
Der Infektionsepidemiologe Hajo Zeeb fordert, Tausende ungenutzte Dosen des Impfstoffs von Astra-Zeneca zügig zu verwenden und dafür die Impfreihenfolge zu lockern. „Da muss schnell eine Lösung gefunden werden, es ist nur schwer vermittelbar, dass abgewartet wird.“ Der Wissenschaftler vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS) macht konkrete Vorschläge dafür: „Der Impfstoff sollte Menschen aus Bereichen angeboten werden, wo das Infektionsrisiko erhöht ist. Das sind etwa Bus- und Straßenbahnfahrer und Beschäftigte in Produktionsbetrieben.“
Sobald ausreichend Impfstoff für alle zur Verfügung stehe, müssten die Impfungen grundsätzlich freigegeben werden, fordert Zeeb. „Dann ist es höchste Zeit. Und das Vorgehen muss lauten: Raus damit, an alle. Priorisierung ist wichtig, wenn der Impfstoff Mangelware ist, das ist dann vorbei.“ Die weitere Steuerung über festgelegte Gruppen sei zudem mit hohem bürokratischem Aufwand und Zeitverlust verbunden. Auch die Hausärzte sollten dann neben den Impfzentren mit ins Boot, so Zeeb. „Sämtliche Ressourcen müssen genutzt werden, alles andere ist nicht nachvollziehbar.“ Die konkreten Vorbereitungen dafür müssten jetzt beginnen, um keine Zeit zu verlieren. „Man darf nicht abwarten, bis dieser Punkt erreicht ist und sich dann erst 1000 Experten damit befassen, wie das umgesetzt wird. Der Zeitpunkt ist jetzt.“
Der Infektionsepidemiologe fordert zudem, Impfdosen von Astra-Zeneca nicht mehr für die in zwölf Wochen vorgesehene Zweitimpfung zurückzuhalten. Die Lieferketten seien zuverlässiger geworden. „Dazu kommt, dass laut Studien bei der Erstimpfung mit Astra-Zeneca bereits eine sehr hohe Schutzwirkung aufgebaut wird.“
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat auf der Konferenz der Gesundheitsminister am Montag zugesagt, die Rechtsgrundlage für einen Bremer Vorschlag zu schaffen: Danach sollen Vorerkrankte eine verbindliche Einladung zur Corona-Impfung inklusive Anmeldungscode über ein Anschreiben ihrer Krankenkasse bekommen können. Die Kassen können aus den Abrechnungsdaten ihrer Versicherten die Impfberechtigten herausfiltern. Bislang sieht die Impfverordnung zwingend vor, dass die Betroffenen selber aktiv werden und sich ein ärztliches Attest besorgen.
Seit Dienstag liegt ein Referentenentwurf der Corona- Impfschutzverordnung vor. Er gestattet den Landesgesundheitsbehörden, die Schreiben der Kassen als ärztliches Zeugnis im Sinne der Verordnung zu betrachten. Die neue Verordnung soll am 8. März in Kraft treten. Wegen weiterer Abstimmungen rechnet das Gesundheitsressort frühestens ab 22. März mit der Umsetzung. Um dennoch möglichst umgehend die Gruppe der Vorerkrankten mit Impfberechtigung zu informieren, wird ein Zwischenschritt geplant: Die Kassen sollen ihre betroffenen Versicherten über die Impfmöglichkeit informieren, aber zunächst den Anmeldungscode nicht versenden. Mit dem Anschreiben könnten Versicherte den Code dann bei seinem Arzt erhalten, inklusive des bislang verlangten Attests.
Die auf Initiative der Bremer AOK von Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) auf den Weg gebrachte Vorschlag, die Betroffenen direkt anzuschreiben, soll einen Ansturm auf die Praxen verhindern und die Auslastung des Impfzentrums besser steuern. Denn: Bremen setzt weiterhin auf die zentrale Organisation der Impfungen. Wie berichtet, wird das Impfzentrum in der Messehalle 7 um die Hallen 4 bis 6 erweitert. Damit bestehe die Chance, dass bis Ende Juli 70 Prozent der bremischen Bevölkerung durchgeimpft sein könnten, heißt es in dem Senatsbeschluss dazu.
Die Einbindung der Hausärzte, die mit der neuen Impfverordnung möglich werden soll, wird von der Behörde nicht präferiert. „Wir gewährleisten so die ordnungsgemäße Dokumentation und Steuerung der Impfungen für die priorisierten Gruppen“, so Lukas Fuhrmann, Sprecher des Gesundheitsressorts. Auch die Kassenärztliche Vereinigung (KV) unterstützt diesen Kurs. „Wir würden die Diskussion um die Impfberechtigung gerne aus den Praxen heraushalten, solange die Impfstoffmengen nicht für alle ausreichend sind“, sagt Sprecher Christoph Fox. Der Hausärzteverband Bremen rät in einer Mitteilung dazu, die Impfungen in die „hausärztliche Routine zu überführen“.
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