
Die Infrastruktur hinkt den gestiegenen Absatzzahlen von Elektro- und Hybridautos hinterher: Im Land Bremen wurden laut Bundesnetzagentur im Jahr 2020 acht neue E-Ladestationen in Betrieb genommen, 2019 waren es 45. In anderen Städten waren es mehr: In Hamburg wurden im vergangenen Jahr 36, in Hannover 49 und in Essen mehr als 90 neue E-Ladestationen installiert.
Laut einer Aufstellung des Verbandes der Automobilindustrie kommen bundesweit 17 Elektroautos auf einen öffentlichen Ladepunkt. In der Stadt Bremen teilen sich 10, in Essen 8,2, in Hamburg 9,0 und in Hannover 10,4 Elektroautos eine solche Station.
Für Nils Lange, Sprecher vom ADAC Weser-Ems, gibt es noch viel Luft nach oben: „Die Absatzzahlen von Elektroautos steigen zwar, aber wir nehmen trotzdem eine gewisse Zurückhaltung in der Branche wahr. Es wirkt, als würden sich die vier Protagonisten – also Hersteller, Verbraucher, Infrastruktur und Politik – gegenseitig belauern und auf den nächsten Schritt warten.“ Das Angebot an Elektroautos sei verhältnismäßig klein, gleiches gelte für die zur Verfügung stehenden Ladesäulen. Deutschland müsse sich ein Beispiel an anderen Ländern wie Norwegen nehmen. Dort waren im vergangenen Jahr 75 Prozent aller Neuwagen Elektro- oder Hybridautos, dank erheblicher staatlicher Subventionen und dem Ziel, den Verkauf von Autos mit Verbrennungsmotoren bis 2025 auf null herunterzuschrauben.
Im Land Bremen wurden laut Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes im vergangenen Jahr 4694 Elektro- und Hybridautos neu zugelassen. Laut der Plattform „Chargemap“ gab es zum Jahreswechsel in der Stadt Bremen 383 Ladepunkte an 134 Ladestellen, in Bremerhaven 79 Ladepunkte an 31 Stellen. Etwa zwei Drittel der Ladesäulen im Zwei-Städte-Staat werden dabei ganz oder mit Partnerunternehmen der SWB betrieben: An 80 Ladesäulen können den Angaben zufolge knapp 150 Autos zeitgleich geladen werden.
Alexander Jewtuschenko, Sprecher der SWB, sieht keine Versäumnisse: „Seit dem Jahr 2008 haben wir kontinuierlich in den Ausbau der Ladeinfrastruktur im Land Bremen investiert, um das Henne-Ei-Problem zu lösen: Wir sind davon überzeugt, dass sich mehr Bremerinnen und Bremer für ein E-Auto entscheiden, wenn es eine gute Ladeinfrastruktur vor Ort gibt.“ Mit Blick auf die gestiegenen Neuzulassungen von Elektroautos sowie die Ankündigungen mehrerer Hersteller, künftig mehr Hybrid- und Elektroautos zu produzieren, sehe er durchaus Bewegung.
Auch Michael Glotz-Richter, Sprecher des Ressorts für Klima- und Umweltschutz, Mobilität und Stadtentwicklung, sieht eine steigende Dynamik bei der E-Mobilität: „Hierzu trägt auch die CO2-Besteuerung von Benzin und Diesel bei, um eine Wettbewerbsfähigkeit für E-Antrieb herzustellen.“
Die Bundesregierung habe sich aber nicht nur in Sachen Elektroautos, sondern auch bei der Ladeinfrastruktur ambitionierte Ziele für 2030 gesetzt. Um sie zu erreichen, müssten Fördermittel ausgeschüttet werden. Es werde auch darum gehen müssen, Betreiber von E-Ladestationen finanziell unter die Arme zu greifen.
Die Nutzungszahlen an den 80 Ladestationen der SWB steigen laut Alexander Jewtuschenko zwar kontinuierlich, doch eine Refinanzierung der Säulen werde bisher nicht erreicht. Im Landkreis Osterholz hatte der Zweckverband Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen im Herbst 2020 seine sieben Ladesäulen verkauft, weil sich das Pilotprojekt nicht rechnete.
Die SWB habe eine mehrjährige Anlaufphase eingeplant, sagt Jewtuschenko. Auch die Bundesregierung geht davon aus, dass eine erhebliche Anzahl von Standorten langfristig unwirtschaftlich bleibe. In einem Gesetzesentwurf zum Ausbau der Schnellladeinfrastruktur heißt es: „Es ist davon auszugehen, dass lediglich einzelne Standorte in absehbarer Zeit wirtschaftlich betrieben werden können.“
Die öffentlichen Ladestationen würden den Bedarf ohnehin nicht abdecken können: Die SWB schätzt, dass etwa 70 Prozent aller Ladevorgänge zu Hause oder beim Arbeitgeber stattfinden. Energiebetreiber und Politik setzen daher stärker auf Wall-Boxen, also Wandladestationen: Für sie gibt es seit Ende November einen Zuschuss von der KfW-Bank. Hausbesitzer können für den Kauf, Einbau und Anschluss einer Elektroauto-Ladestation pro Ladepunkt eine Förderung in Höhe von 900 Euro beantragen. Der für den Ladevorgang genutzte Strom muss zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien stammen.
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