
Marco Bremermann, Eigentümer der vom Feuer zerstörten Immobilie von Harms am Wall, hat der Stadt ein Ultimatum gestellt: „Entweder es wird in diesem Jahr etwas mit dem Abriss und Neubau oder gar nicht mehr“, sagte er am Mittwoch dem WESER-KURIER. Bremermann ist nach eigenen Worten entnervt vom Verhalten der Behörden. „Es ist indiskutabel, dass immer wieder neue Forderungen gestellt und Auflagen gemacht werden“, schimpfte der Unternehmer. Sollte das so weitergehen, sei das Projekt tot.
Die Baubehörde hatte am Vortag erklärt, dass der Abrissgenehmigung mittlerweile nichts mehr entgegenstehe. Nur der zuständige Beirat-Mitte müsse noch zustimmen, eine Formalität, die am kommenden Montag erledigt werde. Eine Nachricht, die Bremermann eigentlich froh stimmen müsste, doch er quittierte sie mit unverhohlenem Ärger: „In der Hand halte ich immer noch nichts, dabei warten wir bereits seit neun Monaten auf die Genehmigung. Neun Monate!“
Nach seiner ursprünglichen Planung hätte mit dem Abriss der insgesamt drei Häuser, die nach dem Großfeuer vom 6. Mai 2015 nur noch Ruinen sind, längst begonnen werden können: „Wir wollten bis Weihnachten vergangenen Jahres bis zur Kellersohle runter sein.“ Im Juni desselben Jahres sei der Antrag dafür gestellt worden. Doch dann habe es unselige Diskussionen über den Erhalt der historischen Fassaden gegeben. Außerdem seien wiederholt weitere Unterlagen zum geplanten Abbruch nachgefordert worden. Bremermann spricht von „Gutachteritis“. Er hält das Verfahren für vollkommen überfrachtet.
Die Baubehörde wollte, dass die Fassaden nicht abgerissen, sondern demontiert werden, um sie in Teilen in die Neubauten zu integrieren. „Die Häuser sind zwar kein Denkmal, sie stehen aber unter Ensembleschutz“, hatte Behördensprecher Jens Tittmann im Mai vergangenen Jahres gesagt. Die Fassaden komplett zu erhalten, sei für den Eigentümer nicht zumutbar. „Wir denken an 30 Prozent.“ Absicht sei, so der Sprecher damals, die frühere Ansicht zu visualisieren, zum Beispiel mit den alten haushohen Säulen.
Bremermann hatte es von vornherein für vollkommen unrealistisch gehalten, Stücke der Fassaden zu retten. Aus wirtschaftlichen Gründen, aber auch, weil es technisch nicht machbar sei: „Feuer und Löschwasser haben den Sandstein kaputt gemacht. Der wird zerfallen, wenn wir da rangehen.“ Die Gutachter hätten ihm recht gegeben.
Die Baubehörde widerspricht an diesem Punkt. „Das Gutachten hatte sich allein auf das eigentliche Gebäude von Harms am Wall bezogen“, erklärte Reinhard Viering, Abteilungsleiter für Stadtplanung und Bauordnung. Dieses Haus sei damit bei der Erhaltung der Fassaden aus dem Spiel gewesen, genauso das Haus links daneben, weil es mit den Jahrzehnten so stark überformt worden sei, dass man nicht mehr von einem prägenden Charakter sprechen könne.
„Herr Bremermann wusste also relativ früh, dass zwei der drei Häuser abgerissen werden können.“ Anders, so Viering, sei es bei dem Haus rechts von Harms am Wall gewesen. In diesem Fall hätte die Fassade den Erhalt gelohnt, nach längerer Prüfung sei das aber trotzdem verworfen worden.
Zum Ultimatum von Bremermann und seiner Drohung, die Ruinen gegebenenfalls stehen zu lassen, wollte sich Viering nicht äußern. „Ich lege aber Wert darauf, dass wir nicht neun Monate lang untätig auf dem Abrissantrag gesessen haben."
Bremermann hält Gestaltungswettbewerb für überflüssig
Der Fassaden-Streit ist beendet, aber nicht ohne Folgen, denn auf eine Bedingung musste der Eigentümer sich letztlich einlassen: Für die Neubauten wird es einen Gestaltungswettbewerb geben. Bremermann hält das für überflüssig, wieder etwas, meint er, was ihn nur aufhält und Geld kostet.
Die Situation sei ohnehin schwierig genug: „Das ist wegen der statischen Verhältnisse und der Bodenbeschaffenheit eine hochkomplexe Baustelle.“ Die Kosten des Abbruchs würden in die Millionen gehen. Seit dem Sommer seien die Preise noch einmal gestiegen, und nun müsse er erst einmal wieder die raren Fachfirmen für sich gewinnen, die er für den Job bereits engagiert hatte.
Unabhängig von den weiteren Querelen, die sich im Verhältnis zwischen der Stadt und Bremermann jetzt andeuten, freuen sich die Geschäftsleute am Wall, dass die Ruinen in ihrer Nachbarschaft bald abgerissen werden könnten. „Das ist die erste positive Entwicklung“, sagte Stefan Storch von der Wall-Werbegemeinschaft. Endlich könne man den Blick nach vorne richten.
Auch Fußgängerpassage ist ein Thema
„Wichtig ist jetzt, dass der Gestaltungswettbewerb schnell durchgezogen wird, damit der Eigentümer eine Baugenehmigung bekommt und anfangen kann.“ Die FDP-Fraktion in der Bürgerschaft hat im Zusammenhang mit der Situation am Wall am Mittwoch eine Anfrage für die Fragestunde in der Stadtbürgerschaft gestellt.
Sie will wissen, warum die Prüfung des Abrissantrages so lange gedauert hat und für wann der Senat mit der Fertigstellung der Neubauten auf den betroffenen Grundstücken rechnet. Thema der Anfrage ist auch die Fußgängerpassage durch eines der Gebäude. Der Senat soll bewerten, warum sie schon so lange geschlossen ist.
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