
Philip Ostner ist Berufsschullehrer. Er hat sich für seine Freizeit ein besonderes Ehrenamt ausgesucht, das viele Aspekte des menschlichen Lebens vereint. So kommt der Bremer jede Woche einmal mit dem siebenjährigen Robert aus Findorff zusammen. Die beiden spielen und lernen gemeinsam. Besonders Letzteres kommt Philip Ostner entgegen.
Vor allem, wenn es um mathematische Fragen geht, die Robert öfter hat. „Dieses Thema liegt uns beiden“, sagt der Erwachsene. Er kann sich vorstellen, mit seiner Freundin auch mal Kinder zu haben. Die jetzige Beziehung empfindet er vielleicht auch deswegen als große Bereicherung des eigenen Lebens. Philip Ostner ist überzeugt, dass auch andere jüngere Menschen im Studium oder im Berufsleben Lust auf eine solche Patenschaft bekommen könnten. Es geht um Spaß, aber auch um die Bildung eines Kindes. Üblicherweise ist vorgesehen, dass die beiden einmal pro Woche zusammenkommen.
Häufig spielen der Erwachsene und der Siebenjährige dann Fußball oder werfen im Bürgerpark eine Frisbeescheibe, weil sie das eben gerne mögen. Gerade im Sommer ist Ostner die gemeinsame Bewegung und die Zeit an der frischen Luft sehr wichtig. So manches Mal macht er solche Vorschläge und passt damit bestens in das Projekt „Mit Kids“ der Bremer Freiwilligenagentur, die unter diesem Namen erwachsene Paten und Kinder aus Bremer Familien zusammenbringt.
Die Agentur vermittelt Kinder, deren Eltern aus verschiedenen Gründen nicht immer genug Zeit für ihre Kinder haben. Die Treffen mit dem Paten werden im Fall von Philip Ostner und Robert nur verschoben, wenn bei einem von beiden etwas wirklich Wichtiges dazwischenkommt. Sonst treffen sie sich immer donnerstags bei Philip Ostner. Der junge Mann holt sein Patenkind oft direkt von der Schule ab. Und dann geht es los.
Kathrin Klug, die das Patenprojekt leitet, schätzt gerade die Verbindung dieser beiden sehr, denn sie ist ihrer Meinung nach nicht nur eines der ersten Duos, sondern auch ein sehr harmonisches. Die Betreuerin von der Freiwilligenagentur gibt zu, dass manche Beziehungen gar nicht funktionieren. Gerade für bestimmte Stadtteile sei es zudem schwer, geeignete Paten, aber auch Kinder aus hilfsbedürftigen Familien zu finden. Das Projekt müsse vielleicht noch bekannter werden. Wie etwa das ähnlich funktionierende „Balu und du“, das es schon länger gibt.
Seit knapp einem Jahr nun treffen sich Philip und sein Schützling. Damit gehören sie zu den ersten, die im Mit-Kids-Projekt zusammengefunden haben. Vor allem im Sommer geht es oft auf den Spielplatz im Bürgerpark. Derzeit fällt so etwas aber vielfach wegen des schlechten Wetters aus. Philip ist es wichtig, dass nicht nur am Computer gedaddelt wird. Mal haben die beiden am Rechner auch schon einen Film angeschaut. Es gebe auch die Möglichkeit, ins Kino zu gehen, erzählt der Pate. Ein kleines Taschengeld für die Paten gibt es anlässlich des Projekts.
Es soll ein Wechselspiel sein: Dieser Wunsch des Tandems kommt auch Roberts Mutter entgegen. Sie hat bewusst einen Mann für Robert ausgesucht, weil sie findet, dass dieser im Leben des Jungen fehlt. „Zu Roberts Vater gibt es seit mehreren Jahren keinen Kontakt mehr“, berichtet sie. Petra arbeitet den ganzen Tag und freut sich darüber, wie sich die Nachmittage für ihren Jungen gestalten. „Ich merke, dass die beiden gut zusammenpassen, dass sie sich jedes Mal aufeinander freuen. Am Anfang bin ich jedes Mal zu Hause geblieben, um zu sehen, wie das klappt.“
Das Duo aus Junge und Mann soll genau das erkunden und tun, was nach Ansicht von Roberts Mutter Männer eher mit Jungs verbindet als Mütter und Söhne. Sie ist der Ansicht, dass Männer einige Aufgaben besser übernehmen können und sollten als Frauen. Dazu gehören ihrer Ansicht nach verschiedene Sportarten, Spiele, aber auch das Lernen und die Vermittlung von anderen Aufgaben im Leben von Jungen. Ihr Sohn sei schon oft auf sich gestellt und komme mit der Situation gut zurecht.
Pate und Patenkind sind ein eingespieltes Team. „So empfinde ich das“, sagt Philip Ostner. Er soll nicht die Vaterrolle übernehmen, aber verbindlich einen Nachmittag für sein Patenkind da sein. Und er will die Beziehung auch nicht so schnell aufgeben. Mit dem Jungen tobt und lernt er, je nachdem, was gerade gewollt wird. „Immer häufiger kommen auch Vorschläge von dem Jungen“, sagt Philip Ostner, „und das finde ich gut.“
Wer sich als Pate mit einem kleinen Mädchen oder Jungen trifft, übernimmt eine Rolle, die nicht nur das Leben des Kindes, sondern auch das von Mutter und Vater und das eigene Leben beeinflusst und sogar verändern kann. Dieses Modell der Freiwilligenagentur, unterstützt von der Hamburger Ehlerding-Stiftung, ist für Menschen gedacht, die sich gern längerfristig auf ein Kind einlassen möchten, mit ihm spielen, ihm etwas beibringen über das Leben, vielleicht schulische Stoffe mit ihm angehen, Ausflüge unternehmen. Was es im Einzelnen sein soll, klären die Tandems untereinander. Es geht darum, das Wohl des Kindes in den Mittelpunkt zu stellen, bemüht um das, was ihm im Alltag in der Familie zu kurz kommt.
Wenn Mutter oder Vater arbeiten oder das Kind aus anderen Gründen zu kurz kommt, treten Paten wie eben Philip Ostner auf den Plan. Der junge Mann ist seit einem Jahr dabei und gehört damit zu den Gründerduos des Patenmodels, die noch aktiv sind. Wer nur kurzfristig Abwechslung sucht, ist hier nicht gut aufgehoben. Andere Aufgaben in Projekten von beispielsweise Sportvereinen, auch mit älteren Menschen oder Ehrenamtskollegen, sind dann geeigneter. Ein Ehrenamt soll schließlich allen Beteiligten etwas bringen.
Und genau das hat Philip Ostner und Roberts Mutter Petra zusammengeführt. Auch der Pate lernt etwas über sich, die eigenen Fähigkeiten, Vorstellungen und Wünsche. Es geht in der Beziehung zwischen Paten und Patenkindern natürlich immer in erster Linie um das Kind. „Doch dessen Eltern, die Mutter oder der Vater können nicht ausgeblendet werden, genauso wenig wie das eigene Ich“, sagt Kathrin Klug.
Für die Paten gibt es Fortbildungen. Am Donnerstag, 31. Januar, 18.30 Uhr, steht ein Informationsabend zu dem Projekt in der Freiwilligenagentur, Am Dammweg 18-20, an. Er ist für Paten gedacht, richtet sich aber auch an Interessierte für eine Patenschaft.
Ob Bahnhof, Marktplatz, Weserstadion oder Schlachte: Das Bremer Stadtbild hat sich im Laufe der Zeit erheblich verändert. Wir berichten über vergessene Bauten, alte Geschichten und historische Ereignisse.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.
job4u ist die regionale Plattform, wenn es um Lehren und Lernen geht. Neben dem WESER-KURIER, der Handelskammer und der Handwerkskammer Bremen machen sich hiesige Firmen für junge Leute stark.