
Malte Gleitsmann kann auch schon um sechs Uhr morgens freundlich lächeln. Gleitsmann ist im Hotel Munte am Stadtwald Auszubildender im zweiten Lehrjahr und hilft gerade im Frühstücksdienst mit. Nicht nur da gehöre es sich eben, den Gast mit einem Lächeln zu begrüßen. Detlef Pauls ist zufrieden mit seinem Azubi. Pauls führt das Vier-Sterne-Superior-Hotel zusammen mit seinem Bruder Jan.
Stillstand gibt es für die Brüder bei ihrem Hotel nicht. Ständig sind sie dabei, das Haus auf dem neuesten Stand zu halten. Aktuell werden die Zimmer der gehobeneren Kategorie modernisiert. Dafür haben die Brüder Pauls drei Handwerker fest im Team. Das sichert Flexibilität: „Wenn es von der Situation her passt, ist es so schnell möglich, dass beispielsweise unser Maler ein Zimmer neu streichen kann“, sagt Detlev Pauls. Schließlich sei es ja momentan nicht so einfach, Handwerker zu bekommen. Auch deshalb arbeitet Pauls schon lange mit den gleichen Betrieben zusammen. Die wüssten, was sie an ihrem Stammkunden haben.
Sich nicht ausruhen auf dem, was man hat, so haben es die drei Familiengenerationen vor den Pauls-Brüdern immer gehandhabt. Deren Urgroßvater Gustav Tappe hatte 1915 am gleichen Ort „Tappes Kaffeehaus“ gegründet – direkt gegenüber vom Stadtwald. Es entwickelte sich nach dem Ersten Weltkrieg zu einem beliebten Ausflugslokal und Ballhaus. Einen Biergarten gab es auch, der wurde damals etwas vornehmer „Kaffeegarten“ genannt. Der Hotelbetrieb kam erst später hinzu. Die Munte befand sich damals direkt vor dem Haus. Dort konnten die Ruderboote anlegen.
In den 50er-Jahren baute Mariechen Pauls, die Tochter des Gründers, zusammen mit ihrem Sohn Gerhard an, erweiterte die Säle, Kegelbahnen kamen hinzu. Gerhard Pauls wagte schließlich den Schritt zum Hotel. 1980 eröffnete das Haus unter dem heutigen Namen mit 64 Zimmern. Schon damals gab es ein Schwimmbad, eine Sauna und ein Solarium. 1984 trat dann schließlich Detlef Pauls mit in den Betrieb ein, sein Bruder Jan stieß 1988 dazu.
In den 35 Jahren, in denen Detlef Pauls die Geschäfte führt, kam ein zweites Haus hinzu. Alte Gebäude wurden abgerissen und neue gebaut. Inzwischen verfügt das Haus über 128 Zimmer, darunter auch Suiten. Schließlich wurde auch der Sauna- und Wellnessbereich vergrößert.
Unter der Woche sind in dem Vier-Sterne-Superior-Hotel viele Geschäftsleute zu Gast, am Wochenende sind die Zimmer von Privatreisenden belegt, die sich mit Wellness etwas Gutes tun wollen. Pauls selbst sitzt immer wieder gern mal im Lobbybereich, von dem man direkt gegenüber in den Stadtwald schauen kann. „Einige unser Stammgäste bezeichnen das als ‚Wohnzimmer‘“, sagt der Hotelgeschäftsführer. Er freut sich darüber, das zeige schließlich, dass sich die Gäste im Hotel zuhause fühlten. Einige sind Stammgäste, deren Vorlieben die Mitarbeiter längst kennen. Sie wissen, an welchem Tisch die Gäste am liebsten sitzen und was sie bevorzugt trinken. „Man kennt sich und begrüßt sich mit Namen“, sagt Pauls.
Auch Azubi Malte Gleitsmann trägt zu dieser Wohlfühlatmosphäre bei. Er hat sich bewusst für das Hotel Munte und damit gegen zwei andere Häuser entschieden, von denen er ebenfalls ein Angebot hatte. Bei Detlef Pauls und seinem Team habe er das beste Bauchgefühl gehabt, sagt Gleitsmann. Eine solche Entscheidung müsse gut überlegt sein, meint er, schließlich habe man auf der Arbeit so etwas wie eine zweite Familie. Mit der wolle man sich ja verstehen. Im Hotel Munte hat Gleitsmann zunächst ein zweitägiges Praktikum gemacht, dann war klar, dass er dort arbeiten wird. Detlef Pauls erläutert: „Mit den zwei Tagen Praktikum wollen wir schauen, ob das mit dem Team passt.“ Bei Gleitsmann passte es.
Auf das Haus war der Azubi vor zwei Jahren bei der Nacht der Hotellerie aufmerksam geworden. Dort konnte er sich abends in einem netten Ambiente über die verschiedenen Häuser informieren – und beim Mixen von Cocktails konnte er testen, ob er dafür Talent hat. Nach Pauls Erfahrung ist die Veranstaltung eine gute Möglichkeit, geeigneten Nachwuchs zu finden. Gerade die Hotel- und Gastrobranche hat bekanntlich Probleme, junge Leute für ihr Berufsfeld zu gewinnen. Viele werden offenbar von den Arbeitszeiten abgeschreckt. Pauls sieht das anders: „Wenn ich am Wochenende oder am Abend arbeite, kann ich dafür unter der Woche tagsüber einkaufen gehen, wenn es in den Geschäften nicht so voll ist. Und wer Überstunden macht, kann die an einem anderen Tag abfeiern.“ Auch im eigenen Betrieb legt Pauls, der gleichzeitig Vorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands Bremen ist, Wert darauf, dass die Arbeitszeiten eingehalten werden und die Mitarbeiter ihre Überstunden abfeiern können.
Die Zeiten, in denen Kochtöpfe durch die Küche fliegen, sollten laut Pauls vorbei sein: „Sonst würden Sie keine Mitarbeiter mehr finden.“ Schon jetzt sei es nicht einfach mit der Rekrutierung des Nachwuchses: Früher hatte er pro Jahr 350 Bewerbungen von Ausbildungswilligen, heute seien es nur noch 80.
Dennoch findet das Hotel Munte immer noch genug Bewerber, die zum Team passen. Wer mit guten Leistungen ausgelernt hat, den versuchen die Brüder Pauls zu halten. Allerdings sei es typisch für die Hotelbranche, nach Ende der Ausbildung in die weite Welt zu gehen, um Erfahrungen zu sammeln. Doch einige kämen hinterher in den „Heimathafen Bremen“ zurück. „Gerade jetzt haben wir eine ehemalige Mitarbeiterin, die nach acht Jahren in verschiedenen Häusern zu uns zurückkommt“, freut sich Pauls.
Wenn Malte Gleitsmann mit seiner Ausbildung fertig ist, möchte er gern sein Fachabitur machen und mal weiter schauen. Gerade ist er volljährig geworden. Für das Leben hat er schon gelernt. Durch seine Station im „Housekeeping“ weiß er, wie ein Zimmer perfekt gereinigt auszusehen hat. Der Job färbt auch auf Gleitsmanns eigenen Urlaub ab: „Da schaue ich schon mal, ob der Tisch richtig eingedeckt ist.“ Einige seiner Freunde konnten nicht verstehen, warum er Hotelfachmann werden will. Durch die unterschiedlichen Arbeitszeiten habe er einige von ihnen verloren: „Da zeigt sich dann, wer die wahren Freunde sind.“
Mit seiner Ausbildung steht ihm die Welt offen, wie Pauls sagt: „Wir im Hotelgewerbe sind Problemlöser. Wenn sich spontan ein Problem ergibt, muss das sofort gelöst werden. Und aufgrund unseres Servicegedankens, werden Hotelfachleute sogar gern beispielsweise von Autohäusern genommen.“ Doch Pauls freut es natürlich, wenn die Nachwuchskräfte seiner Branche treu bleiben. Der Geschäftsführer selbst macht sich schon wieder Gedanken, was er im Hotel demnächst noch verbessern könnte – Stillstand bleibt für ihn ein Fremdwort.
Zur Nacht der Hotellerie lädt die Branche für Dienstag, 5. November 2019, von 18 bis 22 Uhr ins Dorint City-Hotel am Hillmannplatz in Bremen ein. Wer sich über eine Ausbildung im Hotelgewerbe informieren möchte, kann vor Ort mit 14 Ausstellern und Partnern ins Gespräch kommen, darunter Hoteliers, Gastronomen, Bildungsträger und Institutionen. Die Teilnahme ist kostenlos, Anmeldung im Internet auf nacht-der-hotellerie.de.
Ob Bahnhof, Marktplatz, Weserstadion oder Schlachte: Das Bremer Stadtbild hat sich im Laufe der Zeit erheblich verändert. Wir berichten über vergessene Bauten, alte Geschichten und historische Ereignisse.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.
job4u ist die regionale Plattform, wenn es um Lehren und Lernen geht. Neben dem WESER-KURIER, der Handelskammer und der Handwerkskammer Bremen machen sich hiesige Firmen für junge Leute stark.