
Noch vor der mit Spannung erwarteten Bürgerschaftswahl am 26. Mai wird in Bremen ein Handel perfekt, der die Innenstadt umkrempeln dürfte. Nach Informationen des WESER-KURIER gibt es beim geplanten Verkauf des Parkhauses bereits einen Termin zur Beurkundung der Verträge. Unterschrieben wird demnach in der zweiten Maiwoche. Bis dahin wollen der Haushalts- und Finanzausschuss der Bürgerschaft und der Senat abschließend entschieden haben. Am Mittwoch kommender Woche berät der zuständige Beirat-Mitte über den Verkauf.
Die Stadt ist sich in allen wesentlichen Punkten mit dem Käufer einig. Die Juristen beider Seiten feilen zurzeit lediglich noch an einigen Details. Erwerben wird die Hochgarage mit ihren 1060 Stellplätzen der Bremer Unternehmer Kurt Zech. Der Preis liegt dem Vernehmen nach bei knapp 17 Millionen Euro. Zech plant eine City-Galerie. Er will das fast 60 Jahre alte Parkhaus, das von der städtischen Brepark betrieben wird, abreißen lassen und für sein Projekt mindestens auch die Immobilie von Galeria Kaufhof und das Gebäude von Karstadt nutzen.
Der Einigung vorangegangen waren Verhandlungen, die sich als äußerst kompliziert erwiesen und gut anderthalb Jahre in Anspruch nahmen. Zu tun hat das mit den vertrackten rechtlichen Verhältnissen, die mit dem Parkhaus verbunden sind. Der Eigentümer des Galeria-Gebäudes darf als unmittelbarer Nachbar die Zuwegung der Hochgarage nutzen, um zu den Parkplätzen auf dem Dach des Kaufhauses zu gelangen. Wie diese Hürde in den Verträgen genommen wurde, ist noch unklar.
Zech ist nach eigenen Angaben im Gespräch mit den Eigentümern des Hauses von Galeria, um sie zu einem Verkauf zu bewegen. Das Gebäude gehört der DIC Asset AG, einem börsennotierten Immobilienunternehmen aus Frankfurt. Der Mietvertrag mit Galeria Kaufhof läuft noch bis zum Jahr 2023. Seitdem die Kaufhauskette nach der Fusion im vergangenen Jahr zu Karstadt gehört, wird darüber spekuliert, ob der neue Eigentümer die Galeria-Filiale in Bremen schließt. Für Kurt Zech ist das naheliegend. Er hatte in der Vergangenheit wiederholt betont, dass an dieser Stelle in der Innenstadt aus seiner Sicht für zwei Warenhäuser kein Platz ist.
Das Karstadt-Gebäude ist bei dem City-Galerie-Projekt ein Baustein, der vergleichsweise leicht zu bewegen ist. Zech kann frei über die Immobilie verfügen, sie gehört ihm. Das Haus aus den 1930er-Jahren steht mit seiner Fassade zwar zum größten Teil unter Denkmalschutz und ist deswegen nicht beliebig veränderbar. Anders verhält es sich aber mit dem jüngeren Anbau. Er kann abgerissen werden, und so ist es auch geplant. Von der Obernstraße, der Haupteinkaufsmeile in der Bremer Innenstadt, soll das Areal hinter Karstadt durch einen neuen und sehr breiten Laufweg besser erschlossen werden. Gehen die Pläne von Zech auf, würde die City-Galerie wie die Spinne im Netz liegen.
Im Parkhaus-Vertrag mit dem Unternehmer soll auch festgelegt worden sein, in welchem Zeitrahmen und welchen Etappen er sein Projekt verwirklichen muss. Klar ist, dass die Hochgarage zunächst in Betrieb bleibt, und zwar weiterhin unter der Regie der Brepark. Die Rede ist von mindestens zwei Jahren. In dieser Zeit muss der Senat für das gesamte Areal neues Planungsrecht schaffen.
Gelingt das nicht oder nur mit solchen Auflagen, die es Zech unmöglich machten, seine City-Galerie so zu entwickeln, wie er sich das grob vorstellt, kann der Kaufvertrag wieder aufgelöst werden. Wie wichtig und geradezu bahnbrechend die Pläne des Unternehmers für die Bremer Innenstadt sind, betont nicht Zech selbst, sondern ein zweiter Investor, der sich in der City engagiert. Es ist Christian Jacobs aus der Bremer Kaffeedynastie. Jacobs entwickelt gerade rund um die Langenstraße das sogenannte Balge-Quartier.
Dazu gehören Abriss und Wiederaufbau des Jacobs-Hauses an der Obernstraße, die historische Stadtwaage, das sogenannte Essighaus daneben und das Kontorhaus am Markt. In der Gesamtheit sind das nicht eben kleine Vorhaben, die Durchschlagskraft des Zech-Plans haben sie aus Sicht von Jacobs aber nicht. „Das ist das Herz“, hatte Jacobs vor anderthalb Jahren bei einer Podiumsdiskussion betont, „da können wir zappeln und uns abmühen, ohne diesen Kern geht es nicht.“
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