
Corona ist eine Katastrophe, doch es gibt auch Profiteure der Pandemie. In der Wirtschaft ist das zum Beispiel die Spielwarenindustrie. Sie hat im vergangenen Jahr ein enormes Wachstum hingelegt. Ravensburger, das zu den bundesweit drei größten Herstellern der Branche zählt, konnte seinen Umsatz auf 632 Millionen Euro steigern, das sind 20 Prozent mehr als im Vorjahr, teilt das Unternehmen mit. Besonders begehrt seien die Klassiker.
„Die Menschen suchen das Vertraute“, berichtet Ravensburger. Als Beispiele werden in der Mitteilung „Das verrückte Labyrinth“ und „Memory“ genannt. Förmlich durch die Decke gegangen seien mit einem Plus von 32 Prozent die Puzzles. Das Unternehmen erweiterte nach eigenen Angaben im Frühjahr seine Produktion auf Vorweihnachtsniveau, kam mit der Lieferung trotzdem aber kaum nach.
Die Tage vor dem ersten Lockdown im März vergangenen Jahres – „das war wie Weihnachten“, sagt Claudia Toto vom gleichnamigen Spielwarengeschäft in der Kornstraße im Bremer Buntentor. Die Leute hätten gewusst, was auf sie zukommt und sich deshalb reichlich eingedeckt. Sie seien sehr zielgerichtet gewesen, hätten gar nicht groß nach Rat gefragt. „Unglaublich viele Tausender-Puzzle, jede Menge Lego, auch Malen und Basteln, und dann natürlich Gesellschaftsspiele“, zählt Toto auf, was besonders gerne gekauft wurde. Vor dem zweiten Lockdown im Dezember sei es genauso gewesen, da habe allerdings schon das Weihnachtsgeschäft begonnen.
Ein echter Boom sei das gewesen, der aber nicht wettmachen könne, dass der Laden nun schon zwei Monate geschlossen habe. „Seitdem ist sehr wenig los, wir müssten wahrscheinlich mehr online machen“, sagt die Inhaberin. Die Kunden könnten bei ihr telefonisch bestellen oder per WhatsApp, viel Geschäft mache sie damit aber nicht. Ab und an käme auch mal jemand an die Tür und lasse sich ein Spiel herausreichen.
Nach den Ergebnissen einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach spielen rund 33 Millionen Deutsche zumindest ab und zu Gesellschaftsspiele, rund 5,6 Millionen sogar regelmäßig. Was zurzeit vor allem auf den Tisch kommt, sind Varianten, die seit Generationen beliebt sind. Das merkt Ravensburger, aber auch ein Spieleverlag wie Schmidt Spiele aus Berlin. „Die erfolgreichsten Spiele waren bei uns in 2020 ,Mensch ärgere Dich nicht‘ mit einer verkauften Stückzahl inklusive Spielesammlungen von mehr als einer Million und ,Kniffel‘ mit etwa 1,4 Millionen verkauften Spielen – ein Plus von 25 beziehungsweise 26 Prozent. Das ist sensationell“, sagt Unternehmenschef Axel Kaldenhoven in einem Interview mit der „Tagesschau“.
Trends seien kooperative Spiele wie „Escape-Games“, Rätsel und „Roll and Write“-Spiele – Würfelspiele mit wenig Aufwand und schnellen Ergebnissen, bei denen sowohl Glück als auch Strategie eine Rolle spielten. „Dazu gehört zum Beispiel das Spiel ,Ganz schön clever‘, das wir im vergangenen Jahr knapp 500.000 Mal verkauft haben“, erklärt Kaldenhoven.
Bei „Wichlein“ im Ostertor, einem weiteren Bremer Spielwarengeschäft, leuchten die Lampen im Schaufenster in den Abend hinein. Ein Eindruck, als wäre der Laden geöffnet, doch das täuscht. Ins Licht gesetzt sind zum Beispiel Playmobilfiguren, Lego und ein Indianerzelt. Die Kinder werden große Augen machen, wenn sie davor stehen, manche Erwachsene vielleicht auch. „Schreiben Sie Ihre Wünsche per E-Mail an uns“, steht auf dem Aushang an der Tür. Angefügt sind Emojis, sie zeigen einen Schlitten, Bücher, Mal-Utensilien, einen Teddy, einen Drachen. Gekauft wird das alles, aber woanders, online. Mehr als die Hälfte des Umsatzes machen die Spielwarenhändler, vor allem die großen, mittlerweile im Internet.
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