
Die Küche mit ihren weißen Schränken wirkt abgenutzt und ein wenig in die Jahre gekommen. Anstelle eines Herdes gibt es nur eine große Kochplatte. Die muss reichen, um eine warme Mahlzeit für bis zu 250 Menschen am Tag kochen zu können. Parallel werden noch Brote geschmiert, Salate und ein Dessert gemacht. Für die Ehrenamtlichen und die Mitarbeiter der Bremer Suppenengel wird es da mitunter schon ganz schön eng.
Zubereitet werden die Speisen in den Räumen der St. Jakobi Gemeinde in der Bremer Neustadt. Von Dienstag bis Freitag bereitet Chefkoch Vincenzo Nocerino gemeinsam mit seinen Kollegen täglich ein frisches Mahl zu. Montags benötigt die Kirche die Küche selbst. Deshalb werden die Obdachlosen und Bedürftigen zu Wochenanfang mit Lebensmittelspenden aus Supermärkten und Bäckereien versorgt, die sie an den übrigen Tagen zusätzlich bekommen.
Was auf dem Speiseplan steht, richtet sich nach den gespendeten Lebensmitteln. „Gestern haben wir kiloweise Lauch bekommen. Deshalb gibt es heute Käse-Lauch-Hack-Suppe“, sagt Nocerino. Zum Gemüseschneiden ist auch Jan Freek eingeteilt. Für die Suppe müssen etwa 30 Kilo Lauch und drei Kilo Zwiebeln zerkleinert werden. „Ich finde diese Arbeit toll, da wird man so ruhig von“, sagt der Beikoch.
Gleich daneben macht Waltraut Schubert den Nachtisch fertig. Gut 15 Kilo Grießbrei mit hausgemachtem Erdbeerkompott bereitet sie zu. „Die Arbeit hier tut mir gut“, sagt die 84-Jährige. Seit neun Jahren engagiert sie sich bei den Bremer Suppenengeln und arbeitet täglich zehn Stunden für den Verein. „Ich muss hier viel überlegen und das hält mich fit“, sagt die Rentnerin.
Auch wenn die Suppe namensgebend für den Verein ist, gibt es sie trotzdem nicht jeden Tag. „Manchmal kochen wir auch Nudeln oder etwas Asiatisches“, sagt Peter Valtink, Geschäftsführer der Bremer Suppenengel. Solche Gerichte seien in der Zubereitung jedoch schwieriger, da dem Verein nur eine Herdplatte zur Verfügung steht.
„Gerne würden wir größere Räumlichkeiten haben, doch die zu finden, ist nicht so einfach. Immerhin haben wir schon eine Gastroküche, die uns gespendet wurde und derzeit noch bei einem Ehrenamtlichen deponiert ist“, sagt Valtink. Wichtig sei der Umzug vor allem deshalb, weil immer größere Mengen gekocht werden müssten. „Der Bedarf draußen ist deutlich gestiegen“, sagt Valtink, der eigentlich Doktor der Physik ist. Zwischen 30 und 50 Prozent mehr Menschen versorge der Verein bereits seit etwa drei Jahren.
Während in der Küche eifrig gekocht wird, kommen vor dem Gemeindehaus kistenweise neue Waren an, die Britta Mennen gemeinsam mit ihrer Kollegin am Morgen eingesammelt hat. „Jetzt sortieren wir die Lebensmittel noch, damit wir später bei der Verteilung am Bahnhof und in den Wallanlagen das gleiche Angebot haben“, erzählt sie.
Auslöser für die Gründung der Suppenengel 1997 war ein Bericht über einen Bremer Obdachlosen in der Tagesschau, der im Hauptbahnhof übernachten wollte und dort vertrieben wurde. Später starb er draußen in der Kälte. Die Initiatorin des Vereins, Zia Hüttinger, nahm diesen Vorfall zum Anlass und hörte sich bei Obdachlosen in der Stadt um, was sie am dringendsten benötigen. Einer antwortete ihr, das sei eine warme Suppe. Daraufhin kochte sie in ihrer Wohnung Essen und verteilte es an die Bedürftigen in der Stadt. Damit war der Grundstein für die Bremer Suppenengel gelegt.
Pünktlich um 12 Uhr ist die Suppe fertig und wird gemeinsam mit den anderen Lebensmitteln in Autos verladen und in die Innenstadt gefahren. Schon bevor die Suppenengel auf dem Bahnhofsvorplatz ankommen, warten die Obdachlosen und Bedürftigen geduldig in einer Reihe auf die Ausgabe.
Die Suppenengel verteilen nicht nur Lebensmittel, sie sind auch Ansprechpartner für die Bedürftigen. Eine Obdachlose bittet etwa um einen Schlafsack, den sie gleich am nächsten Tag bekommen wird. „Du bist so gut zu mir, vielen, vielen Dank“, sagt die Frau, während sie Suppenengel Marek Gwiozda unter Tränen umarmt und ihm ein Küsschen gibt.
Sobald die Lebensmittel verteilt und die Sorgen gehört sind, bauen die Helfer ab und fahren ein paar Meter weiter. In den Wallanlagen warten schon die nächsten Menschen auf sie und vor allem auf die Suppe. „Hat heute wieder megalecker geschmeckt“, ruft ein Bedürftiger den Suppenengeln zu und geht davon.
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