
Palmen auf dem Domshof, es sind zehn, sie stehen am Neptunbrunnen. Palmen sind nichts Besonderes, auch am Alex stehen welche, auf der anderen Seite des Platzes. Diese aber, die am Brunnen, sind neu, und sie sind ein Signal: Auf dem Domshof passiert etwas. Endlich. Seit Jahrzehnten führt der Platz ein Schattendasein. Das soll sich ändern.
An diesem Mittwoch berät die Wirtschaftsdeputation ein Papier der Verwaltung, das eine Kaskade von Vorschlägen enthält, wie aus der schnöden Fläche, die vormittags mehr schlecht als recht vom Wochenmarkt belegt ist, sonst aber nur öde daliegt, ein lebendiger, urbaner Ort werden kann.
Seit Monaten tagt beim Wirtschaftssenator immer mal wieder eine Arbeitsgruppe, nachdem Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) den Domshof im Mai dieses Jahres zur Chefsache erklärt hatte. Sieling drohte das Problem mit dem Platz aus dem Ruder zu laufen – wieder etwas in der Stadt, was nicht vorankommt. Ein Armutszeugnis für Politik und Verwaltung, und das, obwohl sie in diesem Fall nur zugreifen mussten.
Tatsächlich geschah genau das Gegenteil. Der Senat ließ eine Initiative der Anrainer ins Leere laufen, die dem Domshof eine ganz andere Gestalt geben sollte. Es waren vor zwei Jahren unter anderem die Bremer Landesbank, heute Nord/LB, die Domgemeinde, das Maklerunternehmen Robert C. Spies und der Betreiber der Markthalle Acht, die Geld in die Hand genommen hatten, um einen Landschaftsplaner zu beauftragen.
Heraus kam ein Konzept mit einem veränderten Wochenmarkt, mit Wasserspielen, neuen Anpflanzungen, zusätzlichen Lichtquellen und Sitzbänken drumherum. Zu den Unterstützern zählten die Handelskammer, die Brepark, der Großmarkt, das Ortsamt Mitte, Senatsbaudirektorin Iris Reuther und Bürgerschaftspräsident Christian Weber.
Trotz dieser illustren Runde versandete das Projekt auf der Domdüne. Niemand fühlte sich so recht zuständig, nichts wurde angepackt. Vor allem Weber war darüber stinksauer, er warf dem zuständigen Bauressort, namentlich der Senatsbaudirektorin, eine „knallharte Blockadehaltung“ vor.
Vor diesem Hintergrund, und weil die CDU-Opposition sich so eine Steilvorlage nicht entgehen lassen wollte und den Stillstand auf dem Domshof zu einem symbolträchtigen Großthema aufblies, geriet Rot-Grün unter Druck. Der Senat musste Tatkraft beweisen – das versucht er nun. In der Vorlage, die den Deputierten zugegangen ist, gibt es ein Bündel von Maßnahmen, die teils sofort, teils im kommenden Jahr in Angriff genommen werden sollen.
Unverzüglich will die Verwaltung sich darum kümmern, dass der Wochenmarkt aufgeräumt wird. Keine Lastwagen oder Pkw mehr auf der Domdüne. Kein Müll mehr, der irgendwo herumliegt. Heimelig soll es werden mit den neuen Pflanzen und ein paar Sitzgelegenheiten. Außerdem sind auf dem Platz kleinere Veranstaltungen geplant. Das ist der Anfang.
Im Frühjahr soll es weitergehen, dann wird der Domshof möbliert. Geplant sind neben diversen Stühlen und Bänken große Pflanzbehälter, Hochbeete und Spielmöglichkeiten. „Die Möbel müssen hochwertig, multifunktional und vandalismusresistent sein“, schreibt die Verwaltung, „sie müssen so schwer sein, dass sie nicht weggetragen werden, aber so leicht, dass sie in Sonderfällen ohne großen Umstand transportiert werden können.“
Keine leichte Aufgabe, denn schön aussehen sollen die Möbel im Umfeld von Dom und Rathaus ja auch noch. Befasst werden könnte damit die Hochschule für Künste, überlegen die Planer. Zeitgleich, so steht es im Konzept, soll die Markthalle Acht ermuntert werden, sich zum Domshof auszudehnen, damit die Menschen im Sommer draußen sitzen können, wenn sie Speisen zu sich nehmen oder einen Kaffee genießen.
Ein Dilemma, stellen die Autoren des Papiers fest, dass dies an dem Platz so wenig möglich ist. Es gibt das Alex und die Bänke und Tische vor Manufactum, viel mehr aber nicht. Die Chance, den Neubau der Landesbank im Erdgeschoss für Gastronomie zu öffnen, wurde vertan. Auch die meisten anderen Fassaden rundum sind geschlossen.
„Schauen Sie sich auf dem Domshof doch mal um, wo sind da die Schaufenster und Cafés, vom Alex mal abgesehen?“, hatte Hans Peter Schneider, Chef der neuen bremischen Veranstaltungsgesellschaft M3B, in einem Interview mit dem WESER-KURIER gesagt. „Das wirkt wie ein Verwaltungsviertel in Brüssel. Die Banken allein – abgeschottet wie mittelalterliche Burgen. Bremen braucht mehr Leben in seinem Kern, dann entwickelt sich auch ein Wochenmarkt ganz anders“, betonte der Geschäftsführer.
Auch Schneider soll mit dem Bremer Ratskeller, der zu seinem Firmengeflecht gehört, ein wenig Abhilfe schaffen. Gedacht wird an einen Außenausschank vor dem Weinladen und an einen Stand auf dem Wochenmarkt. Der Markt selbst, noch ein Gedankenspiel der Planer, könnte um eine Abendausgabe erweitert werden. Drumherum Lichtskulpturen und angestrahlte Fassaden für eine stimmungsvolle Atmosphäre.
Der letzte Punkt in dem Konzept nimmt Vorschläge der Landschaftsplaner auf, die von den Anrainern des Domshofes beauftragt worden waren. Sie sollen geprüft und gegebenenfalls berücksichtigt werden. Abhängig sei das im Wesentlichen von der technischen Realisierbarkeit. Die CDU lehnt nicht in Bausch und Bogen ab, was jetzt auf dem Domshof passieren soll.
„Es ist richtig, pragmatisch zu sein und die ersten Dinge sofort anzupacken“, sagt Carsten Meyer-Heder, Spitzenkandidat seiner Partei bei der kommenden Bürgerschaftswahl. Die Verwaltung sei durchaus zu den richtigen Schlüssen gekommen. „Doch warum musste das so lange dauern?“, schiebt der Kandidat nach. Er wolle das Thema nicht unnötig aufladen, es werfe aber die Frage auf, mit welcher Kraft in Bremen politisch geführt wird. „Muss sich erst ein Christian Weber aufregen, damit mit dem Domshof endlich etwas in Gang kommt?“
Umbau der Domsheide
Auch den Umbau der Domsheide hat Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) zur Chefsache erklärt: Im Rahmen einer Sanierung der Gleisanlagen in zwei Jahren ist danach unter anderem angedacht, die Haltestellen der Straßenbahnen zu verlegen und an einer Stelle – etwa am Postamt – zu konzentrieren. Es gibt bereits eine Arbeitsgruppe, die sich mit konkreten Umsetzungen beschäftigt. Sieling hatte in der vergangenen Woche in einem Gespräch mit dem WESER-KURIER mehr Aufenthaltsqualität für den Platz gefordert. Zudem würden Konzerte in der Glocke aufgrund von Erschütterungen und Lärm durch die vorbeifahrenden Straßenbahnen beeinträchtigt. Immer wieder einmal gibt es kleinere Sanierungen durch die BSAG und andere Pflasterarbeiten an dem Verkehrsknotenpunkt, die allerdings das Grundproblem bisher nicht gelöst hätten. Zuletzt wurde nach Angaben von Glocke-Sprecher Carsten Preisler im vergangenen Jahr das Pflaster vor dem Konzerthaus erneuert. Grund seien allerdings keine „Verschönerungsarbeiten“ gewesen. Preisler: „Es ging um Kanalarbeiten und Breitbandausbau, weshalb das Pflaster aufgerissen und wieder geschlossen wurde.“
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