
Es ist 14.57 Uhr, als ich den Imbiss betrete und mich zu unserem Platz orientieren möchte, doch die einzigen beiden Tische sind besetzt. Ich schaue fragend hintern Tresen zum Inhaber, der mich mit einem ebenso warmen wie machtlosen Lächeln um Verständnis bittet. Der Gast ist halt König. Auf die Falafel, die er mir zum Überbrücken der Wartezeit anbietet, verzichte ich und beobachte ihn stattdessen beim Zubereiten. Bashar Al Shllo erstaunt mich. Er scheint durch nichts aus der Ruhe zu bringen zu sein – und hat immer ein Lächeln im Gesicht.
Als wir zehn Minuten später zusammensitzen, ist dies deshalb meine erste Frage: „Wieso lächelst du immer?“ Der 42-Jährige zuckt mit den Achseln und grinst. „Bashar ist einfach ein freundlicher und lustiger Mann“, greift Alaa Jaber ins Wort. Er ist der Sohn des Zedern-Imbiss-Gründers, der von 2012 bis zu dessen Imbissübernahme 2016 mit Al Shllo zusammengearbeitet hat und heute hilfsweise zum Übersetzen gekommen ist. Die Sprachbarriere sei es auch gewesen, erzählt der Libanese, weshalb jener den Laden zunächst nicht übernehmen wollte, sich schließlich jedoch von Freunden und Kollegen überreden ließ.
Ich wende mich dem Schawarma Rollo (3,50 Euro) zu und frage, was sich hinter dieser – hier übrigens hausgemachten – Spezialität eigentlich verbirgt. „Schawarma ist einfach Spießfleisch“, erzählt Al Shllo knapp. Wobei hinter „einfach“ im Falle dieses arabischen Streetfood-Klassikers eine Zubereitung steckt, die unter anderem aus Koriander, Essig, Tomatenmark, Zimt und über Nacht mariniertem Lammfleisch besteht. Ein Aufwand, der sich im Ergebnis bezahlt macht: Das im arabischen Weizenfladen umhüllte, saftig-würzige Fleisch fühlt sich in der Gesellschaft mit Hummus, Zwiebeln, sauren Gurken, Minze, Tomaten und Sesamsoße sichtlich wohl. Lecker!
Probiert und empfohlen: Es geht weiter mit dem Bestseller des Hauses: dem aus sechs kugelrund frittierten Bällchen, Hummus, einem Petersiliensalat sowie einer Joghurt-Sesamsauce bestehenden Falafel-Teller (6 Euro). Nach dem ersten Bissen stelle ich wieder fest, dass die hier angebotenen Falafel für mich unstrittig mit zu den besten in Bremen gehören. Al Shllo grinst, als ich ihn nach seinem Geheimnis frage. „Man darf die Falafel auf keinen Fall mit einer Pressmaschine formen, sondern nur mit einem Löffel. Nur dann bleiben sie locker“, erklärt der Syrer, der die verwendeten Kichererbsen nach eigenen Aussagen zwei Tage vorher einlegt und mit Koriander, Kümmel und Zimt würzt. „Eine gute Falafel“, schließt der Experte die Kurzlektion, „ist außen knusprig, innen weich und schön rund.“
Als Nächstes tischt Al Shllo die Schawarma-Pita (4 Euro) auf. Das typische, brötchenartige Dönerbrot ist mit Spießkalb, Krautsalat, Tomaten, sauren Gurken und Knoblauchsoße gefüllt. Eine üppige Portion, deren Verzehr gar nicht mal so leicht fällt. „Ich selbst mag es nicht so dick belegt“, gesteht der Inhaber. Aber die Kunden sollen ja auch satt werden. Was für mich allerdings eindeutig zum Preis der geschmacklichen Balance geschieht: Diese Pita hat des guten Inhalts zu viel und einer ernsthaft Kontrast gebenden Brothülle zu wenig. Das gefiel beim zuvor knusprigen Rollo mit den angenehm abgestimmten Zutaten deutlich besser.
Wer in griechischen Lokalen gerne Fleischvariationen bestellt, findet hier im gemischten Grillteller (12 Euro) das orientalische Pendant. Auf einem Beet von aromatischem Basmatireis türmen sich nebst Kraut- und Beilagensalat Berge diverser Grillspezialitäten wie Lamm-, Hack- und Hähnchenspieße, abermals Schawarma sowie Peperoni und Tomaten. Da wird man fast schon beim Hinsehen satt, denke ich mir. Und auch Al Shllo räumt ein, dass es „für eine Person viel zu viel Fleisch“ ist. Drum ist es gut, dass wir zu zweit zu Werke gehen und uns gemeinsam an den allesamt auf den Punkt gegrillten, unterschiedlich gewürzten und marinierten Spießen erfreuen können. Starker Abschluss!
Der Gruß aus der Küche: Nicht nur im Beruf, auch zu Hause steht Al Shllo gerne hinterm Herd und kocht dort am liebsten orientalische Gerichte. Danach gefragt, wo er hierfür am liebsten einkauft, nennt er das Özbim-Center in der Kornstraße als Supermarkt seines Vertrauens, von deren hauseigener Fleischerei er im Übrigen auch für seinen Imbiss beliefert wird.
Temi Tesfay hat Hunger auf Bremen. Auf seinen wöchentlichen Streifzügen durch die heimische Gastroszene hat er schon viele Küchen, Köche und kulinarische Schätze der Stadt kennen gelernt. Unter dem Titel „Mahlzeit Bremen“ schreibt er außerdem einen Foodblog.
Zedern Imbiss, Kornstraße 58, 28201 Bremen, Telefon: 04 21 / 53 17 01, Öffnungszeiten: Montag bis Sonnabend von 11.30 bis 23 Uhr, Sonntag von 11 bis 22 Uhr, Mittwoch geschlossen, barrierefrei, www.zedern-neustadt.de
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