
Fachkräftemangel, Ausbau-Stau, Qualitätsverlust: Die Elternvertretungen in Bremer Kitas haben viel zu beklagen, wenn es um die Betreuung der Jüngsten geht. Umso erstaunlicher sei es, dass das Thema Bildung bei den Koalitionsverhandlungen bislang keine Rolle gespielt habe: „Bildung war das Top-Thema im Wahlkampf“, erklärte Petra Katzorke, Vorstand der Zentralelternvertretung (ZEV) in Bremen. Deswegen fordern sie und Katja Moede-Nolting vom Gesamtelternbeirat der Katholischen Kindertagesstätten Bremen sowie die Kita-Expertin Ilse Wehrmann konkrete Maßnahmen für die frühkindliche Bildung in Bremen.
Bei der Koalitionsrunde am Dienstag stand Bildung eigentlich auf dem Plan, wurde dann aber auf Freitag verschoben. Für Kita-Expertin Wehrmann ist unverständlich, warum das Thema überhaupt erst so spät kommt: „Bildung hätte zuerst diskutiert werden müssen.“ In Stichworten fasst sie die entscheidenden Maßnahmen, die sie von der künftigen Landesregierung erwartet, zusammen: „Mehr Entschlossenheit, schnelle Baugenehmigungen, mehr Erzieher, bessere Qualität.“
Die Forderungen sind nicht neu, schon im Wahlkampf hatten Elternvertretungen gefordert, den Platz- und Erziehermangel in den Kitas schnell zu lösen. „Langfristige Planungen helfen den Eltern, deren Kinder jetzt in der Kita sind, nicht“, sagte Moede-Nolting, die im Wahlkampf zum Beraterteam des CDU-Spitzenkandidaten Carsten Meyer-Heder gehört hatte. Deshalb dürfe von Notlösungen, wie der weiteren Anstellung von Entlastungskräften, nicht abgesehen werden. „Wir müssen mehr quer denken“, sagte Katzorke.
Um mehr Vernetzung zu erreichen, fordern die Elternvertretungen außerdem einen Runden Tisch, an dem alle Beteiligten alle 14 Tage zusammenkommen. Diese Stabsstelle für frühkindliche Bildung solle direkt im Rathaus angesiedelt sein. Außerdem müsse es mehr Controlling in der Bildungsbehörde geben, um verlässliche Zahlen für die Planung der Platz-, Personal- und Gebäudekapazitäten zu haben. In diesem Punkt erhoffen sich die Elternvertretungen auch, dass die Baugenehmigungen für neue Kitas schneller erteilt werden, um dem Sanierungs- und Ausbau-Stau entgegenzuwirken.
Zum 1. August fehlen in Bremen 900 Betreuungsplätze, zudem werden laut Elternvertretungen bis 2025 insgesamt 3000 zusätzliche Fachkräfte gebraucht. Hinter diesen Zahlen stehen erhebliche Belastungen für Familien, betonte Katzorke: „Die Suche nach einem Kita-Platz macht den gesamten Alltag kaputt.“ Bremen brauche ein umfassendes Personalentwicklungskonzept, mit dem nicht nur mehr Erzieher gewonnen, sondern auch die Arbeitsbedingungen verbessert würden. Zudem wünschen sich die Eltern ein „priorisiertes, stufenweise umsetzbares Sanierungsprogramm“.
CDU-Politikerin Sandra Ahrens unterstützte die Forderungen an die Koalitionäre. „Die Eltern sind zu Recht empört und besorgt." Sie fordert ein Notprogramm ab dem 1. September, mit dem unversorgte Kinder zumindest einige Stunden in einer Gruppe oder einem Spielkreis verbringen könnten. "Um die Sofortversorgung kurzfristig zu realisieren, muss man auch über unkonventionelle Lösungen nachdenken", sagte Ahrens.
Der Ausbau sei ein zentrales Anliegen der Bildungsbehörde, sagte Ressortsprecherin Annette Kemp. Allein in den vergangenen vier Jahren seien 24 neue Kitas entstanden, sieben seien derzeit im Bau. Allerdings komme die Behörde der Nachfrage nicht hinterher. Mit den Baugenehmigungen habe das aber nichts zu tun: „Die laufen in Bremen mit 18 Monaten von der Planung bis zur Fertigstellung sehr schnell ab“, so Kemp. Auch eine Art Stabsstelle gebe es schon, in der Staatsräte verschiedener Ressorts miteinander diskutierten.
Laut den rot-grün-roten Verhandlungspartnern sind die Gespräche zum Thema Bildung noch nicht abgeschlossen, die Facharbeitsgruppe habe aber bereits einen Entwurf erarbeitet. „Bildung ist inhaltlich und finanziell ein sehr großer Bereich, der sorgfältig und fundiert vorbereitet werden muss“, sagte Maike Schaefer, Spitzenkandidatin der Grünen. Die Reihenfolge der Themen während der Verhandlungen sage aber nichts über die Wichtigkeit aus. „Bildung ist Priorität Nummer eins“, betonte SPD-Landeschefin Sascha Aulepp.
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