
Kinder, die in ihren Familien nicht so versorgt werden können, wie sie es brauchen, wohnen vorübergehend in SOS-Kinderdörfern. Auch in Bremen und Niedersachsen gibt es solche Einrichtungen, in denen sich Fachkräfte, aber auch Ehrenamtliche darum bemühen, Kindern zu geben, was die daheim nicht bekommen. Oft sind Mütter und Väter überfordert, drogen- oder alkoholabhängig, oder gar tot.
Oma und Opa, Tante oder Onkel können aus verschiedenen Gründen nicht als Ersatzeltern fungieren. Diese Aufgabe übernehmen dann Fachkräfte in eigens zusammengestellten Dörfern. Sie wohnen in Kleinfamilien mit den Kindern, umsorgen sie, machen ein geregeltes Leben möglich. Dieses Modell wird auch um Freiwillige bereichert. Sie bringen Kinder beispielsweise in Sportvereine oder zu anderen Nachmittagsprogrammen.
Nun will SOS-Kinderdorf in Bremen mit einem neuen Projekt seine Hilfen erweitern. Ab dem kommenden Frühjahr widmen sich Fachkräfte, darunter auch Kinderkrankenschwestern und -pfleger, Tag und Nacht dort untergebrachten Geschwisterkindern. Es soll um eine kleine Gruppe mit zunächst zehn Plätzen gehen. „In einigen Fällen gibt es in Familien ja auch mal sieben Geschwister“, sagen Sprecherin Sylvia Schikker und Einrichtungsleiter Lars Becker. Und sie sprechen ausdrücklich nicht von den teilweise großen Flüchtlingsfamilien.
Die bislang einzigartige Dependance des bundesweit aktiven Kinder- und Jugendhilfe-Vereins gehe nun in Bremen an den Start, sagt Schikker. „Dort werden Fachkräfte beschäftigt, weil die Zielgruppe besondere Ausbildung voraussetzt. Es geht darum, Geschwister gemeinsam aufzunehmen, Brüder und Schwestern sollen nicht auseinander gerissen und an verschiedenen Orten untergebracht werden.“ Es gehe um die vorübergehende Unterbringung, über das weitere Vorgehen entscheide in jedem Fall die zuständige Jugendbehörde.
Unter dem geltenden Recht des Kindeswohls können die Kinder und Jugendlichen zurück in ihre Familien. Das sind gut 40 Prozent. Die anderen werden in Pflegefamilien oder in Heime vermittelt. Dort seien sie dann, zumindest für einige Zeit, besser untergebracht. Im Jahr 2018 haben nach Angaben der Bremer SOS-Sprecherin die Jugendbehörden bundesweit 40 000 Kinder wegen akuter Gefährdungen aus ihren Familien herausgenommen.
Ehrenamtliche kümmern sich bislang beispielsweise im Bremer SOS-Haus an der Friedrich-Ebert-Straße um verschiedene Angebote für Kinder und deren Familien, aber auch für ältere Menschen, die ein Plätzchen für den Kaffee in Gemeinschaft suchen. Sie halten das Café am Laufen oder betreuen die Kleiderkammer im Haus. Dort können Bedürftige für ihre Kinder finden, was diese zum Anziehen brauchen. Für kleines Geld.
Auch Kurse und Einzeltermine für Eltern und Kinder werden angeboten. Sie sollen das Familienleben erleichtern. „Damit versteht sich SOS als Ort der Unterstützung, der städtische Zuwendungen bereichern will“, sagt Schikker. Zu den Sponsoren, die dabei helfen, zähle unter anderem Werder Bremen, heißt es vom Sportverein. „Werder Bremen und SOS-Kinderdorf bewegen gemeinsam“, betont ein Sprecher. „Und das schon seit 2013“, sagt er. Seit 2013 unterstützt Werder demnach die Arbeit der SOS-Kinderdörfer Bremen und Worpswede und baut die Partnerschaft kontinuierlich aus.
Es gebe unter anderem ein kostenfreies Fußballtraining sowie gemeinsame Veranstaltungen mit der Werder-Bremen-Windel-Liga und dem Kids-Club. Über den Sport fördern die beiden Partner soziale Kompetenzen und die Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und Familien. Den Start der Kooperation mit dem SOS-Kinderdorf markiert die Eröffnung des Spielraum-Angebots in der Bremer Neustadt. Einmal wöchentlich können Kinder dort mit Werder auf dem Bolzplatz am Leibnizplatz kicken. Die Teilnehmer stammen aus Angeboten des SOS-Zentrums und benachbarten Schulen. Bei den Angeboten, für die SOS Partner sucht, geht es um einen niedrigschwelligen Zugang zum regelmäßigen Fußballerlebnis. Es dient den Kindern, die Lust am Spielen haben, denen der Leistungsgedanke im Vereinsfußball aber nicht gerecht wird.
Ein weiteres Spielraum-Angebot gibt es in der Grohner Düne, wo das SOS-Kinderdorf seit Januar 2017 mit einem pädagogischen Mittagstisch präsent ist. Hier toben sich die Kinder täglich nach den Hausaufgaben auf dem Bolzplatz aus. Einmal in der Woche gibt es ein Fußballtraining mit einem Werder-Coach. „Auch hier ist der große Erfolg des Spielraum-Programms deutlich zu erkennen.“ Selbstvertrauen, Beziehungsfähigkeit und die Sozialkompetenz werden gesteigert, heißt es von SOS und Werder. Auch dabei kommen immer wieder Ehrenamtliche aus den Vereinen zum Einsatz.
„Sport macht selbstbewusst“, bestätigt Joachim Schuch, Einrichtungsleiter im SOS-Kinderdorf Worpswede. „Neben der Stärkung der Kinder ist am Fußballspielen auf jeden Fall positiv, dass es ganz unabhängig von sprachlichen, kulturellen und sozialen Bedingungen funktioniert und somit jedem offensteht.“ Besonders sozial benachteiligte Familien können sich ein Fußballtraining oft nicht leisten und haben durch das Spielraum-Programm die Möglichkeit, ihren Kindern ein wöchentliches, kostenloses Training zu ermöglichen.“
Zudem kooperieren Werder Bremen und die SOS-Kinderdörfer Bremen und Worpswede aber noch an weiteren Stellen. Bereits 2016 war der Werder Bremen Kids-Club im SOS-Kinderdorf Worpswede zu Gast: Dort wurde übernachtet und es gab ein Fußballturnier, eine Dorfrallye und eine Fußball-Lesung. Darüber hinaus ist das SOS-Kinderdorf regelmäßig bei Veranstaltungen der Grün-Weißen präsent wie etwa beim „Tag der Fans“. Für das Geschwisterhaus und die Kinder dort sucht der Verein nun „Menschen mit Pioniergeist“. Sie sollten das neue Hilfsangebot mit aufbauen und dann Geschwistern in ihrer absoluten Ausnahmesituation beistehen.
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