
Für manche Kinder ist ihr Zuhause bei den leiblichen Eltern einfach nicht der richtige Platz. Das kann ganz unterschiedliche Gründe haben, doch eines haben sie in der Regel gemeinsam: Ihre Eltern schaffen es nicht, ihrem Nachwuchs ein kindgerechtes Umfeld mit klaren Strukturen zu bieten.
Doch auch Heimgruppen und Pflegefamilien gelingt es nicht immer, dem betroffenen Kind oder Jugendlichen so gerecht zu werden, wie es notwendig ist. An diesem Punkt setzt das Konzept der Bremer Erziehungsstellen an. Dabei zieht das Kind zwar auch in eine Familie, allerdings zu einem ausgebildeten Sozialpädagogen. In diesem Jahr feiert die Einrichtung ihr 20-jähriges Bestehen und macht dabei auch klar: Die Stelle sucht dringend neue Sozialpädagogen.
Die Erziehungsstellen wurden 1997 als Verbund von Bremer Jugendhilfeeinrichtungen ins Leben gerufen. Daran beteiligt sind heute die diakonische Jugendhilfe Bremen, das Hermann-Hildebrandt-Haus und das St. Theresienhaus. Das Modell gibt es auch in anderen Bundesländern bereits seit vielen Jahren.
Im Fokus stand der Umstand, dass für eine größer werdende Gruppe von Kindern und Jugendlichen die bestehenden Angebote der Jugendhilfe nicht differenziert genug waren. Zurzeit sind 36 Kinder in den unterschiedlichsten Familienkonstellationen untergebracht. Die Koordination und Fachberatung wird von vier Mitarbeitern übernommen, die bei den unterschiedlichen Trägern beschäftigt sind und ihre Beratungsstelle in Oberneuland haben.
"Man muss die Balance zwischen Nähe und Distanz finden“
Im Unterschied zu klassischen Pflegefamilien übernehmen in den Erziehungsstellen Sozialpädagogen die Aufgabe des Erziehungsberechtigten. „Pflegefamilien haben oft die innere Haltung, Ersatzfamilie zu sein. Das haben unsere Mitarbeiter nicht“, sagt Fachberater Uwe Rahenbrock. „Sie verstehen sich vielmehr als Betreuer auf Zeit an einem kindgerechten Lebensort.“
Trotzdem sei das Angebot darauf ausgelegt, eine Beziehung zu den Kindern und Jugendlichen aufzubauen. „Man muss die Balance zwischen Nähe und Distanz finden“, sagt Barbara Schaub von der Beratungsstelle. Das Zuhause der Betreuer wird zur Betriebsstätte, mit allem Drum und Dran. Auch die eigene Familie der Erzieher müsse damit einverstanden sein, ein neues Mitglied zu integrieren.
Trotzdem müssten die Sozialpädagogen in kritischen Situationen immer wieder in der Lage sein, die Beziehung zu den Kindern zu reflektieren. „Ein Kind, das große Probleme mit seiner leiblichen Mutter gehabt hat, sich aber innerlich nicht erlaubt, sauer auf sie zu sein, lässt seine ganze Wut unter Umständen an der Mitarbeiterin der Erziehungsstelle aus“, beschreibt Uwe Rahenbrock ein Beispiel.
„Da muss man sich darüber im Klaren sein, dass es gerade nicht um einen selbst geht. Man darf nicht in die Gefühlsfalle tappen.“ Für die meist traumatisierten Kinder biete die professionelle Betreuung viele Vorteile. Viele von ihnen lernen in den Erziehungsstellen das erste Mal Strukturen und Rituale kennen, wie dreimal am Tag Essen.
Anlässlich ihres 20-jährigen Bestehens weisen die Erziehungsstellen auch auf ihre akute Personalnot hin. „Wir bekommen wöchentlich Anfragen, können aber nicht allen Kindern einen Platz vermitteln, weil uns Fachkräfte fehlen“, sagt Fachberaterin Heidrun Begemann. Die Berater sind besonders besorgt, weil in den kommenden Jahren viele der Erzieher in Rente gehen wollen.
Für die Arbeit suchen die Fachberater vor allem ausgebildete Mitarbeiter mit viel Erfahrung. Das können Sozialpädagogen, Erzieher, Heilpädagogen oder Heilerziehungspfleger sein. Bewerber sollten mindestens 40 Jahre alt sein. Ob sie alleinstehend sind, verheiratet oder eigene Kinder haben, spiele bei der Auswahl keine Rolle.
Viele der Erziehungsstellen befinden sich in ländlicheren Gebieten im Bremer Umland, doch auch das sei keine Voraussetzung. Zwei Plätze für Kinder machen eine Vollzeitstelle aus. „Wir haben in den vergangenen Monaten bessere Konditionen für unsere Mitarbeiterinnen ausgehandelt, wie verbesserte finanzielle Rahmenbedingungen“, sagt Uwe Rahenbrock.
"Diese Kinder haben schon viele Wechsel mitgemacht“
Die Anfragen für die Erziehungsstellen würden in der Regel durch das Bremer Jugendamt laufen. Wenn eine passende Stelle verfügbar ist, lernen sich die leiblichen Eltern, das Kind und die Sozialpädagogen kennen, um zu gucken, ob die Chemie stimmt. Meistens haben die Kinder an diesem Punkt schon einen langen Prozess durchlaufen, sagt Joachim Pape, langjähriger Leiter des Hermann-Hildebrand-Hauses, einer der Träger der Erziehungsstellen. „Diese Kinder haben schon viele Wechsel mitgemacht.“
Ihre leiblichen Eltern würden es selbst nicht mehr schaffen, für das Wohl ihres Nachwuchses zu sorgen. Viele von ihnen seien arbeitslos und hätten mit Suchtproblemen zu kämpfen. „Die Eltern sind häufig auch Opfer, die mit ihrem Leben nicht zurechtkommen. In einigen Stadtteilen herrscht eine bestimmte soziale Gemengelage“, sagt Pape. „Die Kinder sind teilweise äußerlich und emotional schlecht versorgt.“
Wenn Kinder aus rechtlichen Gründen nicht mehr bei ihren leiblichen Eltern bleiben dürfen, dann kristallisiere sich bei einigen heraus, dass sie auch mit Heimgruppen, anderen Kindern und wechselnden Ansprechpartnern überfordert seien. Auch Pflegefamilien könnten das nicht immer auffangen.
Eine gelungene Rückführung zu den leiblichen Eltern gibt es nach Angaben der Fachberater nur selten. „Viele Eltern wollen ihre Kinder zurückholen und eine Therapie machen, doch das klappt häufig nicht“, sagt Uwe Rahenbrock. Sofern es möglich und erwünscht ist, ermöglichen die Erziehungsstellen den leiblichen Eltern regelmäßige Treffen mit ihren Kindern. In der Regel bleiben die Kinder so bis zum Erwachsenenalter in den Familien der Sozialpädagogen.
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"...... noch ist allerdings unklar, wann der Verkauf startet."
Was ist daran nicht zu ...