
Der Senat will noch mehr Einfluss auf die Entwicklung des ehemaligen Coca-Cola- und Könecke-Geländes in Hemelingen nehmen. Die rot-grün-roten Koalitionspartner haben sich deshalb auf ein Vorkaufsrecht des Landes geeinigt. Als Dringlichkeitsantrag soll das Vorhaben voraussichtlich in der Sitzung der Stadtbürgerschaft am kommenden Dienstag beschlossen werden.
Man will so die städtebauliche Entwicklung des zweitgrößten Stadtteils absichern und ein neues Zentrum für Hemelingen schaffen. Die Bremer Politik handelt in diesem Fall genau so wie bei der Weichenstellung für das Hachez-Gelände in der Neustadt. Dort hatte das Bauressort ebenfalls den Erstzugriff für die Hansestadt gesichert (wir berichteten). Ob die Stadt das Gelände in Hemelingen oder in der Neustadt dann auch tatsächlich kauft, ist noch unklar.
„Ja, es ist die gleiche Geschichte wie bei Hachez“, sagt Falk Wagner (SPD). Die Stadt könne sich das Vorkaufsrecht sichern. Auf Initiative des Sprechers für Bau und Stadtentwicklung der Sozialdemokraten ist der Antrag erarbeitet worden, der die Planungsziele für die knapp 100 000 Quadratmeter große Fläche schützen soll. „Das Areal ist vom Milieu her vielleicht nicht so hip, aber wesentlich bedeutender und zehnmal so groß wie das Hachez-Gelände“, sagt Wagner.
Mit dem sogenannten Vorkaufsortsgesetz habe die Stadt eine starke Handhabe, ein Instrument gegenüber möglichen Investoren. „Es ist eine historische Chance, Hemelingen attraktiver zu machen“, sagt Wagner. Durch den Weggang der Fleischwarenfabrik Könecke und der Getränkeabfüllung von Coca-Cola mitten im Stadtteil sei eine zukunftsweisende Planung und Bebauung im Zentrum des Stadtteils nötig und vor allem auch möglich geworden.
Der Wunsch der Bürgerschaftsfraktionen von SPD, Grünen und Linken ist es, den Hemelinger Ortskern wiederzubeleben und ein neues Zentrum zu bilden. Bezahlbare Wohnungen, Möglichkeiten der Nahversorgung, neue Grünflächen und verbesserte Anbindungen zu den Ortsteilen Hastedt, Sebaldsbrück und damit auch zur Innenstadt sollen entstehen. Laut dem Antrag sind in die bisherigen Planungen auch die Ergebnisse aus dem Stadtteilbeirat sowie aus Einwohnerversammlungen eingeflossen.
Im der vergangenen Legislaturperiode im März hatten sich die Mitglieder der Deputation für Bau und Stadtentwicklung auf entsprechende Ziele festgelegt. Ein Planaufstellungsbeschluss wurde verabschiedet. Damit besteht allerdings noch kein verbindliches Baurecht, dass die beabsichtigte Entwicklung sichert.
„Hemelingen ist seit Jahren, was die Stadtentwicklung angeht, abgehängt“, sagt Ralf Schumann, Sprecher für Bau und Stadtentwicklung bei den Linken. Der Stadtteil sei „nicht auf Rosen gebettet“, weil er viel Industrie verloren habe. „Hemelingen kann sehr viel mehr Leben eingehaucht werden“, meint Schumann. Aus diesem Grund sei das Instrument des Vorkaufrechts eine gute Sache. Auf dem großen Gelände habe man viele Entwicklungsmöglichkeiten in Richtung Handel, Wohnen und Leben. Die Fraktionen und auch die Ortspolitik seien sich sehr einig gewesen, was diesen Schritt angehe.
Auch Robert Bücking, Stadtentwicklungspolitiker der Grünen-Fraktion, unterstützt den Antrag. „Das Vorkaufsrecht kann eine positive Wirkung haben und den Markt beruhigen“, sagt Bücking. Er gibt aber auch zu bedenken, dass dies ein Eingriff in die privaten Entscheidungen von Verkäufer und Käufer sei. Das Recht funktioniere nur, wenn Investoren nicht in der Lage seien, die von der Stadt vorgegebenen Ziele zu erfüllen. Und: „Bremen muss auch in der Lage sein, das bezahlen zu können“, betont Bücking.
Die beiden ehemaligen Betriebsflächen von Könecke und Coca-Cola haben nach Angaben des Bauressorts eine Größe von 8,4 Hektar. Hinzu kommen rund 2,9 umliegende Hektar für relativ kleinteilige Wohn- und Mischnutzungen, die in das Plangebiet einbezogen wurden. Auf den Grundstücken der ehemaligen Betriebe befinden sich umfangreiche Hallen sowie Parkplatz und Rangierflächen. Eine Herausforderung für die Planer ist der Lärm auf dem Areal, da gleich zwei Eisenbahnlinien an das Gelände grenzen. Die stark frequentierten Bahnstrecken Bremen-Osnabrück sowie Bremen-Hannover und die Hauptverkehrsstraßen Hastedter Heerstraße, Zum Sebaldsbrücker Bahnhof und Hemelinger Bahnhofstraße umgeben das Gebiet.
Für das Areal hatte es in der Vergangenheit Gutachten und Untersuchungen gegeben. Eine Studie schlägt für das Cola-Könecke-Gelände in Hemelingen eine Mischform aus Wohnen und Arbeiten vor. Auch ein neuer Bahnhof könnte entstehen. Geplant sind auf dem Gelände auch Einkaufsmöglichkeiten, über den bestmöglichen Standpunkt auf dem Areal wird aber noch diskutiert. Einige Fragen zur Entwicklung des Geländes sind immer noch offen.
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