
Mit einer Reihe von Maßnahmen will Bremens rot-grün-rote Regierung die Belastung der Umwelt und Natur durch Mikroplastik reduzieren. Auf einen entsprechenden Antrag der Grünen, der dem WESER-KURIER vorliegt, haben sich die drei Fraktionen nach mehreren Abstimmungsrunden festgelegt. Das Forderungspapier enthält 13 Punkte, die angegangen werden sollen. Dabei geht es unter anderem um Plastikverzicht bei Volksfesten und Großveranstaltungen, die Filterung des Grundwassers, eine vierte Reinigungsstufe der Kläranlagen und ein Konzept für Kunstrasenplätze sowie um stärkere Forschung in dem Bereich.
„Das Thema Mikroplastik macht mir Angst, weil es immer größer und die Belastung stärker wird“, sagt Ralph Saxe, Bürgerschaftsabgeordneter und Sprecher für Umwelt der Grünen-Fraktion. Das belegen Zahlen: In Deutschland gelangen einer Untersuchung von 2018 zufolge pro Jahr rund 330.000 Tonnen Mikroplastik in die Umwelt. Dafür gibt es laut Fraunhofer-Institut in Oberhausen 51 verschiedene Quellen. Ein großer Teil des Mikroplastiks wird durch den Abrieb von Autoreifen verursacht. Rund ein Drittel der Mikroplastik-Emissionen entfällt der Studie zufolge darauf. Weitere Hauptquellen seien die Abfallentsorgung, der Abrieb von Fahrbahndecken oder Freisetzungen auf Baustellen. Als Mikroplastik werden Partikel bezeichnet, die fünf Millimeter und kleiner sind.
Die Belastung will die Bremer Regierungskoalition auf Initiative der Grünen reduzieren. Die Maßnahmen setzen an zwei Punkten an: Zum einen soll weniger Plastik in die Umwelt gelangen, zum anderen weniger Plastik hergestellt werden. Dafür soll die Verwaltung ab 2020 weitgehend ohne Verpackungen und Einwegartikel aus Plastik auskommen, in Pachtverträgen im Gastronomie-Bereich soll auf einen Verzicht von Plastikartikeln hingewirkt werden. Bei Volksfesten, Sportveranstaltungen oder Wochenmärkten soll gar kein Einwegplastik mehr verwendet werden. Betreiber von Food-Courts sollen bestenfalls Mehrwegsysteme wie in der Markthalle 8 einsetzen. Zudem ist geplant, ein Leitbild „Zero Waste“ mit einem Aktionsplan zu entwickeln, der vorsieht, Repair-Cafés, Gebrauchtkaufhäuser, Mehrwegbechersysteme oder Unverpacktangebote zu fördern.
In die Diskussion über ein mögliches Aus von Kunstrasenplätzen mit Plastik-Granulat mischt sich der Antrag nicht direkt ein. Stattdessen fordern die Grünen, die Plätze für eine Übergangszeit besser zu sichern. So soll der Einbau von Filtern in Wasserabläufen und Duschen die Belastungen senken, außerhalb der Plätze der Schnee nicht geräumt werden, um das Granulat nicht zu verteilen, und verhindert werden, dass Mikroplastik bei Hochwasser in die Gewässer gelangt.
In dem Papier wird der Senat zudem aufgefordert, die Vor- und Nachteile einer vierten Reinigungsstufe der Kläranlagen in Bremen zu prüfen. Das Ziel: Mikroplastik, Nanopartikel, aber auch Hormone und Medikamentenreste aus dem Wasser zu entfernen. Um Regenwasser von Mikroplastik zu reinigen, sollen technische Filtersysteme, zum Beispiel sogenannte Filtertrummen, in einem Modellversuch wie in Hamburg getestet werden. Eine weitere Forderung sieht vor, ein Konzept zu entwickeln, wie beim Straßenbau auf plastikhaltige Beläge verzichtet werden kann.
„Wir müssen die Forschung auf Bundes- und europäischer Ebene forcieren“, sagt Saxe. Das gelte vor allem für den Reifenabrieb, dem größten Verursacher von Mikroplastik in der Umwelt. Bislang gebe es zu wenig Studien und Nachweise, obgleich sich beispielsweise das Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven und auf Helgoland mit dem Thema auseinandersetze. Außerdem soll sich der Senat für das Verbot von Mikroplastik in Kosmetika einsetzen. Großbritannien, Schweden und Italien hätten bewiesen, dass dies gehe. Eine von Thüringen und Hamburg angestoßene Initiative gegen Mikroplastik ist übrigens im März im Bundesrat verabschiedet worden.
Ein Bündel an konkreten Maßnahmen, um die Mikroplastikbelastung zu reduzieren, gibt es in Niedersachsen nicht. Der Vorschlag der Grünen, auf das Steigenlassen gasgefüllter Luftballons zu verzichten, weil sie dies als umweltschädlich ansahen, schlug hohe Wellen, obwohl es nicht um ein grundsätzliches Verbot ging. In der Debatte über Kunstrasenplätze hatte der niedersächsische Fußball-Verband mehr Rücksicht auf betroffene Vereine gefordert.
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