
Eine Bietergruppe aus vier Akteuren der Bremer Immobilienwirtschaft wird das größte einzelne Baufeld im sogenannten Neuen Hulsberg-Viertel auf dem Gelände des Klinikums Mitte erwerben. Nach Informationen des WESER-KURIER haben die Aufsichtsgremien der Gesundheit Nord und der städtischen Grundstücksentwicklungsgesellschaft GEG, die das Areal vermarktet, dem Konsortium den Zuschlag erteilt. Es besteht aus der Specht-Gruppe, die auf Pflegeimmobilien spezialisiert ist, sowie aus den Bauunternehmen Gebrüder Rausch und Interhomes sowie dem Projektentwickler Stefes Pro.
Wie berichtet, soll auf dem Klinikgelände nach der Verlagerung der medizinischen Einheiten in den Krankenhausneubau an der Bismarckstraße mittelfristig ein großes, neues Wohngebiet entstehen. Insgesamt vermarktet die GEG etwa 14 Hektar potenzielles Bauland. Mit knapp drei Hektar ist das sogenannte St.-Jürgen-Quartier die größte Einzelfläche. Das Areal befindet sich im südwestlichen Teil des heutigen Klinikareals zwischen St.-Jürgen-Straße und Am Schwarzen Meer. Dort befinden sich jetzt noch das Gebäude der Frauenklinik, ein Bunker, die Augenklinik und die Urologie mit ihrer denkmalgeschützten Fassade. Dieses sogenannte Haus 8 soll erhalten bleiben.
Im St.-Jürgen-Quartier sind neben Wohnungen auch eine Kindertagesstätte und gewerbliche Nutzungen vorgesehen. Insgesamt erlaubt die Rahmenplanung 46.000 Quadratmeter Baufläche, die auf mehrere Etagen verteilt sind. Der Sozialwohnungsanteil, der den Investoren aufgegeben wird, liegt bei 30 Prozent. „Vor Mitte 2021 wird da aber nichts passieren“, sagt ein mit dem Projekt vertrauter Akteur. Bisher sind noch nicht einmal die Kaufverträge unterzeichnet. Das wird voraussichtlich Mitte Januar geschehen.
Über den Verkaufspreis war am Donnerstag nichts in Erfahrung zu bringen. Specht-Sprecherin Frauke Meyenberg sagte auf Anfrage, man befinde sich noch in einem laufenden Verfahren und werde sich zu Details gegenwärtig nicht äußern. Für die politisch angestrebte soziale Durchmischung des Neuen Hulsberg-Viertels spielt es allerdings durchaus eine Rolle, wie viel die Investoren zahlen müssen. Denn deren Einstandspreis schlägt durch auf die Preise für die Wohnungen, die man in einigen Jahren im St.-Jürgen-Quartier und dem übrigen Krankenhausgelände wird kaufen beziehungsweise mieten können.
Erst vor wenigen Wochen flammte die Diskussion über den Zielkonflikt auf, dem die städtische Baulandpolitik am Hulsberg ausgesetzt ist. Zum einen will man, dass sich nicht nur gut Betuchte eine Wohnung am Rande der Östlichen Vorstadt leisten können, zum anderen soll durch den Verkauf der 14 Hektar möglichst viel Geld hereinkommen. Die Einnahmen waren nämlich dafür gedacht, einen Beitrag zur Finanzierung des Klinikneubaus an der Bismarckstraße zu leisten. Aus dem Verkauf der Grundstücke werden nach der letzten Erlöskalkulation vom Mai 2018 Gesamteinnahmen von etwa 84 Millionen Euro erwartet, deutlich mehr als zu Beginn der Planungen veranschlagt wurde – da waren es zwischen 38 und 54 Millionen Euro. Zugleich steigen seit einigen Jahren die Baukosten rasant, sowohl wegen der allgemeinen Nachfrage als auch wegen immer höherer bauphysikalischer und ökologischer Anforderungen.
Die Linken hatten vor diesem Hintergrund vorgeschlagen, die Hulsberg-Grundstücke nicht mehr zu verkaufen, sondern per Erbbaurecht an Interessierte zu vergeben. Unter Erbbaurecht versteht man das Recht, auf einem fremden Grundstück ein Gebäude zu errichten. Solche Verträge laufen üblicherweise über 99 Jahre. Der Erwerber zahlt dann an den Erbbaurechtsgeber keinen Kaufpreis, sondern einen jährlichen Erbbauzins. Der Linken-Vorstoß fand innerhalb der rot-grün-roten Regierungskoalition jedoch wenig Widerhall, von den Grünen wurde er abgelehnt.
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