kultur der Freiheit. Wir müssen Dinge aushalten, obwohl sie wehtun“, forderte Döbler. Er kündigte eine Führung durch die Ausstellung mit Karikaturist Til Mette an.
Die Gedanken sind frei
Die französische Botschafterin Anne-Marie Descôtes bedankte sich für die tiefe Solidarität mit Frankreich. „Das zeigt, dass uns die Attentäter nicht spalten konnten“, so Descôtes. Die zweiteilige Ausstellung in der Bremischen Bürgerschaft und im Institut français lade zu einem nachdenklichen Spaziergang durch die Innenstadt ein. Descôtes erinnerte an die schwierige Arbeitssituation von Journalisten. Sie zitierte „Reporter ohne Grenzen“: 2017 seien 65 Medienschaffende getötet und 54 entführt worden und mehr als 300 säßen in Haft. „Diese Ausstellung macht deutlich, welchen Gefahren Journalisten ausgeliefert sind.“ Descôtes überbrachte auch den Dank der Witwe eines getöteten Mitarbeiters von Charlie Hebdo. Anschließend sang Alexander Seemann sehr passend: „Die Gedanken sind frei ... niemand kann sie erschießen ...“, und „ich denke nicht nur ... wie es sich schicket“. Besucherin Siegrid Petrahn sagte, es müsse viel mehr solcher Ausstellungen geben. Die erste Ausgabe der deutschen Charlie will sie sich rahmen und an die Wand hängen.
„Charlie à Brême“ ist bis zum 23. Februar zu sehen. Die Bürgerschaft ist montags bis freitags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Die Ausstellung im Institut français (Contrescarpe 19) wird diesen Montag um 19 Uhr eröffnet. Die Ausstellungen und ihre Gäste werden von der Polizei beobachtet. Mit Aussagen halten sich die Beamten bedeckt. Nur so viel: „Die Polizei wird die Ausstellungen, wenn auch nicht immer sichtbar, für die gesamte Dauer begleiten.“
Ob Bahnhof, Marktplatz, Weserstadion oder Schlachte: Das Bremer Stadtbild hat sich im Laufe der Zeit erheblich verändert. Wir berichten über vergessene Bauten, alte Geschichten und historische Ereignisse.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.
job4u ist die regionale Plattform, wenn es um Lehren und Lernen geht. Neben dem WESER-KURIER, der Handelskammer und der Handwerkskammer Bremen machen sich hiesige Firmen für junge Leute stark.
Die bisher angefallenen Kosten sollte der Verursacher dieser "Panne", wenn es denn ...