
Am St. Joseph-Stift in Schwachhausen hat ein Vorgang bei der Covid-Impfung von Betriebsangehörigen zu massivem Unmut in der Belegschaft geführt. Abweichend von der Prioritätenliste wurden dort Mitglieder der Geschäftsführung geimpft, während längst noch nicht alle Ärzte und Pfleger, denen eigentlich Vorrang gebührt, eine solche Immunisierung erhalten haben.
Laut einem Protestschreiben, das in der Mitarbeiterschaft kursiert, wurden in der vergangenen Woche die ersten Beschäftigten des St. Joseph-Stifts gegen Covid-19 geimpft. Dafür standen 90 Chargen des Moderna-Impfstoffs zur Verfügung. Für die Auswahl der Impfkandidaten galten die Vorgaben der Ständigen Impfkommission beim Robert-Koch-Institut. Bevorzugt zu immunisieren ist demnach unter anderem medizinisches Personal, das beispielsweise in Notaufnahmen oder in der Betreuung von Corona-Patienten tätig ist (Impfkategorie 1). Tatsächlich geimpft wurden jedoch auch drei Angehörige der Geschäftsleitung des katholischen Krankenhauses. Sie gehören eigentlich in die Impfkategorie 3 („Personal mit moderatem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungen und in Positionen, die zur Aufrechterhaltung der Krankenhausinfrastruktur besonders relevant sind“).
Was viele Beschäftigte erzürnt: Die Verwaltungschefs erhielten die Injektion, „obwohl noch nicht annähernd alle Personen der Impfkategorie 1 immunisiert wurden“, wie es in dem Protestschreiben heißt. Gleichzeitig seien noch am Impftag Termine für einfache Beschäftigte mit der Begründung abgesagt worden, es stünden nicht genügend Impfdosen zur Verfügung. „Zudem lagen Wartelisten mit weiteren Personen der Impfkategorie 1 vor, die bei überzähligen Impfdosen jederzeit hätten informiert werden können“, so die Darstellung aus der Belegschaft.
Es habe somit eine „aktive Umgehung“ der Priorisierung zugunsten leitender Mitarbeiter gegeben. Dies bedeute „eine weitere gesundheitliche Gefährdung“ von Mitarbeitern, die täglich in die Versorgung infektiöser Patienten eingebunden sind. Gefordert wird „eine Begründung für die getroffenen Entscheidungen“.
Am Mittwoch hat die hausinterne Impfkommission des St. Joseph-Stifts auf die Verärgerung in der Belegschaft reagiert. In einem Rundschreiben wird der Kern des kritisierten Sachverhaltes eingeräumt – die Verwaltungsspitze um Geschäftsführer Torsten Jarchow sei tatsächlich geimpft worden. Allerdings wird der Hintergrund anders dargestellt: Aus den gelieferten Impfampullen hätten mehr als die avisierten 90 Injektionen gewonnen werden können. Drei der überzähligen acht Impfdosen seien an die Stiftsleitung gegangen.
„Diese Verabreichung wurde innerhalb des Impfzentrums kurzerhand entschieden, da wir damit in jedem Falle die Führung des Krankenhauses in einer möglichen weiteren Covid-Welle mit Mutanten sicherstellen wollten“, schreibt der Leiter der Impfkommission, Thomas Brabant, an die Beschäftigten. Großen Wert legt er auf die Feststellung, dass der Führungskreis des Stifts nicht selbst um die Impfung gebeten habe. Vielmehr sei das Impfzentrum auf die Geschäftsleitung zugegangen.
Im Gespräch mit dem WESER-KURIER ergänzte Brabant, er habe Verständnis für mögliche „Irritationen“ unter den Beschäftigten. Zu dem strittigen Vorgang könne man unterschiedliche Meinungen haben. Allerdings sei alles rechtens gewesen, denn die Impfkommission habe von Ermessensspielräumen Gebrauch gemacht, die ihr zustünden. Die Entscheidung, der Verwaltungsspitze die Impfung anzubieten, war aus seiner Sicht sachlich geboten, bekräftigte Brabant, denn: „Wenn diese drei Personen ausfallen, ist unser Haus geschäftlich kopflos.“
In einer Mail an die Beschäftigten meldete sich am Mittwoch auch die Geschäftsleitung zu Wort. Betont wird, „dass wir keine Eigeninitiative ergriffen haben, bevorzugt geimpft zu werden“. Der Schlusssatz richtet sich direkt an die Kritiker: „Wer an einem ehrlichen Gespräch interessiert ist, kann gerne weiterhin auf uns zukommen.“
St. Joseph-Stift
Mit rund 450 Betten und knapp 1000 Mitarbeitern gehört das St. Joseph-Stift an der Schwachhauser Heerstraße zu den größeren unter den vier freigemeinnützigen Krankenhäusern Bremens. Träger sind die Franziskus-Stiftung in Münster und der Verein für das St. Joseph-Stift. Die christliche Ausrichtung des Hauses kommt in den Leitlinien zum Ausdruck, in denen es gleich zu Anfang heißt: „Die Lehre Jesu 'Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst' bestimmt unseren Umgang untereinander und den Umgang mit Patientinnen und Patienten.“ Das St. Joseph-Stift ist akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Göttingen. Jährlich werden mehr als 67.000 Patienten medizinisch versorgt.
Ob Bahnhof, Marktplatz, Weserstadion oder Schlachte: Das Bremer Stadtbild hat sich im Laufe der Zeit erheblich verändert. Wir berichten über vergessene Bauten, alte Geschichten und historische Ereignisse.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.
job4u ist die regionale Plattform, wenn es um Lehren und Lernen geht. Neben dem WESER-KURIER, der Handelskammer und der Handwerkskammer Bremen machen sich hiesige Firmen für junge Leute stark.
In der Grundschule gibt es aber keine Auflagen: Volle Klassen, kein Abstand, keine Maske, keine ...