
Die deutsch-französischen Beziehungen trage sie tief in ihrem Herzen, sagt Phanie Bluteau. Und das kommt nicht von ungefähr, denn der Lebenspartner der Französin, die aus Nancy stammt, kommt aus einer Bremer Familie. Carl Georg Barkhausen, dieser Name hatte Anfang des 20. Jahrhunderts viel Gewicht. Bis 1917 war der Vorfahr von Bluteaus Lebensgefährten Bremer Bürgermeister.
„Die deutsch-französische Geschichte spielt bei jedem Familientreffen eine große Rolle bei uns. Unsere Kinder sind sehr neugierig und fragen meinen Opa, der im Zweiten Weltkrieg in einem Flüchtlingslager die Bombardierung Leipzigs erlebte, viel. Er ist sehr stolz, dass ich zur Direktorin des Institut français berufen wurde“, sagt die 33-Jährige, die ihr neues Amt am 1. September angetreten hat. Bei ihrem anderen Großvater, der inzwischen nicht mehr lebt, wäre sie sich da nicht so sicher. Er musste während des Nazi-Regimes als Zwangsarbeiter in Hannover schuften. „Ich glaube schon, dass er beeindruckt wäre, dass seine Enkelin in Deutschland arbeitet, vielleicht wäre er aber auch ein bisschen schockiert“, sagt sie.
Die mittlerweile exzellenten Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich, die zu den entscheidenden Architekten Europas gehören, sind ein Musterbeispiel dafür, wie es durch kulturelle Arbeit und Austausch gelingen kann, eine tief verwurzelte Erbfeindschaft in eine große Freundschaft umzuwandeln. Der deutsch-französische Jugendaustausch war eine entscheidende Triebfeder für diesen Wandel. Als Mutter von zwei Kindern ist es Bluteau besonders wichtig, in ihrem neuen Amt die Sprachvermittlung und die Liebe zu Frankreich generell und insbesondere bei Kindern und Jugendlichen zu wecken.
Natürlich sollen sich auch alle anderen im Institut willkommen fühlen. Sie hat selbst nach Stationen an der Jacobs University und an der Universität Bremen seit 2013 als Dozentin am Institut français gelehrt. Dann war sie von 2016 bis August 2017 Kursleiterin und Verwaltungsleiterin, kennt also das Institut und den von ihr geschätzten Mitarbeiterstab sehr gut.
„Ich bin glücklich, dass mich die Botschaft zur neuen Direktorin des Institut français berufen hat. Das ist eine Riesen-Chance, denn das Institut hat ein unglaubliches Potenzial“, freut sie sich. Nachdem Phanie Bluteau sich zuvor vor allem der sprachlichen und technischen Seite gewidmet hat, ist sie nun für das Kulturprogramm verantwortlich. Ihr Diplom legte sie an der renommierten Sciences-Po in Paris ab und spezialisierte sich unter anderem auf Kulturmanagement.
Wie ihr Amtsvorgänger Philippe Wellnitz will sie auch weiterhin auf Kooperationen setzen, etwa mit dem Instituto Cervantes, aber auch neue oder frühere Kooperationspartner ins Boot holen. Sehr angetan ist die neue Direktorin von Helge Letonjas Arbeit, des Gründers und Leiters des Steptext dance projects. Begeistert war sie auch von seiner neuen, emotionalen Produktion anlässlich des Festivals „Sehnsucht Europa“. Sie strebt auch eine enge Zusammenarbeit mit Hartwig Dingfelder, Leiter Bildung und Vermittlung in der Kunsthalle, an, mit dem sie anlässlich der Emile-Bernard-Ausstellung zusammenarbeitete.
Phanie Bluteau ist es aber auch wichtig, gesellschaftspolitische Themen aufzugreifen. So soll es im Institut bald eine Debatte zum Vergleich der Schulsysteme in Deutschland und Frankreich geben, mit Experten aus beiden Ländern sowie vielleicht aus den Niederlanden und Großbritannien. Ein weiteres Symposium könnte sich nach der Demission des französischen Umweltministers mit dem so brennenden Thema des Umweltschutzes auseinandersetzen.
Immerhin hat Bluteau nicht nur die wilde Schönheit der Atlantik-Küste, sondern auch die märchenhafte Naturschönheit Tahitis lieben und schätzen gelernt. Ein halbes Jahr hat sie dort in Französisch Polynesien als Beauftragte für juristische Angelegenheiten im Haut Commissariat de La République gearbeitet. Spontan beschloss sie 2007/2008 mit ihrem Lebenspartner viele der rund 112 Inseln Tahitis zu bereisen. „Unser ältester Sohn ist dort geboren. Ich wollte, dass er als erstes dieses unglaubliche Licht sieht, wenn er seine Augen aufschlägt“, sagt sie und lächelt.
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