
Nein, ein typisches Zeichen, an dem ein Polizist erkennen kann, dass sein Gegenüber lügt, gebe es nicht, sagt Marc Grewohl. „Aber ganz wichtig ist der Kontext, in dem jemand etwas sagt.“ Genau an dieser Stelle setze seine Arbeit als „Körperdolmetscher“ ein. „In welchem Moment sendet jemand Botschaften, die nicht mit dem übereinstimmen, was er sagt?“ Es gehe darum, diese Welt der Körpersprache besser zu begreifen. „Wir sprechen ständig mit dem Körper, aber wir haben vergessen, das zu registrieren.“ Oder, um beim Beispiel Polizei zu bleiben: „Wenn es dem Polizisten gelingt, körperliche Reaktionen auf seine Fragen wahrzunehmen, die kleinen Signale, die sein Gegenüber unbewusst aussendet, dann wird er ihn erfolgreicher vernehmen.“
Grewohl ist von Hause aus Therapeut, ausgebildet als Heilpraktiker und Psychotherapeut, mit eigener Praxis in Wunstorf. Zugleich arbeitet er als Berater und Trainer in allen Bereichen, in denen es um Körpersprache geht. Es selbst nennt sich „Körperdolmetscher“. Eine Eigenkreation, die am besten zusammenfasse, was er macht: „Ich übersetze, was mit Körpersprache zu tun hat. Fasse in Worte, was mir jemand ohne Worte sagt.“
Eine entscheidende Rolle komme dabei dem Gesicht zu. Natürlich über die Mimik, aber eben auch weit darüber hinaus. „Der Mensch sendet unglaublich viele Informationen über sein Gesicht aus, aber wir haben verlernt, sie wahrzunehmen.“ Gerade auch in der Medizin. Blasse, matte, fast graue Haut, dazu ein eingefallener Wangenbereich – ein typisches Anzeichen für ein Geschwür, gibt Grewohl ein Beispiel. Was er ausdrücklich nicht als Absage an die Gerätemedizin verstanden wissen will. Die möchte er nicht missen. „Röntgen, MRT ... bitte mehr davon.“ Doch warum nicht deren Möglichkeiten mit denen der Erfahrungsmedizin kombinieren?
Der gesamte menschliche Kopf sei in Zonen und Areale unterteilt, die bestimmte Themen zum Ausdruck brächten, erläutert Grewohl und verdeutlicht dies an einem sogenannten Studienkopf, ein Porzellanschädel eng überzogen mit Beschriftungen. Der menschliche Kopf als Projektionsfläche – das Denken an der Stirn angesiedelt, die Ausdauer am Nasenflügel, die Besitzstrategie im Bereich der Schläfe. Mehr als 250 Ausdrucksareale gebe es hier, die bei jedem Menschen unterschiedlich ausgeprägt seien. „Und hinter jeder diesen unterschiedlichen Formen steckt eine Information.“ Ein geübter Beobachter könne über die Form von Stirn, Kinn, Ohren oder des gesamten Körpers auf einen Blick Auskunft über das Naturell eines Menschen geben.
Dieses Wissen um die Psycho-Physiognomik setzt Marc Grewohl mit seinen Beobachtungen der Körpersprache in Verbindung. „Es ist doch oft so, dass wir wahrnehmen, dass da beim Anderen etwas ist, aber er nichts sagt.“ Hier könne die Beobachtung des gesamten Körpers helfen. Rückenprobleme seien zum Beispiel häufig ein Hinweis auf Depressionen. „Wenn ich das weiß und deshalb gezielter nachfragen kann, kann das die Behandlung eines Patienten erheblich abkürzen.“
Doch das Wissen um die Körpersprache ist längst nicht nur in der Medizin gefragt. So berät der gebürtige Kieler, Jahrgang 1971, schon seit Jahren die Polizei, arbeitet zum Beispiel mit der Polizeihochschule in Aschersleben zusammen. Auch vor Verfassungsschützern hat er schon einen Vortrag gehalten oder auf dem Bundeskongress der Phantomzeichner, wo es um wichtige körperliche Merkmale zur Typbestimmung ging. „Ich habe aber auch schon vor Steuerprüfern gestanden“, sagt Grewohl. „Und vor Schiedsrichtern.“ Überall dort, wo nonverbale Kommunikation wichtig ist.
Was aus seiner Sicht auch und gerade in Wirtschaftsunternehmen der Fall ist, für die er, wie Anfang September in Bremen, ebenfalls Seminare anbietet. Bei Neueinstellungen, der Bildung eines Projektteams oder auch im Umgang mit Mitarbeitern könne die Körpersprache wichtige Hinweise liefern und dabei helfen, Missverständnisse zu vermeiden und richtige Entscheidungen zu treffen, ist sich Grewohl sicher.
Wobei gerade im Bereich von Personalplanung ein Aspekt zum Tragen kommen sollte, den der Körperdolmetscher als Grundvoraussetzung seiner gesamten Profession betrachtet. Man müsse behutsam vorgehen, wertschätzend und fragend. „Wir neigen dazu, schnell zu werten.“ Doch die Körpersprache sei weder gut noch schlecht. Vielmehr gehe es darum, die nonverbalen Signale und Botschaften überhaupt wahrzunehmen – um auf diese Weise dann besser miteinander kommunizieren zu können.
„Erkennen, was Menschen ohne Worte sagen“, ist ein Tagesseminar über Gestik, Mimik und Körperkommunikation überschrieben, das Marc Grewohl am Donnerstag, 5. September, von 10 bis 17 Uhr in Bremen gibt. Eine Anmeldung ist erforderlich. Ansprechpartner ist Veranstalter Armin Sternberg von Sternberg-Concept unter Telefon 04 21 / 433 10 67 12 oder info@sternberg-concept.de per E-Mail.
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