
Das Wetter heute ist richtig blöd für unsere Arbeit", sagt Heinz Kolweyh. Er ist Forstwirt und kümmert sich zusammen mit seinem Kollegen Thimo Padeken um den Wald der Revierförsterei Syke. Oberster Hüter der 1600 Hektar Wald ist Förster Heinz-Dieter Tegtmeier. Die Witterung, über die Kolweyh sich beschwert: nicht endender Nieselregen.
Dass es nicht angenehm ist, während der Arbeit an der frischen Luft vollgeregnet zu werden, ist nachvollziehbar. Der Grund, weshalb Kolweyh dieses Wetter als schlechtestes überhaupt bezeichnet, sind trotzdem weder die nassen Füße, noch die klamme Kleidung: „Alles wird glitschig, wenn es die ganze Zeit regnet. Da rutscht man schnell aus“, sagt er. Trotzdem stehen die drei Männer an diesem Tag selbstverständlich im Wald. Kolweyh und Padeken in neongelben Arbeitsjacken, Förster Tegtmeier dank gedeckter Farben gut getarnt in der grau, braun, grünen Kulisse. Der Plan: Junge Bäume pflanzen.
Eigentlich sollten sie dabei Hilfe von einer Schulklasse bekommen, der Termin wurde wegen der Pandemie jedoch abgesagt. Finanziert wird die Baumpflanzaktion von dem Unternehmen Fenster-und-Türen-Welt in Stuhr. Warum sie nötig ist? „Wir haben durch die vielen trockenen Sommer große Kahlstellen in unseren Wäldern“, sagt der Förster. Vor allem die Fichten habe es in den vergangenen Jahren getroffen. Der Borkenkäfer ist mittlerweile wohl jedem Menschen in Deutschland ein Begriff. „Parasiten gibt es für jede Baumsorte, der Borkenkäfer ist bei uns nur besonders prominent“, sagt Thimo Padeken.
Mit ihm trifft der Klimawandel den deutschen Wald. Da die Borkenkäfer zum Fichtensterben beitragen und durch die milden Winter dabei nicht gestoppt werden, sehen sich die Forstarbeiter gezwungen, sich von der Fichte abzuwenden. „Wir haben hier in Syke noch Glück gehabt“, sagt Tegtmeier, „wir haben einen Mischwald. Im Harz allerdings bestehen 80 Prozent der Waldflächen aus Fichte. Die haben dort ganz andere Probleme.“
Fünfzig Meter tiefer im Wald findet sich plötzlich eine kahle Stelle, so wie der Förster es vorher beschrieben hatte. Die Bäume, die dort mal standen, sind dem Wind zum Opfer gefallen oder mussten gefällt werden, weil sie abgestorben sind. Kolweyh und Padeken stecken deswegen nun kleine Bäume in Löcher, die sie vorher mit einem Hohlspaten ausgehoben haben. Was genau die Käfer eigentlich mit den Bäumen anstellen? Tegtmeier steuert zielsicher auf eine große, kahle Fichte zu. Er schlägt die Rinde mit seiner Axt ab – statt des hellen Holzes eines verletzten Baumes ist eine dunkelbraune, löchrige Oberfläche zu sehen. Die Fichte ist tot.
Die Fällungen haben die Forstwirte im Syker Wald bereits hinter sich. Ihre Kollegen bei Cloppenburg sind noch nicht so weit. Hier wird aktuell gefällt. Durchforstung nennt sich das Verfahren. „Wir haben sogenannte Zukunftsbäume ausgelotet, denen wir für ihre Entfaltung mehr Platz geben wollen“, sagt Eberhart Guba vom Forstbetrieb Jürgen Raker. Stehen die Bäume zu dicht, stehen sie einander im Weg. Deshalb achten auch Förster Tegtmeier und sein Syker Team darauf, die jungen Bäume nicht zu nah beieinander zu pflanzen. Entschieden, welche Bäume bei Cloppenburg gefällt werden, wird aufgrund der Überlebenschance und Qualität. Ziel sei es, in 100 Jahren einen stattlichen Eichenwald herangezogen zu haben. Gesetzt wurden die Eichen nach einer Sturmkatastrophe in den 1970er-Jahren. „Die Forstgeschichte ist schon immer von Katastrophen begleitet“, sagt Guba.
Die Wahl der Bäume, die nach solchen Katastrophen gepflanzt werden, ist wichtig für die Zukunft der etwaigen Wälder. „Wir versuchen, hier jetzt einen klimastabilen Mischwald zu pflanzen“, erklärt der Syker Förster Tegtmeier. Rückgrat für diesen Wald solle die Rotbuche sein. Aber auch Ulme, Esskastanie und Ahorn sollen ihre Plätze finden. „Wir fokussieren unsere eigenen Baumarten, wie es sie in Deutschland schon seit der letzten Eiszeit gab“, sagt Tegtmeier. Die heimischen Bäume seien harte Hunde und dadurch besonders widerstandsfähig, ist er sicher.
Bis die Setzlinge allerdings ihre volle Größe erreichen, wird es Jahrzehnte dauern. „Wir sind geduldig, auch wenn wir viele Bäume für die nachfolgenden Generationen pflanzen“, sagt Padeken. Auffällig sei, dass gerade Spaziergänger die Arbeit der Waldmänner verfolgen. Pflanzten sie neues Leben, gebe es Lob. Holzten sie alte, verletzte oder tote Bäume ab, werde geschimpft. „Die Leute wollen einfach, dass ihr Wald so bleibt, wie er ist“, sagt Kolweyh, „was wir hier genau machen, verstehen sie oft gar nicht.“ Trotzdem werden seine Kollegen und er weiterhin dafür Sorge tragen, dass auch die nächsten Generationen noch Freude an den Wäldern der Republik haben können – dank präziser Planung trotz Borkenkäfers und Klimawandels.
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