
Seit gut 15 Jahren wächst die Überseestadt auf dem Gebiet der alten Hafenreviere rechts der Weser. Der Ortsteil gilt als eines der größten städtebaulichen Projekte Europas und bewegt sich zwischen moderner Architektur, Industriebauten und maritimen Flair. Auf einem Kilometer Breite und 3,5 Kilometern Länge hat sich in den vergangenen Jahren ein Standort entwickelt, der Dienstleistungen, Gewerbe, Hafenwirtschaft und Logistik mit Freizeit, Kultur und Wohnen zusammenbringt. Mittlerweile haben sich knapp 1200 Unternehmen mit fast 19.000 Beschäftigten angesiedelt. Und die Überseestadt wächst weiter.
Eines der derzeit auffälligsten Bauprojekte ist wohl das Gebäudeensemble am Europahafen-Kopf. Ende dieses oder Anfang kommenden Jahres sollen die Gebäude stehen und der Bauherr, die Zech Group, richtet dort seine neue Zentrale ein. Das Bürohaus mit 18 Geschossen wird dabei von zwei sogenannten Lofthäusern flankiert, in denen auch Wohnungen – zum Teil öffentlich gefördert – einen Platz finden. Auf Straßenebene sollen die Gebäude den Plänen zufolge als öffentliche Hallen mit Essensständen, Ausstellungsbereiche oder Fahrradstationen gestaltet werden.
Mehr als 450 Millionen Euro hat das Unternehmen Justus Grosse in den vergangenen Jahren nach eigenen Angaben in neue Wohn- und Bürohäuser investiert und damit das Gesicht der Überseestadt mitgeprägt. Das dreieckige Gebäude Bömers Spitze ist dafür ein Beispiel. Aktuell wird in Kooperation mit der Zech Group und der Gewoba am Europahafen an der Konsul-Smidt-Straße das Projekt Europaquartier realisiert. Auf dem Gelände des ehemaligen Schuppens 3 entstehen etwa 500 öffentlich geförderte sowie frei finanzierte Wohnungen, Büro- und Dienstleistungsflächen, eine Kindertagesstätte und Raum für Gastronomie, Kreativwirtschaft und Handel. 2022 sollen die Gebäude fertig sein.
Weiter voran geht es auch auf dem früheren Kellogg-Gelände. Direkt an der Weser soll ein Viertel mit einer Mischung aus Arbeiten und Wohnen heranwachsen. Dafür werden auch bestehende Häuser und Hallen neu genutzt. So waren in den Gebäuden 30 und 31 früher Teile der Verwaltung untergebracht, seit dem vergangenen September nehmen dort Schüler der ersten beiden Klassen der neuen Schule Platz. Das ehemalige Silo, in dem einst Milliarden von Getreidekörnern gelagert und später zu Frühstücksflocken weiterverarbeitet wurden, wird ebenfalls nicht abgerissen: Seit dem vergangenen Jahr wird es zu einem Hotel umgebaut, mit 120 Zimmern in den runden Tanks. Mittelpunkt der Überseeinsel soll perspektivisch das frühere Reislager werden: Geplant ist eine Markthalle mit Lebensmittelhändlern und Essensständen.
Auch die benachbarten ehemaligen Gewerbeareale von Reimer Logistics und Rickmers Reismühle werden in den kommenden Jahren umgestaltet. Die Specht-Gruppe, die in der Überseestadt ansässig ist, ist für das Gelände an der Spitze der Landzunge zuständig, das Reimer-Areal ging vor zwei Jahren an Bauunternehmer Kurt Zech.
Im Bereich um die Straße „Am Kaffeequartier“ wird es in diesem Jahr ebenfalls Spatenstiche für neue Gebäude geben. Das gleichnamige Projekt umfasst zwei Wohnhäuser mit Gewerbeflächen, einer Kindertagesstätte und einer Tiefgarage. Das Grundstück zwischen den Straßen Am Kaffeequartier und Johann-Jacobs-Straße entwickelt das Detlef Hegemann Immobilien Management unter dem Namen „Neues Kaffeequartier“ zu einem Wohngebiet mit mehr als 135 Wohnungen.
Im vergangenen Jahr wurden die Überseegärten im Bereich Kommodore-Johnsen-Boulevard und Herzogin-Cecilie-Allee fertiggestellt. Mehr als 150 Wohnungen, zum Teil geförderte Mietwohnungen der Gewoba, Gewerbeeinheiten und Tiefgaragenstellplätze sind entstanden. Der Name Überseegärten kommt von den zwischen den Gebäuden liegenden Grünflächen, die alle Bewohner gemeinsam nutzen können. Und an der Hafenkante zwischen Kommodore-Johnsen-Boulevard und Herzogin-Cecilie-Allee entsteht das Cecilien-Quartier. Im Sommer dieses Jahres können die zwölf Wohn- und zwei Geschäftshäuser bezogen werden.
Aktuelle Bauprojekte, die überwiegend gewerblich geprägt sind, sind das zehngeschossige Bürohochhaus namens „View“ in direkter Weserlage in der westlichen Überseestadt, das fünfgeschossige Büro-, Dienstleistungs- und Hotelensemble „Üeins“ am Hansator sowie ein Büro- und Verwaltungsgebäude des Unternehmens Stroever Schellack Bremen zwischen den Straßen Auf der Muggenburg und Reeperbahn. Im Erdgeschoss des Gebäudes wird ein Laden- und Ausstellungsbereich für Schellack-Produkte – von der Platte bis zu Medikament – angesiedelt. Und an der Nordstraße entsteht bis 2022 eine neue Berufsschule für Großhandel, Außenhandel und Verkehr.
Ein Hafen im Wandel der Zeit
1887 wurde der Europahafen in der heutigen Überseestadt als erstes Hafenbecken fertiggestellt: Er war zwei Kilometer lang, 120 Meter breit und umsäumt von Speichern und Schuppen. Vier Jahre später folgte der Holz- und Fabrikenhafen, später kamen der Werft- und der Überseehafen dazu, vor allem der Außenhandel florierte. Dieser kam mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges allerdings so gut wie zum Erliegen – das Vorkriegsniveau beim Umschlag sollte nicht mehr erreicht werden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg dauerte es bis Anfang der 1950er-Jahre bis die erste Phase des Wiederaufbaus abgeschlossen war. Weil die Auslastung mit Stück- und Massengütern gut war, wurden neue Speicher, Kräne und Kajen gebaut. Gute zehn Jahre später verlor der Hafen an Attraktivität: Mit Einführung der Container wurden Bremerhaven und der Neustädter Hafen auf der anderen Weserseite immer bedeutender. 1991 wurde schließlich beschlossen, den Überseehafen zu schließen. Sieben Jahre später wurde das Becken schließlich mit 3,5 Millionen Kubikmetern Sand verfüllt.
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