
Viele Restaurants, Gastronomien, Kneipen und Clubs in Bremen sind in Zeiten der Corona-Krise erfinderisch geworden: Neben Liefer- und Abholservices gibt es Projekte wie die Spendenaktion der Clubverstärker.
Doch was passierte eigentlich mit den ganzen schon eingekauften Vorräten der Gastronomien und Clubs? „Viele Clubs, unter anderem das Modernes, Tower, Pier2 und die Lila Eule, hatten sich schon in der Woche vor den offiziellen Einschränkungen des Senats abgesprochen und dafür entschieden, ihre Lokalitäten am Wochenende nicht zu öffnen“, erzählt Michael Pietsch, Besitzer der Lila Eule. Am Donnerstag und Freitag in der besagten Woche habe man die Entscheidung getroffen, am Montag seien die Bestellungen für das Lager aber schon gemacht worden. So hatten die meisten Clubs zwar ein volles Lager, aber keine Kunden mehr.
Deswegen haben sich einige Clubs des Zusammenschlusses der Clubverstärker gedacht, es sei an der Zeit, ein Zeichen zu setzten: Letzte Woche Freitag wurden mit einem großen Wagen Getränke aus verschiedenen Lagern geholt und an die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Corona-Ambulanz gebracht: „Es geht darum, anstatt nur trockenes Wasser dort auch einmal einen Saft trinken zu können“, sagt Pietsch. „Es wird die nächsten Wochen weitere Lieferungen geben.“ Zehn bis fünfzehn Clubs haben sich schon dazu bereit erklärt, ihre Getränke zu spenden. Am letzten Freitag waren unter anderem das Pier2, das Papp, der Tower, das Lift, das Lagerhaus, die Lila Eule und das Modernes dabei. Der Wagen sei voll gewesen. Und die Corona-Ambulanz, die über einen privaten Kontakt der Clubverstärker darauf angesprochen worden war, habe sich gefreut.
„Restaurants konnten sich auf die Situation besser vorbereiten“, meint Pietsch. Man habe die Maßnahmen absehen können, sodass die Bestellungen angepasst werden konnten. Auch Oliver Trey, Chef der Schlachthofkneipe und Ansprechpartner der Interessengemeinschaft Bremer Gastronomie Betreiber und Betreiberinnen, erzählt: „Die schon eingekauften Vorräte wurden entweder durch Gerichte der Abhol- und Lieferservices verarbeitet oder gespendet.“ So berichtet zum Beispiel Aleksander Zupanc, Ansprechpartner vom Kränholm und Loui und Jules Grill, dass dort die Frischware der Tafel gespendet wurde und es einen Aufruf zur Abholung gab. Die Schlachthofkneipe nutze die Zeit, um ein wenig zu renovieren. „Wir haben die restlichen Vorräte verarbeitet und als Essen an das Team verteilt“, erzählt Trey.
Ähnliches berichtet Detlef Pauls, Vorsitzender der Dehoga Bremen und Inhaber des Hotel Munte am Stadtwald. Das italienische Restaurant Del Bosco seines Hotels funktioniert nun auch mit einem Abholservice. „Wir haben die Take-Away-Gerichte so umgestellt, dass wir im Lager vor allem lang haltbare Vorräte haben“, sagt Pauls. Nach momentanem Bedarf kauft auch Tarek Sheikh, Inhaber des indisch-pakistanische Restaurant Maharani in Findorff, ein: „Dies hat den Vorteil den Warenfluss ständig kontrollieren zu können und so wenig Abfall zu produzieren. Auch vor zwei Wochen konnten noch alle Waren weiter verarbeitet werden.“
Sheikh macht momentan gute Erfahrungen mit der Take-Away-Methode. Stammgäste kämen mehrmals die Woche um ihre Lieblingsspeisen abzuholen, aber auch um das Restaurant gezielt zu unterstützen. Die Einnahmen kämen bei weitem nicht an die regulären Umsätze heran, helfen aber, laufende Kosten zum Teil zu begleichen.
Alle Ansprechpartner sind sich einig: Maßnahmen wie Liefer- oder Abholservices können das „normale“ Einkommen nicht kompensieren. „Alle greifen gerade nach dem Strohhalm. Man probiert anhand der Maßnahmen über die Runden zu kommen“, sagt Trey. Es sei wichtig, weiterzumachen und ein Lebenszeichen zu geben, findet auch Zupanc, aber langfristig müssten politische, finanzielle Instrumente greifen.
„Meine Befürchtung ist, dass viele tolle Geschäfte diese Phase nicht überstehen werden, da die Zuschüsse nicht ausreichend sind“, sagt Seikh. Kredite und Stundungen seien der falsche Weg, findet er, weil gerade in dieser Branche die Speise, die man heute nicht verkaufe, morgen nicht doppelt bestellt wird. Genau so eine Aktion planen momentan aber einige Gastronome: Einen Solibeitrag, der jetzt bezahlt werden könne für zukünftige Veranstaltungsabende, die erst Ende 2020, Anfang 2021 stattfinden würden.
Dort würden diejenige mit einer „Eintrittskarte“ bei den mitmachenden Restaurants einen Abend versorgt werden. „Das eingenomme Geld wird dann über einen Schlüssel an Gastronomien in Not verteilt“, erklärt Zupanc. Um die 14 Gaststätten würden bei diesem Projekt schon mitmachen wollen, sagt Trey: „Ideen gibt es momentan viele - vor allem im kleinen Rahmen. Bremenweite Lösungen gibt es aber noch nicht.“ Die Politik sei gefragt.
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